Hier ein paar Fakten, die euch hoffentlich die Entscheidung für ein Chirurgie-Tertial im Spital Wil erleichtern:
Arbeitsalltag:
Man trifft sich morgens um 07.30 zum Morgenrapport. Montags ist dieser interdisziplinär mit der Inneren Medizin, Freitags findet ein Breakfast-Teaching mit Kaffee und Gipfeli statt. Nach dem Rapport bleibt meist noch Zeit für einen Kaffee mit dem Team, bevor es dann mit der Visite auf Station oder dem OP-Programm weitergeht.
Bei der Visite, die am Mittwoch als Oberarztvisite und am Freitag als Chefarztvisite stattfindet, begleitet man diese mit einem Visitencomputer, um z.B. direkt Untersuchungen anzumelden oder Röntgenbilder und Laborbefunde anzuschauen. Mitdenken und Nachfragen sind immer willkommen!
Hauptaufgabe der Unterassistenten sind jedoch sogenannte ambulante Voruntersuchungen (AVUs) und die OP-Assistenz.
Die AVUs sind präoperative Aufnahmeuntersuchungen, dazu gehört ein Patientengespräch mit Anamnese, Erhebung des klinischen Status und anschließend Schreiben eines Eintrittsberichtes. Diese erledigen die Unterassistenten selbstständig, bei Fragen ist der Assistenzarzt der Tagesklinik als Ansprechpartner eingeplant.
In der Tagesklinik findet Montag, Mittwoch und Freitag auch die Gipssprechstunde statt, an der man jederzeit teilnehmen kann.
Nun zum meiner Meinung nach besten Teil: Die OP-Assistenzen werden im Röntgenrapport des Vortages eingeteilt und sind weitgehend nach Wunsch möglich. Wer sich für Chirurgie interessiert, kann in verschiedenen Bereichen (Unfall-, Allgemein-, Viszeralchirurgie, Orthopädie und auch Urologie) viel assistieren. Natürlich ist das operative Spektrum kleiner als an einer Uniklinik, dafür ist man meist erste Assistenz in einem OP mit einer wirklich guten Stimmung. Assistenz ist hier wörtlich gemeint, mitoperieren statt dabeistehen! Mitdenken ist erwünscht, Fragen werden beantwortet, je nach Interesse/Nachfragen ist Nähen fast immer möglich, teilweise auch selbstständig. Man bekommt tatsächlich das Gefühl, als Assistent wertgeschätzt zu werden. Ich bin immer noch begeistert!
Zusätzlich war ich drei Wochen auf der interdisziplinären Notaufnahme eingeteilt, wo man eigenständig Patienten sieht und sie anschließend dem Assistenz- oder Kaderarzt vorstellt. Zur Tätigkeit gehören selbstständige Anmeldung von Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen, Sonographieren (selbstständig und unter Aufsicht) und selbstständige Wundversorgung mit oder ohne Naht. Je nach Interesse kann man hier auch sehr viel lernen!
Pikett:
Der Pikettdienst ist eine OP-Rufbereitschaft. Unter der Woche ist das in der Nacht von 17.00-08.00 Uhr, am Wochenende oder an Feiertagen auch tagsüber. Die Einteilung übernehmen wir Uhus eigenständig im Vormonat. Pro Nacht gibt es 0,5 Kompensationstage, pro ganzes Wochenende 1,5 Tage, die man nach Rücksprache mit dem leitenden Arzt nehmen kann. Ich persönlich liebe den OP und habe daher sehr gerne Pikettdienste gemacht, da dann teilweise auch die interessanteren OPs stattfanden. Generell sind die Nächte jedoch meist ruhig.
Weiterbildung/Lehre:
Lehre spielt im Spital Wil eine große Rolle. Jeden Montag und Mittwoch (mit Ausnahmen) findet eine kleine Fortbildung zu einem Thema statt (gelegentlich macht dies auch mal ein Uhu). Im Rahmen dieser Fortbildung hatten wir z.B. auch einen Nahtkurs. Freitag morgens ist interdisziplinäres Breakfast-Teaching mit Kaffee und Gipfeli (Croissants), wobei hier die Chirurgen auch einmal ein Laparoskopie-Training gemacht haben. Zusätzlich gibt es noch einen Journal-Club, zu dem ich es jedoch nicht oft geschafft habe. Und einmal im Monat findet abends eine Fortbildung für die Hausärzte der Region statt, zu der auch Unterassistenten eingeladen sind, mit einem anschließenden Apéro riche (großes Buffet). Sollte man sich nicht entgehen lassen!
Und bei den gelegentlich stattfindenden Symposien der Spitäler in Wil oder Wattwil sind Unterassistenten im Regelfall auch kostenlos eingeladen (ich war einmal in Wil und einmal in Wattwil, gute Vorträge und gutes Essen ;-) ).
Das Team:
Klein aber fein. Auf allen Ebenen (Assistenz- bis Chefarzt) ist der Kontakt immer freundlich und kollegial. Man wird als Unterassistent fester Bestandteil des Teams und als solcher auch wertgeschätzt. Einer der besten Abende war das gemeinsame Team-Event (Bier, Burger, Bowlen)!
Wohnheim:
Einziger Minuspunkt ist die alte Küche des Wohnheims. Ansonsten sind die Zimmer ausreichend eingerichtet, die Betten bequem, der Aufenthaltsraum gemütlich. Mit den richtigen Uhu-Kollegen kann man dort überragende Abende verbringen!
Parken vor dem Wohnheim ist kostenlos möglich, allerdings sind zu manchen Zeiten die Parkplätze etwas knapp.
Fazit:
Ich hatte eine großartige Zeit in Wil. Ich habe tolle Uhu-Kollegen kennengelernt und in fachlicher Hinsicht habe ich alles gelernt/verbessert, was ich mir zu lernen erhofft hatte. Ich kann Wil nur jedem empfehlen!
Bewerbung
Ca. 1-1,5 Jahre im Voraus über einen Link auf der Homepage (z.B. "Spital Wil Unterassistent" suchen). Möglicherweise werden auch spontan Plätze frei.