Tja was soll ich sagen. Irgendwie fällt es mir verdammt schwer, diese Bewertung zu schreiben.
Im Kantonsspital Aarau habt ihr eigentlich nur zwei Aufgaben. Im Op zu assistieren (eigentlich fast immer nur 2. Assistenz) und die allgemeinversicherten Patienten aufzunehmen, meistens so 1 - 3 am Tag.
Meistens ist man als Unterassistenz nicht alleine, wenn man Glück hat ist man zu dritt. Dann hat man auch viel zeit in die Sprechstunden zu gehen, auch mal auf dem Notfall selbst zu untersuchen oder im Gebärsaal hineinzuschauen.
Hat man wie ich das Pech und ist 5 Wochen lang alleine macht man eigentlich nichts anderes als im OP zu assistieren. So sieht man zwar echt viel, aber nach dem 10x ist halt eine Hysterektomie als 2. Assistenz nur noch anstrengend (man sitzt zwischen den Beinen der Frau und muss die ganze Zeit mit einem von vaginal in den Uterus eingeführten Manipulator hin- und her bewegen und manchmal auch mit voller Kraft hineindrücken, ohne Stütze oder Ablagemöglichkeit für die Arme) nicht mehr im geringsten interessant. Ich kam mir hier teilweise wirklich ausgebeutet vor. Auch zu zweit ist es nicht unbedingt besser. Von 8:00 Uhr bis 14 Uhr ist man eigentlich immer im Op. Dann hat man die Patienten aufgenommen. Für die letzten zwei Stunden sind wir dann immer in die Sprechstunden bzw. auf den Notfall gegangen, wenn da was los war... oft ist der Terminplaner um 16 Uhr dann auch nicht mehr so voll und man sieht rel. wenig.
Wenn man im OP fertig ist, ist auf den Stationen leider schon alles gelaufen. Ich konnte in meinen 4 Monaten nicht ein einziges Mal an einer Visite teilnehmen. Generell war man auch keiner Station zugeteilt. Das hatte zwar den Vorteil, dass man (sollte man doch eher im Op fertig sein) seine Zeit relativ frei gestalten kann. So kann man in die Sprechstunden mit gehen oder auf den Notfall. Hier ist es tatsächlich ganz cool, weil einen viele auch selbst untersuchen lassen (vaginal, US, Abstricht etc). Das hat immer Spaß gemacht.
Es hat aber auch den Nachteil, dass sich niemand für einen zuständig fühlt. Außerdem muss man sich ja so auch viel intensiver mit den anderen Unterassistenten absprechen, es will ja schließlich jeder mal auf den Notfall.
Das meiste hier klingt jetzt so negativ, trotzdem würde ich aber nicht unbedingt vom Kantonsspital Aarau abraten. Könnte ich die Zeit zurück drehen, würde ich wieder hingehen, allerdings nur für ein halbes Tertial.
So hätte man die Möglichkeit wirklich eine große Bandbreite im Op zu sehen OHNE sich irgendwann zu langweilen und sich nur noch wie ein Arbeitstier vorzukommen (es gab ja auch keine "Aufsteigsmöglichkeit" , man war immer nur 2. Assistenz, ich durfte einmal in den 4 Monaten mal für 10 Minuten die Kamera bei einer Laparoskopie halten) und im Notfall auch mal selbstständig zu untersuchen (weiß nicht, ob das in D so geht).
Und könnte dann in Deutschland noch einmal mit einer richtigen vernünftigen Stationseinteilung am Krankenhausalltag teilhaben.
Ich kann nicht sagen, dass ich nichts gelernt hätte. Wenn mich jemand jetzt in der Prüfung nach operativen Therapiemöglichkeiten fragt, kann ich das glaub ich im Traum beantworten. Das konnte ich aber auch schon nach 2 Monaten. Und der ganze "konservative" Teil der Gynäkologie fehlt mir fast komplett. Auch die Geburtshilfe kommt sehr kurz, geht man nicht mal ein Wochenende freiwillig (das ist sehr empfehlenswert!) hin, kann man nur schwer etwas sehen, da sich die Hebammen durch die fehlende feste Einteilung in den Gebärsaal auch nicht verantwortlich fühlen, bzw. dich ja auch nur vom sehen kennen, wenn du mal alle 2 Wochen Zeit hast, vorbei zu kommen. Und meistens haben die dann auch noch Schülerinnen und man kann eh nicht mit.
Kontakt zur Pflege hat man praktisch so gut wie gar keinen. Dafür aber zum OP Personal. Die sind alle wirklich herzig. :)