Die Stadt Mar del Plata in der Provinz Buenos Aires ist ein beliebter Ferienort der Argentinier. Sie liegt direkt am atlantischen Meer mit mehreren Badestränden und schönen Promenaden.
Das öffentliche Krankenhaus liegt in einem armen Viertel der Stadt und genießt trotz seines Versorgungsstandards regional hohes Ansehen wegen seiner Ärzte. Der Versorgungsstandard in öffentlichen Krankenhäusern liegt deutlich unter dem, der Westeuropäischen Krankenhäuser. Kaputte Fenster, Schlaglöcher in den Wänden, lange Warteschlangen auf den Fluren, rauchende Angehörige im Treppenhaus, bewaffneter Sicherheitsdienst in der Notfallaufnahme - Alltag im HIGA.
Trotz des schlechten Bauzustands befinden sich dort die modernsten Geräte um gute Medizin zu betreiben.
Seit ein paar Jahren gibt es das PJ auch in Argentinien. Ich habe mein Tertial in der Abteilung für Allgemeinchirurgie absolviert. Dienstbeginn ist um kurz vor 8 bis mindestens 12/13 Uhr. Hier eine kleine Übersicht:
Mo,Mi, Fr : Beginn mit der Stationsvisite und Dokumentation. Danach in die Notfallaufnahme oder in den OP.
Di und Do: Chefarztvisite um 8 mit anschließender Fallbesprechung und Diskussionsrunde mit Oberärzten und Ärzten aus verschiedenen Fachabteilungen bis ca 10 Uhr. Danach Stationsarbeit oder Notfallaufnahme. Der OP steht an diesen Tagen für Notfälle zur Verfügung (Es gibt viele).
An allen Nachmittagen gibt es immer Sprechstunden auf dem Stationsflur für Patienten und Angehörige.
Die PJler in der Allgemeinchirurgie werden am meisten in die stationäre Arbeit eingebunden. Dazu gehören Arztbriefe (viel kürzer und schon vorgedruckt), Aufnahmen, Voruntersuchungen, Punktionen, Drainagen ziehen und Verbandswechsel. Die Blutabnahmen werden von den Krankenpflegern durchgeführt.
Nach der Stationsarbeit bin ich häufig in die Ambulanz gegangen. Dort durfte man Patienten unter Aufsicht des zuständigen Arztes Untersuchen und gegebenenfalls auch versorgen/nähen. Die Ärzte ließen mich und die anderen PJler nach selbständiger lokal Betäubung gerne mal nähen. Für bessere Lichtverhältnisse diente dann das Handy der Kollegen oder eine alte Tischlampe. Die Fälle in der allgemeinchirurgischen Notfallaufnahme sind sehr unterschiedlich: verwundete nach Verkehrsunfällen, Körperverletzungen nach bewaffneten/unbewaffneten Raubüberfällen, Abszesse aufgrund mangelnder Hygiene und viele Patienten mit Gallenblasenbeschwerden.
Wenn dann mal nix los war in der NA bin ich in den OP gegangen, wo man als Student immer herzlich willkommen ist. Die typischen Operationen in der Allgemeinchirurgie sind meistens laparoskopisch, weshalb die Studenten nicht herangezogen werden. Generell wird man nicht dazu gebeten um Haken zu halten, aber wenn man unbedingt darauf besteht, darf man natürlich gerne mitwirken. Ich habe mir häufig Operationen der anderen Fachrichtungen angeguckt, wodurch ich andere Ärzte aus anderen Fachbereichen kennengelernt habe. Die haben mich dann später auch bei ihren Operationen mitoperieren lassen haben. Dazu gehörte unter anderem eine Fußamputation, die Behandlung eines zu 65 % verbrannten Patienten und die Einlage einer Brustprothese mit den plastischen Chirurgen ( Da durfte ich besonders viel nähen.)
Empfehlenswert sind auch die Nachtdienste. Da ergeben sich viele Möglichkeiten um mitzuoperieren oder in der Notfallaufnahme mitzuwirken. Da mir die Ärzte abgeraten haben um die späte Uhrzeit noch mit dem Bus nach Hause zu fahren, habe ich im Krankenhaus geschlafen.
Es gab natürlich auch eher langweilige Tage im Krankenhaus, wo man als Student nicht viel machen konnte. Die Ärzte nahmen es einem nicht übel, wenn man dann früher das Haus verlassen wollte. Man konnte sich auch für mehrere Tage freischalten lassen um in Argentinien oder in den benachbarten Ländern (Uruguay, Chile, etc.) zu reisen. Dafür musste man sich mit dem betreuenden Oberarzt Javier absprechen. Er konnte sehr gut englisch und sogar ein bisschen deutsch.
Generell sind die Argentinier sehr offen und freundlich zu ihren Gaststudenten. Der Umgangston und das soziale Verhalten miteinander haben im Krankenhaus einen sehr hohen Stellenwert. Leider sprechen die Wenigsten ausreichend Englisch, weshalb gute Spanischkenntnisse erforderlich sind. Ein Sprachniveau B2 wäre top.
Während des chirurgischen Tertials war es auch möglich, nach Absprache mit den Ärzten, in den verschiedenen chirurgischen Abteilungen zu rotieren. Im HIGA gibt es Allgemein-, Unfall-, Herz/Thorax-,Neuro,Plastische- und Augenchirurgische Abteilungen. Ich habe mich aber auf der allgemeinchirurgischen Station sehr wohl gefühlt und bin deshalb dort geblieben.
Wieviel man letzten Endes lernt und machen darf ist wie immer von der eigenen Motivation abhängig. Ich würde Mar Del Plata jedem empfehlen, der eine spanischsprachige Auslandserfahrung machen möchte. Es gibt alles was zu einem Strandurlaub gehört und wer Lust hat kann nach dem Dienst eine runde Surfen gehen :) Die beste Zeit liegt zwischen November bis März.
Bewerbung
Paar Monate vor Beginn des PJ´s.
Bewerbung per E-Mail an Frau Bordoy senden: bibliotecahiga@gmail.com oder bibliotecahospitalreg@speedy.com.ar