PJ-Tertial Psychiatrie in Klinik Beverin (9/2017 bis 12/2017)
Station(en)
Salvorta
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Mein Tertial an der Klinik Beverin in Cazis
Liebe Studenten,
wenn Ihr Interesse an Psychiatrie habt, gerne eigenverantwortlich ärztlich arbeiten wollt, Ihr etwas lernen möchtet und keine Angst vor Arbeit habt, habe ich einen sehr interessanten Tipp für Euch: Die Psychiatrischen Dienste Graubünden!
Ich bewarb mich etwa ein Jahr im Voraus aufgrund der Empfehlung eines Freundes, der dort als Psychologiepraktikant gearbeitet hatte und mir die Klinik wärmstens empfohlen hatte. Ich wurde eingesetzt auf der Station Salvorta, eine akutpsychiatrische Abteilung mit den Schwerpunkten Psychosomatik (insbesondere Schmerzbewältigung) und Mutter-Kind-Betreuung. Für die Station wurde ich eingeteilt, ich hatte es mir nicht selbst ausgesucht, wenn man jedoch spezielle Präferenzen oder Interessen hat, kann man dies bereits mit der Bewerbung planen. Meine Station befand sich in der Klinik Beverin in Cazis. Dieser beschauliche Ort liegt etwa 20 km südlich von Chur; die Klinik gehört organisatorisch zusammen mit der Klinik Waldhaus in Chur, sie bilden quasi ein gemeinsames Spital mit zwei unterschiedlichen Standorten und etwas unterschiedlichen Schwerpunkten.
Wohnen konnte ich in einem Ein-Zimmer-Studio im neu renovierten Personalhaus für 400 CHF im Monat. Wirklich idyllisch gelegen mit Blick auf den Piz Beverin. Einziges Manko: das WLAN endete 5 Meter vor dem Personalhaus, was teilweise zu etwas tristen Abenden führte. Ich half mir durch eine Aldi suisse SIM Prepaid Karte, meines Wissens nach derzeit die günstigste Methode um kurzfristig mobiles Internet in der Schweiz zu haben, wenn man keinen deutschen Vertrag hat, bei dem die Schweiz (remember: nicht-EU Ausland) inklusive ist.
Meine beharrlichen Bemühungen den Zustand zu ändern führten mich über den Chef der IT bis zum Co-Chefarzt. Das Antennensystem soll kommendes Jahr neu ausgeschrieben und erneuert werden, zwischenzeitlich könnten Klinik IPads eine Übergangslösung darstellen, wurde mir versichert.
Ich kam jedoch noch nicht in diesen Genuss.
Tatsächlich war dies jedoch der einzige Wermutstropfen meines viermonatigen Aufenthalts in der Schweiz.
Die Arbeit begann zwischen halb 8 und 8, es folgte der Morgenrapport mit der Pflege, ehe der Tag durch die Einzelgespräche mit den Patienten, Arztbriefen, Gruppentherapien und Fortbildungen strukturiert wurde. Ich bekam wöchentliche Supervision durch meine Oberärztin, durfte bereits von Beginn an selbstständig fallführend Patienten betreuen und eine Psychoedukationsgruppe leiten. Es gab ein internes Weiterbildungsprogramm sowie die Möglichkeit an der Balint Gruppe teilzunehmen. Als Unterassistent hatte ich volle ärztliche Befugnisse und konnte (natürlich immer in RS mit meiner Oberärztin) Medikamente verschreiben, Rezepte aushändigen, Aufnahmen durchführen, Arztbriefe verfassen, EKGs auswerten, Einzelgespräche führen, Arbeitsunfähigkeitszeugnisse aushändigen, Physioverordnungen und Konsile anfordern etc.
Bereits nach kurzer Einarbeitungszeit wurde ich ähnlich wie ein Assistenzarzt eingesetzt und hatte so die Möglichkeit sehr viel eigenständig zu arbeiten und wahnsinnig viel und schnell zu lernen. Typische Hilfsarbeiten, wie ich sie in Deutschland ausgeführt habe (Blutentnahmen, EKGs schreiben, Botendienste...) fielen komplett weg, sodass mehr Zeit blieb, sich um die "eigenen" Patienten zu kümmern.
Das Team war unglaublich unterstützend, typische Hierarchien, wie ich sie in anderen Kliniken kennen lernen musste, waren nicht auszumachen.
Die Pflege ist exzellent ausgebildet, Psychologen und Ärzte arbeiten Hand in Hand gemeinsam, als Unterassistent wurde ich vollwertig anerkannt und als Teammitglied akzeptiert, auch im privaten Bereich gelang es mir so, Anschluss zu finden. Die Natur bietet ab der Haustür unglaublich viel, sozial bietet Cazis jedoch bis auf einen sehr coolen Volleyballclub wenig bis nichts. Möchte man feiern gehen, muss man nach Chur fahren (Bus&Bahn ab Klinik).
Ich arbeitete zwar meist bis 17 oder 18 Uhr, konnte jedoch meine Überstunden durch freie Tage kompensieren. Der Lohn betrug 1400 CHF brutto, abzüglich Miete und ein wenig Sozialabgaben blieben etwas über 900 CHF. Besonderes Highlight meiner Zeit war die Möglichkeit den Weltpsychiatriekongress in Berlin zu besuchen, wobei ich durch die Klinik unterstützt wurde. Die Zeit hat mir sehr viel Freude bereitet, ich werde sie in guter Erinnerung behalten.
Bewerbung
ca. 12 Monate im Voraus, geht jedoch unter Umständen auch kurzfristiger.