Mein Tertial in der Medizinischen Abteilung (Innere Medizin) in Rheinfelden war mein erstes und insgesamt bestes PJ-Tertial mit der richtigen Mischung aus Spass und Weitergabe von theoretischen und praktischen Kenntnissen und Fertigkeiten.
Wir waren insgesamt drei PJler in einem Team mit etwa 9 Assistenzärzten und ebenso vielen Kaderärzten ( Chefärzte/Leitende Ärzte/Oberärzte), die jeweils alle verschiedene Facharztweiterbildungen haben (Hämatologie , Pneumologie, Nephrologie, Geriatrie, Endokrinologie und Diabetologie, Gastroenterologie) und zusätzlich von niedergelassenen Fachärzten (vor allem Kardiologie, aber auch Angiologie und Dermatologie) regelmässig konsilarisch unterstützt wurden.
Dadurch hatte man in Rheinfelden rein fachlich gesehen stets einen Experten für das jeweilige Fach, der einem jederzeit und vor allem gerne etwas wissenswertes beigebracht hat und ein fast auf die gesamte Innere Medizin erweitertes Spektrum.
Generell waren wir als PJ ler (in der Schweiz = Unterassistenten) fest einem Assistenzarzt und dadurch einer Abteilung für einen bestimmten Zeitraum zugeteilt und man konnte nach einer Einarbeitungszeit dem Assistenten zu arbeiten. Das heisst Pat. aufnehmen, untersuchen, Procedere festlegen und im Anschluss mit dem Assistenten und vor allem täglich mit dem zuständigen Kaderarzt besprechen. Von den Besprechungen mit den Kaderärzten hat man am meisten profitiert, da diese extra dafür da waren, nochmal die postulierte Diagnose mit Differentialdiagnosen, den Verlauf, die Therapie und das weitere Procedere (auch nach dem Spitalaufenthalt) zu besprechen oder zu überdenken mit immer wieder interessanten Informationen über die Krankheitsbilder und auch darüber hinaus.
Man war auf der entweder auf der Station für Privat oder Allgemeinversicherte der Inneren Medizin tätig, auf der Akutgeriatrischen Abteilung (klingt bei weitem nicht so toll, wie es wirklich war) oder auf der Notaufnahme mit kleiner IMC-Station tätig.
Als PJler habe ich in Rheinfelden ein breites Spektrum an Patienten und Krankheitsbildern gesehen und damit einhergehend viele verschiedene "Basics" erlernt, die man sowohl für das mündliche Examen aber viel wichtiger für den Berufsstart sehr gut gebrauchen kann.
Die Tätigkeiten waren breit gefächert und wurden meist sowohl mit dem Assistenzarzt als auch mit dem zuständigen Kaderarzt besprochen oder von diesen supervidiert: Anamnese und körperliche Untersuchung (mit Feedback), aBGA-Entnahmen (venöse Entnahmen und Zugänge legen in der Schweiz eher die Pflegenden, sie freuen sich aber natürlich über jede helfende Hand wenn man denn möchte), Sonographien alleine mit Nachuntersuchung oder unter direkter Supervision, EKGs auswerten, Lungenfunktionsuntersuchungen durchführen und interpretieren, MMS und Uhrentest durchführen und interpretieren , allerlei laborchemisches anordnen und interpretieren sowie weiterführende bildgebende Verfahren anordnen und täglich abends in einem gemeinsamen Röntgen-Rapport besprechen. Am Schluss des Tertials hat man die Möglichkeit gehabt, eigene Patienten mit einem fest zugeteilten Kaderarzt selbstständig zu betreuen.
Ein weiterer Vorteil aufgrund der kleinen Grösse des Spitals und der kurzen Wege war, dass man jederzeit zu interessanten Untersuchungen (Gastro, Kolo, TTE, TEE, Knochenmarkbiopsien, Metacholintest, Schilddrüsenbiopsien, Nierenbiopsien, Sonographien jeglicher Art) mitgehen konnte oder bei interessanten Befunden dazu gerufen wurde (mehrmals sogar ins Labor zum Mikroskopieren)
Aber mindestens genauso gut wie die fachliche Expertise war die ausgesprochen freundliche, familiäre und zuweilen auch sehr lustige Stimmung die unschlagbar gut war und seinesgleichen sucht.
Man war von Anfang an Teil des Teams, wurde ab der ersten Minute wahr- und vor allem ernst genommen und war nicht nur "der namenlose Student".
Das machte sich sowohl im Umgang mit allen Ärzten (unabhängig der fachlichen Hierarchie) als auch mit der Pflege, den Case-Managerinnen, den Physiotherapeuten und allen anderen im Haus tätigen Angestellten bemerkbar, was ich so noch nie zuvor in einem Krankenhaus als Student erlebt hatte.
Alles in Allem mein bestes Tertial und auf jeden Fall weiter zu empfehlen.
Bewerbung
Ich habe mich etwa 12 Monate vorher beworben, habe aber von anderen PJlern gehört, dass auch sehr kurzfristige (1 Monat) Bewerbungen möglich seien.
Man hat die Möglichkeit in einer Unterkunft gegenüber des Spitals im Personalwohnheim in Personal-WGs (i.d.R. von anderen PJlern oder Pflegeauszubildenden bewohnt) zu wohnen.