Das Chirurgie Tertial im Klinikum Schwabing würde ich insgesamt als ziemlich durchwachsen bewerten.
Der PJ Beauftragte teilt die PJler zu Beginn ohne erkennbares System auf die verschiedenen Stationen (2 Unfall, eine Allgemein, eine geriatrische Frühreha) und in die Notaufnahme ein. So waren wir teilweise zu dritt auf einer Station, während gleichzeitig auf der Nachbarstation niemand eingeteilt war und die Ärzte sich dann bei uns deswegen beschwert haben. Einteilungswünsche wurden nur teilweise berücksichtigt, aber es konnten alle ihren Resturlaub am Ende nehmen.
Der Arbeitstag beginnt je nach Station zwischen 7.12 und 7.55 Uhr und endet offiziell überall um 16 Uhr. Die Regelung, dass nur ein PJler für den OP und Nadeln bis zum Ende dableiben muss, ist gerade besonders auf Druck eines Oberarztes im Umbruch. Schwer zu sagen, wie das in Zukunft gehandhabt werden wird.
In der Unfallchirurgie besteht der Stationsalltag hauptsächlich aus Blutabnahmen, Nadellegen und vielen Verbandswechseln. Je nach Stationsarzt wird man mehr oder weniger in die Betreuung der Patienten eingebunden (Kurvenvisiten, Röntgen /CT gemeinsam anschauen,...). Mit entsprechender Eigeninitiative erhöht man auf jeden Fall die Chance, wahrgenommen zu werden und an der Patientenversorgung aktiver teilzuhaben.
Im OP hängt es auch primär vom Oberarzt ab, ob bzw wie viel man erklärt bekommt. Wenn man aktiv nachfragt, darf man auch mal zunähen oder klammern.
Die Stimmung unter den Ärzten in der Unfallchirurgie ist teilweise sehr angespannt und Wortgefechte in der Frühbesprechung sind an der Tagesordnung.
In der Viszeralchirurgie gibt es einen internistischen Stationsarzt, der die PJler gut einbindet und viel erklärt. Auch die restlichen Ärzte wirken meist motivierter, den PJlern etwas beizubringen. Die Stimmung ist auf Station meistens besser als in der Unfallchirurgie.
Die Notaufnahme ist räumlich sehr beengt, weswegen man als PJler gefühlt oft nur im Weg steht. Die meisten Ärzte lassen einen aber des öfteren untersuchen und kleinere Sachen nähen. Wenn man sich mit der Pflege gut stellt, bekommt man einige Tipps zur Wundversorgung / Gipsen etc. gezeigt.
Fortbildungen finden so gut wie nie statt. Man kann aber alternativ zur zeitgleich stattfindenden Fortbildung der Internisten gehen.
Wenn man Glück mit den Ärzten auf Station hat und viel Eigeninitiative zeigt, kann man aus dem Tertial sicher das ein oder andere mitnehmen. Mit Wochenenddiensten (2 mal 10 Stunden und dafür die Woche drauf frei) und Nachtdiensten kann man sich viel Freizeit erarbeiten.
Insgesamt findet aber deutlich zu wenig Lehre statt, was selbst bei motivierten PJlern auf Dauer für Ernüchterung sorgt. Es besteht auf jeden Fall noch deutliches Verbesserungspotenzial.