Seit Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich während meines Praktischen Jahres auf jeden Fall auch außerhalb von Deutschland arbeiten möchte.
Für Innere Medizin war es mir wichtig ins deutschsprachige Ausland zu gehen und so stand ich vor der Wahl zwischen der Schweiz und Österreich.
Mit dem LKH Freistadt habe ich einen wahren Glücksgriff gemacht, den das Tertial dort hat all meine Erwartungen übertroffen.
In Freistadt bekommt ihr zu Beginn eures Praktikums Telefon, Dienstkleidung und Wohnungsschlüssel ausgehändigt. Die Wohnung ist einfach gehalten aber für einen alleine vollkommen ausreichend. Ihr habt einen Bett, einen Schrank, Tisch mit Stühlen, eine kleine Küche und ein Bad. Zu Fuß sind es vom Wohnheim zum Krankenhaus 20 min also ein angenehmer Spaziergang.
Freistadt selber hat für seine Größe (8000 Einwohner) relativ viel zu bieten. Da es als Zentrum des Mühlviertels gilt, gibt es ein Kino, Schwimmbad mit Sauna, mehrere Cafés und alle Supermarktketten, die wir bei uns auch haben. Großer Pluspunkt für mich war außerdem die Gemeindebücherei, die genügen Bücher zum Stöbern und Schmökern bietet.
Wer jedoch mit Natur nicht wirklich viel anzufangen weiß, sollte sich vielleicht eine größere Stadt suchen, den diese macht doch den Reiz der Region aus. Ich war im Winter dort und so bin ich des öfteren Skifahren gewesen und hab viele Schneewanderungen in der Umgebung gemacht. Kleine Skigebiete gibt es im Umkreis von 20 km. Ein kleiner Tipp noch zum Thema Mobilität. In Freistadt gibt es das E-Car-Sharing ( https://www.muehlferdl.at/ ), welches von Otmar Affenzeller (otmar.affenzeller(at)energiebezirk.at Tel +43 (0) 7941 - 21222 76) betreut wird und wo man für 3,90€ die Stunde das Mühlviertel entdecken kann.
Die meiste Zeit des Tages verbringt man jedoch trotzdem im Krankenhaus und so kommen wir zur Arbeit. Wie oben schon erwähnt hat mich in diesem Bereich das LKH Freistadt und vor Allem die Abteilung der Inneren Medizin vollkommen begeistert. Du wirst als vollwertiges Mitglied des Teams behandelt, darfst eigene Aufgaben übernehmen und hast trotzdem noch die Freiheit dir alles, was dich interessiert, anzuschauen.
Mein Arbeitsalltag sah folgendermaßen aus:
7.15 Morgenbesprechung mit dem gesamten Team und einer Tasse Kaffee
8.15 Röntgenbesprechung (immer Montags, Mittwochs und Freitags)
Ab dann ging es auf Station, in die Aufnahme oder zur Endoskopie/Sonographie, je nach dem für was man sich eingetragen hat, bzw auf was man Lust hatte.
Mittagspause war irgendwann zwischen 11.30-14.30 und es ist nur ein einziges mal passiert, dass ich nicht zum Essen gekommen bin. Das Essen besteht aus Suppe, einer Auswahl aus 3 Hauptgerichten (man legt sich selbst auf und kann die Hauptgerichte auch kombinieren), Salatbar und Nachtisch für unschlagbare 3,50€
Dienstschluss war um 15.30, wobei ich auch oft früher gehen konnte.
Die ersten Wochen habe ich meist auf Station verbracht um erst mal den Ablauf im Krankenhaus zu sehen. Dort war meine Hauptaufgabe die Anamneseerhebung und Körperliche Untersuchung. Da in Österreich die Schwester blutabnehmen wirst du nur bei schwierigen Blutabnahmen und der arteriellen Blutgasanalyse gerufen. Jedoch sind die Schwestern sehr erfreut, wenn du ihnen freiwillig hin und wieder eine Abnahme abnimmst, falls du mehr Übung haben möchtest. Deine Anamnesen kannst du später selbständig diktieren und die Kurven schreiben. Bei Therapievorschlägen kannst du die auch einfach mit einschreiben und dann mit den Ärzten noch diskutieren. Sehr lehrreich sind natürlich auch immer die Visiten, auch hier freuen sich die Ärzte, wenn du dich mit Fragen oder Therapievorschlägen selber einbringst. Insgesamt herrscht ein wunderbares Klima und es wird sehr kollegial im Team miteinander umgegangen. Da Freistadt nicht immer PJ‘ler hat sind sich auf dich nicht angewiesen, doch freuen sie sich sehr wenn du dabei bist.
Ab der Hälfte meiner Zeit dort bin ich in die internistische Notfallambulanz gewechselt und habe dort zusammen mit den Jungassistenten (Turnusärzten) die Erstversorgung gestellt. Fachlich war das für mich die lehrreichste Zeit, da man bei bis zu 25 Patienten pro Tag doch ein recht breites Bild an Erkrankungen sieht. Dazu kommt, dass Freistadt als Landkrankenhaus Erstversorger für die gesamte Region ist und somit auch Fälle aus den Fachbereichen der Neurologie, Dermatologie, Urologie, Rheumatologie usw. auf der Inneren landen.
In der Ambulanz musst ich mir überlegen, welche Laborwerte und Untersuchungen ich nun für den Patienten brauche, was mir das EKG und die körperliche Untersuchung inklusive Anamnese über den Patienten erzählen und was ich aus der Fülle dieser Informationen nun meinem diensthabenden Oberarzt berichte, um mit Ihm zusammen das weitere Vorgehen zu besprechen.
Zusätzlich zu den zwei großen Arbeitsfeldern von Station und Notaufnahme konnte ich noch frei zu all den Spezialambulanzen (Diabetesambulanz, Rheumaambulanz, CED-Ambulanz, Onkoambulanz) gehen, beim Sonographieren zuschauen bzw. selber vorsonographieren und bei Endoskopien dabei sein.
Größter Pluspunkt bei alle dem bleibt aber einfach das Team. Ich hatte viele Junge Kollegen in meinem Alter, die gerade in ihren ersten Ausbildungsjahren sind und mit denen ich einen super Austausch hatte (während aber auch nach der Arbeit). Dazu kamen erfahrene Oberärzte mit denen du sofort per du bist und die du alles Fragen kannst was dir auf der Seele liegt.
Falls du also ein PJ-Tertial suchst wo du nicht nur PJ‘ler Nummer 52 bist, sondern als Person wahrgenommen werden willst und als vollwertiges Mitglied in einem tollen Team arbeiten willst, bist du in Freistadt genau richtig!
Bewerbung
Beworben habe ich mich in etwa ein halbes Jahr im Voraus, was vollkommen ausreichend war. Für das LKH Freistadt ist Marianne Döberl die Ansprechpartnerin, welche sich mit größter Hilfsbereitschaft um all deine Anliegen kümmert! (LKH Freistadt: Marianne Döberl - Sekretariat der Ärztlichen Direktion, Tel: 0043 5 055476-22001 ArztDion.fr@gespag.at) Für weitere Krankenhäuser im gespag-Verbund findet ihr die Ansprechpartner hier: http://www.gespag.at/bildung/ausbildung-medizin/klinisch-praktisches-jahr.html
Für die Anrechnung = Äquivalenzbescheinigung müsst ihr euch an die Universität Wien / Graz oder Salzburg wenden. Ich hatte die Uni Graz gewählt und dort alles mit Karin Weinberger (karin.weinberger@medunigraz.at / http://international-office.medunigraz.at/en/incoming-mobility/erasmus-traineeship/) besprochen. Wichtig ist, dass ihr an der Universität Graz als Erasmusstudent eingeschrieben seit, sonst klappt es nicht mit der Äquivalenzbescheinigung. Somit einfach frühzeitig auch mit Karin in Verbindung treten.