Mein Tertial wurde mit dem Chef der chirurgischen Abteilung der Universität, Professor Arcelus, organisiert. Er ist der Allgemeinchirurgie zugeteilt und ich besprach mit ihm am ersten Tag meine Wünsche für die 4 Monate. Man ist einem Tutor in jeder Abteilung zugeteilt und folgt dem Dienstplan des Tutors für die Funktionsbereicheinteilung. Insgesamt durfte ich durch die folgenden Abteilungen rotieren:
- Allgemeinchirurgie
- Orthopädie und Unfallchirurgie
- Gefäßchirurgie
- Kinderchirurgie
Der Tagesablauf war ungefähr gleich in jeder der obengenannten Abteilungen. Je nachdem fängt man um 8Uhr bzw. um 8:15Uhr mit der Morgenbesprechung an, wo die Nachtaufnahmen und besondere Fälle besprochen wurden. Danach ging es unten in den OP-Bereich, falls man mit seinem Tutor dort eingeteilt wurde. Als Student in Spanien ist man überzählig, also ist man nicht direkt fürs "Waschen" eingeteilt. Je nach Eingriffsart und Bedarf, wird man zum Tisch eingeladen und man bekommt sehr viel erklärt. Man darf auch problemlos Fragen stellen. Nähen / etwas einspritzen darf man auch machen. Man soll sich nur trauen, darum zu bitten oder etwas gezeigt zu bekommen. Wenn es dann Zeit dafür gibt, dann darf man das auch machen. Persönlich half ich bei der Ein- und Ausladung der Patienten mit, was immer von der Anästhesie und der Pflege gern gesehen wurde und so kommt man auch ins Gespräch mit Ihnen und kann dann Fragen zur Anästhesie fragen.
Geplant in allen Abteilungen war der Tag um 15Uhr zu Ende. Als Student wird es erwartet, dass man ein Spätdienst auch mit seinem Tutor macht. Ich kann das nur empfehlen, denn man sieht viel mehr, macht auch viel mehr und darf so lange bleiben wie man will. Man bekommt dafür Zeitausgleich am nächsten Tag.
Auf Station sind Blutaufnahmen der Pflege überlassen, aber falls man Zugänge legen bzw. Blut abnehmen möchte, dann kann man das auch organisieren. Ansonsten bespricht man die Patienten mit den Ärzten und macht die Visite mit, inkl. mit Verbandswechsel je nachdem. Der Tag war öfters früher zu Ende auf Station. Danach durfte man unten in den OP-Bereich oder in die Sprechstunde gehen.
Die Sprechstunde fand ich in allen Abteilungen sehr interessant, da man viel mehr in Kontakt mit dem Patienten kam und durfte sie untersuchen. Ich fand es vom Ablauf her viel besser als auf Station, denn man konnte den Fall erstmal besprechen und direkt danach kam der Patient rein. Man hat als Student in Spanien keinen Zugang zum Krankenhaussystem, also konnte die Fälle nicht für sich nachschlagen.
Je nachdem in welcher Abteilung man sich befindet und in welche Richtung der Tutor sich weiter befördert hat, kann es sein, dass man nur Leber OPs (Allgemeinchirurgie) oder Fuß-OPs (Orthopädie) sieht. Nach 2 Wochen Hallux valgus bat ich darum in die Unfallchirurgie zu wechseln. Da Orthopädie und Unfallchirurgie in Spanien zwar getrennt sind aber insgesamt zusammen gehören, muss man dazu sichern, dass er als chirurgischer PJler in die Unfallchirurgie kommt, damit man nicht unbedingt nur orthopädische Krankheitsbilder sieht. Und ruhig fragen andere Sachen zu sehen. Keiner nimmt es böse und versteht, dass die Studenten so viel wie möglich sehen wollen.
Persönlich fand ich die Unfallchirurgie besser. Ein kleineres und sehr nettes Team. Mit den Assistenzärzten in der Notaufnahme durfte ich kleine Frakturen reduzieren, Lokalanästhesie einspritzen und ein bisschen nähen.
Fazit zu allen Abteilungen: sehr nette Teams, die dir tatsächlich Sachen beibringen wollen, aber man soll dafür sein Interesse zeigen. Man sieht sehr viele Krankheitsbilder in allen Abteilungen. Der Lerneffekt ist das was man selber daraus ziehen möchte. Je mehr man versucht sich zu integrieren und seine Fragen zu stellen, desto mehr kommt man zum Einsatz und desto mehr lernt man.
Sprachkenntnisse: persönlich finde ich sehr gute spanische Sprachkenntnisse unentbehrlich. Ich hatte schon Erasmus in Córdoba gemacht und hatte Freunde in Granada, also kannte ich mich sehr gut mit dem Dialekt aus. Man kann mit Spanisch Grundkenntnissen immerhin eine gute Erfahrung haben, bloß ist es erschwert und ich meine, dass die Integration durch mangelnde Sprachkenntnisse deutlich erschwert ist. Also auf jeden Fall einen Spanischkurs belegen und so viel Kontakt mit Spaniern aufnehmen wie möglich. Der andalusische Dialekt kann für Anfänger sehr schwierig sein.
Bewerbung
Ich bereitete mich auf den Aufenthalt, um mehr als 1,5 Jahren im Voraus vor, in dem ich mich über die Fördermöglichen der FAU informierte und danach setzte ich mich mit dem Antrag auf diesen Aufenthalt in Granada auseinander.
Der Kontakt erfolgt immer an erster Stelle über die medizinische Fakultät der Universität Granada. Man kann sich entweder erstmal in Verbindung mit dem RIA der medizinischen Fakultät setzen oder mit der Chef der jeweiligen Abteilung, in die man gehen möchte. Man wird immerhin Kontakt mit beiden Einheiten haben müssen, damit man regulär als matrikulierter Student in Granada aufgenommen wird. Dies ist äußerst wichtig, denn man von der Universtität aus nicht versichert ist, wenn man nicht auf diesem Wege seinen Aufenthalt organisiert (trotz deutscher Versicherungen). Ausweise zum Zugang zu den OP-Bereichen erhält man von der Universität. Kontaktdaten sind auf der Webseite der Fakultät zu finden.