Sri Lanka ist ein WUNDERSCHÖNES Land. Es gibt herrliche Strände und eine bezaubernde Artenvielfalt in der Natur. Selbst von Affen wird man gelegentlich beim Frühstück besucht. Es ist warm und besonders im Winter eine tolle Möglichkeit dem schlechten Wetter in Deutschland auszuweichen.
Leider ist meine anfängliche Euphorie für das Krankenhaus (Teaching Hospital Karapitiya in Galle) nach dem beendeten Tertial komplett erloschen.
Aber von vorne.
Kurz vor unserem Abflug nach Sri Lanka erfuhren wir über die Facebook Gruppe, dass es in Sri Lanka Änderungen bezüglich der Anwesenheit geben wird, über eine genaue Umsetzung wusste allerdings noch niemand bescheid. Aus früheren Berichten war ersichtlich gewesen, dass das Krankenhaus das Thema Anwesenheit nicht sonderlich ernst nimmt.
In Sri Lanka bekam man primär erst einmal sehr wenig und schleppend Informationen zu diesem neuen Ablauf. Eine Anwesenheit von mindestens 60% sei jetzt gefordert, allerdings wurde diese nur in der Inneren Medizin mit Hilfe von Anwesenheitszetteln kontrolliert. In der Chirurgie hieß es, man vertraue uns und die abschließende Unterschrift bekäme man dann 1-2 Wochen vor Tertial ende. Nicht mehr eher.
Der Ablauf im Krankenhaus war sehr chaotisch. Wir waren circa 40 deutsche Studenten auf der chirurgischen Station. Anwesend waren wir maximal bis Mittags. An vielen Tagen war unsere Ausbildungszeit nach der Visite, circa 1-2 Stunden, vorbei und wir konnten Krankenhaus verlassen. Auf Grund der vielen Studenten wurden wir in unterschiedliche Abteilungen aufgeteilt. Wobei ich Pädiatrie und Onkologie wirklich empfehlen kann, denn dort wurde wenigstens etwas Lehre gemacht und die Ärzte konnten sich an Absprachen halten. Was ich von der AC leider kein bisschen behaupten kann. Dort war es am anstrengendsten. Die Ärzte haben uns die meiste Zeit ignoriert, waren zu vereinbarten Uhrzeiten nicht da oder wollten von uns, dass wir uns erst beim Oberarzt die Erlaubnis holen, damit wir auf Visiten oder ähnliches mitgehen dürfen. Da die Oberärzte aber auch nie auffindbar waren, hatte es die Konsequenz, dass wir einfach nur im Gang gestanden haben und nichts tun konnten. Gelernt hat man absolut gar nichts, im OP nicht assistiert und generell auch keinen Patienten untersuchen dürfen.
Die Arbeits- als auch Patientenbedingungen sind in Sri Lanka katastrophal, da das Gesundheitssystem staatlich finanziert ist und überall die Mittel fehlen.
Das anstrengendste im Krankenhaus war die fehlende Kommunikation. Sowohl mit uns Studenten als auch zwischen den Ärzten. Leider nur eine weitere Facette der Unzuverlässigkeit vieler Menschen in Sri Lanka.
Ein weiteres großes Problem war, dass die einzelnen verantwortlichen Ärzte die Bedingungen für die Unterschriften jeder Zeit beliebig abgeändert haben. Dadurch ist bei uns eine solche Unsicherheit aufgetreten. Es wirkte sehr willkürlich und es war nie ganz sicher ob die Ärzte uns die notwendigen Unterschriften und Stempel am Ende wirklich geben. Ich von Glück reden kann, meine Unterlagen am Ende vollständig ausgefüllt bei mir zu wissen.
Obwohl wir unser möglichstes getan haben, entstanden trotzdem endlose Diskussionen mit dem Dekan, aber auch mit Oberärzten über die Stunden und Unterschriften. Einige Studenten von uns hatten Glück und haben schon nach 4-6 Wochen die Unterschriften und Stempel erhalten. Anderseits wurde bei anderen Studenten noch in der 7. Woche keine Unterschrift gewährt. Dabei wurden die Ärzte teils sehr unhöflich und laut, was die Situation noch zusätzlich unangenehm machte.
Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, gab es vorher bei der Visumsverlängerung ähnliche Probleme. Alle Studenten mussten geschlossen nach Colombo fahren um dort das Visum verlängert zu bekommen. Dies kostete uns über 100€ und dauerte 2 Tage. Übernacht wurden unsere Reisepasse in der Behörde einbehalten und konnten erst am 2. Tag wieder von uns abgeholt werden. Auch dort war die Organisation und Kommunikation wieder außerordentlich schlecht.
Für mein abschließendes Fazit über Sri Lanka muss ich sagen dass die Natur wirklich sehenswert ist. Gegen einen Urlaub in diesem schönen Land spricht absolut nichts. Allerdings läuft ein PJ dort absolut nicht mehr so ab wie es in früheren Berichten geschildert wurde. Die Arbeitstage verlaufen dort immer noch entspannter ab als in Deutschland und man kann auf jeden Fall noch nachmittags zum Strand oder Surfen gehen. Auf Grund der Unzuverlässigkeiten und der schlechten Organisation kann ich das PJ auf Sri Lanka nicht mehr empfehlen.