Mein Tertial Innere Medizin im Hospital del Caribe in Cartagena war eine sehr spannende Zeit. Die Arbeitszeiten sind relativ happig, Beginn war um 6 Uhr morgens und Ende zwischen 14:30 und 17 Uhr, je nachdem wie viel eben los war. Aber dafür kann man sich auch ein bisschen mehr Urlaub nehmen ohne das jemand meckert. Ich kann die Notaufnahme und die Arbeit auf der Infektiologie empfehlen. Außerdem habe ich ein paar 24-h-Dienste mitgemacht, das war auch sehr interessant. Gute Spanisch-Kentnisse sind ein Muss, sonst steht man dumm daneben, zumal der Dialekt an der Karibik-Küste tatsächlich etwas schwer zu verstehen ist. Nach einiger Zeit war ich dann aber in der Lage, Patientenanamnesen durchzuführen, Patienten aufzunehmen und auch Arztbriefe zu schreiben. Blutabnahmen und Flexülen macht die Pflege, in der Notaufnahme und in der Infektiologie hatte ich aber ein paar mal die Möglichkeit, Lumbal-, Pleura- und Aszitespunktionen durchzuführen oder ZVK's zu legen. Ab und zu darf man auch einen Blasenkatheter oder eine Magensonde legen. Häufige Krankheitsbilder: Tuberkulose, HIV und HIV-Komplikationen, Diarrhoen, Pneumonie, Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz, COPD, Herzinfarkt, Hepatitis, Weichteilinfekte wie Cellulitis oder Erysipel, Miasis, tropische Infektionskrankheiten wie z.B. Dengue, Malaria, Leishmaniose,...
Mittagessen gibts für die AustauschPJ-ler eigentlich umsonst, man muss aber ein bisschen hinterher sein und die Verantwortlichen ein paar mal dran erinnern. Generell gilt (wie immer): mit den Kollegen reden, sich vorstellen, präsent sein, nachfragen, dann wird man integriert und in den Klinikalltag eingespannt. Kleidung muss man sich kaufen, dafür kriegt man dann eine schicke maßgeschneiderte Uniform mit aufgesticktem Namen.
Leider ist das Krankenhaus relativ arm, und die hygienischen Standarts sind nicht die Besten. Auch fehlte es häufiger an Medikamenten, Materialien usw. . Dies verzögert/erschwert einen reibungslosen Arbeitsablauf und man sollte viel Geduld (und Verständnis) mitbringen! Die Patienten kommen meist aus den ärmeren sozialen Schichten (wer es sich leisten kann geht in eine der zahlreichen privaten Kliniken) und oft kommen die Patienten mit relativ fortgeschrittenen Krankheitsbildern, da sich die Präventiv-Medizin bislang noch wenig etabliert hat bzw. die Leute sich keine regelmäßigen Arztbesuche/Medikamente leisten können. Also auch sozial-politisch eine hochinteressante Erfahrung.
Cartagena ist eine sehr schöne Stadt mit vielen Freizeitangeboten und Kolumbien an sich ein tolles Reiseland!
Fazit: keine high-tech Medizin und keine super-Lehre, aber eine spannende Erfahrung! Habe über (die) Medizin (hinaus) viel gelernt.