Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Die Kreiskliniken Altötting-Burghausen gehören zu den akademischen Lehrkrankenhäusern der LMU München, bieten aber auch für externe Student/-innen, die an anderen Universitäten immatrikuliert sind, Famulaturen und Tertiale im Rahmen des Praktischen Jahres an. Ich war zuerst 8 Wochen in der Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie und anschließend 8 Wochen in der Unfallchirurgie tätig.
Arbeitszeiten
Der Arbeitstag beginnt um 7:30 Uhr mit der morgendlichen Röntgen-Demo, bei der ein Radiologe die Röntgen-, MRT- und CT-Bilder aus dem Dienst sowohl den Allgemeinchirurgen, als auch den Unfallchirurgen präsentiert. Dabei wird dann in der Runde über den Befund diskutiert und das weitere Vorgehen geplant. Hier konnte ich einiges über die vielfältigen Pathologien lernen und das Befunden der Bilder üben.
Anschließend geht man je nach Einteilung in den OP, auf die jeweilige Station oder in die Nothilfe.
Dienstende ist normalerweise um 16:00 Uhr, wobei man aber natürlich beispielsweise auch noch länger im OP bleiben darf, um eine interessante OP noch bis zum Ende mitzuverfolgen. Falls man aber pünktlich gehen muss, wird der Diensthabende gerufen und löst einen ab.
Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
Wenn man im OP eingeteilt ist, steht man meist als 2. Assistenz mit am Tisch, hält Haken, darf zunähen, darf bei minimalinvasiven Eingriffen die Kameraführung übernehmen und - am allerwichtigsten – soll viele Fragen stellen! Diese sind ausdrücklich erwünscht und werden immer gern und ausführlich beantwortet! Der Chefarzt, Herr PD Dr. Jurowich, stellt viele Fragen, aber es ist nie schlimm, wenn man einmal keine Antwort parat hat. Dadurch habe ich sehr viel gelernt und war nicht „nur“ die Hakenhalterin.
Ich konnte während der zwei Monate ein großes Spektrum an Eingriffen erleben, die von der Appendektomie über die pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie bis hin zur VATS-Lobektomie reichten.
Meine Aufgaben auf Station waren unter anderem Blut abnehmen, Viggos legen, neue Patienten aufnehmen, Arztbriefe schreiben und die Teilnahme an der Morgen-Visite. Die Stationsassistentin hat mich bei der Blutabnahme immer unterstützt, sodass diese Aufgabe nicht mehr als eine Stunde in Anspruch genommen hat. Die Assistenzärzte erklären geduldig die Stationsabläufe und bald darf man sehr selbstständig arbeiten. Falls diagnostische Untersuchungen, wie zum Beispiel eine Proktoskopie oder eine Pleurasonographie anstehen, wird man sofort dazugeholt. Außerdem darf man unter Anleitung zum Beispiel eine Bülau- Drainage ziehen oder Verbandswechsel durchführen.
Mir hat die Zeit dort sehr gefallen, da man vom ersten Tag an wie selbstverständlich ins Team aufgenommen wird, alle immer ein offenes Ohr für Fragen haben und insgesamt ein sehr angenehmes Klima herrscht. Auch nach der Arbeit wird man zum Abendessen eingeladen oder trifft sich auf dem örtlichen Christkindlmarkt. Auch die Zusammenarbeit mit der Pflege läuft sehr harmonisch ab und man unterstützt einander.
Unfallchirurgie
Für die letzten zwei Monate rotiert man in die Unfallchirurgie, wo man ebenfalls entweder als 2. Assistenz in den OP geht, auf der Station Blut abnimmt und Arztbriefe schreibt oder in der Nothilfe dem dort eingeteilten Assistenzarzt zur Hand geht. Im OP assistiert man bei einer Vielfalt von Eingriffen - von der Plattenosteosynthese über Kyphoplastien zur Knie- oder Hüft-TEP. Besonders der Chefarzt, Herr Dr. Wambach, erklärt viel und gerne, sodass ich in kurzer Zeit einiges lernen konnte.
Nothilfe
Während des gesamten Tertials gibt es immer mal wieder die Möglichkeit in der Nothilfe mitzuarbeiten. Je nach diensthabendem Arzt darf man selbstständig arbeiten und schon mal die Anamnese erheben, die klinische Untersuchung durchführen und sich die weitere Diagnostik und Therapie überlegen. Ich hatte somit die Möglichkeit, Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern wie Platzwunden, akuten Abdomina oder Frakturen aufzunehmen.
Fortbildungen
Es gibt immer die Möglichkeit Fragen zu den vielfältigen Krankheitsbildern zu stellen und es kommt durchaus vor, dass man zu pathologischen Röntgenbildern eine Frage gestellt bekommt und man dann mit dem Assistenzarzt wichtige Punkte zum Krankheitsbild wiederholt. Jeden Dienstagnachmittag findet das interdisziplinäre Tumorboard statt, zu dem man herzlich eingeladen ist und bei dem die Chef- und Fachärzte aller Fachrichtungen die verschiedenen Fälle und das weitere Vorgehen diskutieren.
Zudem nahm ich auch an einer Reanimationsschulung und an einer abteilungsinternen Fortbildung teil, die das Ziel hatte, besonders den jungen Kollegen/-innen die Operationsschritte der am häufigsten durchgeführten Operationen zu erklären.
Bewerbung, Unterkunft und Aufwandsentschädigung
Ich habe mich als Externe an der LMU München beworben (Fristen beachten!). Falls man eine Unterkunft benötigt, kann man für wenig Geld ein Zimmer im angrenzenden Schwesternwohnheim mieten. Als Aufwandsentschädigung bekommt man 400€ pro Monat.
Fazit
Mir hat das Tertial in Altötting aufgrund der familiären Atmosphäre (sogar der Chefarzt und die Oberärzte kennen einen mit Namen, man ist nicht einfach „die PJlerin“) sehr gefallen. Man fühlt sich sofort gut aufgehoben und hat die Möglichkeit beispielsweise auch sehr komplexe Operationen hautnah mitzuerleben. Außerdem findet man immer jemanden, der einem bei auftretenden Fragen oder Problemen sofort weiterhilft.
Ich kann das Chirurgie-Tertial in der Kreisklinik Altötting sehr empfehlen.