PJ-Tertial Visceralchirurgie in St. Thomas Hospital London (3/2018 bis 5/2018)

Station(en)
Page Ward
Einsatzbereiche
OP, Station, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe ein halbes Tertial in der Lower GI Surgery am St.Thomas Hospital gegenüber der Westminster Abbey absolviert. Die Bewerbung lief über das Medical elective Programm vom King’s College London. Auf der Homepage findet ihr alle Informationen hierzu.
Im St.Thomas Hospital ist man einem Consultant (Oberarzt) fest zugeteilt, wodurch man jederzeit einen Ansprechpartner hat, was ich sehr hilfreich fand. Bei der Zusage, die etwa 8 Wochen nach Bewerbungsende kam, habe ich direkt erfahren, wer mein Consultant ist, in welcher Abteilung ich bin und in welchem Krankenhaus.
Ich bin in der vorherigen Woche Donnerstagabend angereist, da man freitags zu einer Einführungsveranstaltung gehen musste. Dort bekamen wir ein paar Formulare zum Unterschreiben, Informationen zum Ablauf und ein paar Merchandise Artikel des King’s College. Anschließend gab es dann einen Rundgang auf dem Campus inklusive des Anatomiemuseums am Guys Campus. Das sollte man sich definitiv anschauen, die Exponate sind einzigartig und nur medizinischem Personal/Studenten zugängig! Dort hat man direkt Gelegenheit ein paar Electives kennenzulernen. In meinem Fall waren wir tatsächlich überwiegend deutsche Kartoffeln :D.
Montags um 9.00 ging es dann los und ich habe mich direkt im OP gemeldet. Dort bekam ich dann von meinem Consultant einen Wochenplan. Montags und donnerstags waren die großen OPs dran. Da ich in der Colorectalchirurgie war hieß das vor allem anteriore Rektumresektionen oder abdominoperineale Rektumexzisionen. Das war spannend, denn es sind riesige Operationen, die teilweise bis zu 8 Stunden dauerten und neben dem colorektalen Team häufig auch Urologen und plastische Chirurgen einschloss.
Nach ein paar Wochen kennt man die OP allerdings in und auswendig und es wird etwas langweilig. Im OP durfte ich mich immer einwaschen und die zweite Assistenz machen, also Haken halten, absaugen ab und zu auch mal Klammern und Knoten.
Dienstags ging ich morgens zur Visite, die ging relativ flott und man musste schnell sein, wenn man eine Frage beantwortet haben wollte. Teaching gab es hier weniger. Das Highlight ist die Station im 11.Stock. Der Ausblick über die Stadt ist einmalig!
Nach der Visite konnte ich frei entscheiden, wo ich tätig sein wollte. Einmal habe ich die Junior Docs auf Station unterstützt, aber man hat weder einen Computer noch einen Zugang, dadurch gab es für mich quasi nichts zu tun. Die Blutentnahmen werden zudem von den Schwestern übernommen. Ich habe dann häufig im OP bei Upper GI OPs zugeschaut, fand ich sinnvoller. Alle zwei Wochen stand nachmittags Day Surgery auf dem Plan. Das fand ich sehr spannend, da es kleine Fälle waren und man dadurch viel Verschiedenes sehen konnte. In der Day Surgery durfte ich oft auch die 1. Assistenz machen.
Mittwochvormittag konnte ich mir Colos anschauen oder frei nehmen. Gegen Ende habe ich eher letzteres bevorzugt ;). Nachmittags war ich dann am Guys Hospital in der Sprechstunde. Da habe ich meistens nur zugehört und ein bisschen mituntersucht. Da ich eher internistisch interessiert bin, hat mir die Sprechstunde echt Spaß gemacht! Auch sprachlich habe ich hier am meisten gelernt.
Freitag habe ich meinen Studientag genommen, man hätte aber auch in den OP gehen können.
Einmal hatte ich die Gelegenheit beim Unterricht der 3rd years auf Station mitzumachen. Die werden hier sehr gut auf ihre OSCE Prüfungen vorbereitet und ich konnte echt viel lernen. Ansonsten gab es leider keinen Unterricht und man musste viele Fragen stellen, um etwas erklärt zu bekommen.
Das Team um meinen Consultant war wirklich unglaublich nett und höflich und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Wenn ich mal einen Tag nicht kommen konnte, war das völlig in Ordnung. Jeder wollte nur mein Bestes. Man sollte sich aber bewusst sein, dass ein Tertial hier vor allem aus Zuschauen besteht und man weniger selbst aktiv wird, insbesondere im direkten Patientenkontakt. Daher bin ich letzten Endes froh, nur 8 Wochen in London gewesen zu sein. Das NHS unterscheidet sich teilweise sehr von unserem deutschen Gesundheitssystem. Ich habe es mir ehrlich gesagt anderes vorgestellt und bin überrascht wie unorganisiert und chaotisch der Stationsalltag in London aussieht. Trotzdem ist das Personal um einiges freundlicher als in Deutschland. Ich habe insbesondere das OP Team sehr ins Herz geschlossen.

Bezüglich Wohnung solltet ihr euch früh bemühen etwas zu finden. Das King’s College stellt den Medical electives leider keine Plätze im Studentenwohnheim zur Verfügung. Man kann sein Glück als Untermieter versuchen, oft nehmen die aber nur Leute ab 6 Monaten. Ich habe noch den Tipp „Doctor in the house“ bekommen. Die vermitteln Zimmer in Gastfamilien an Medizinstudenten und Ärzte, die nur eine kurze Zeit in London sind. Ich habe mich letzten Endes für ein Air BnB entschieden und war damit sehr zufrieden. Ich habe 5 min vom Krankenhaus entfernt gewohnt und hatte zwei nette Mitbewohner. Die Mietpreise in London sind abstrus teuer, darauf sollte man sich einstellen. Wenn ihr in Zone 2 oder 3 wohnt, bedenkt die täglichen Transportkosten!
Meine Zeit in London war dennoch super! Die Stadt ist einzigartig, bunt und vielseitig. Man hat das Gefühl im Mittelpunkt der Welt zu wohnen. Hier findet jeder seine Nische, es gibt nichts was es nicht gibt und ich bin dankbar hier eine längere Zeit gelebt zu haben und würde jedem empfehlen hier her zu kommen, der ein bisschen (mehr) Geld übrig hat.

Fazit: Sprachlich habe ich einiges gelernt und zudem bin ich der Meinung, ein Teritial im Ausland macht einen sehr viel selbstsicherer, denn alles ist hier nun mal ein klein bisschen anders. Wer viel Eigeninitiative zeigt, kann hier auch einiges lernen. Für alle, die sich weniger für Chirurgie interessieren und London erleben wollen: Go for it !

Bewerbung
Ca 6 Monate vorher über das Medical elective Programm des King's College. Auf der Webseite wird genau erklärt was ihr braucht. u.a. den IELTS, 2 Referenzschreiben von Dozenten, Impfnachweise usw. also schon einiges. Ich glaube wenn man alles einreicht, klappt es aber auf alle Fälle. Man kann max 8 Wochen machen, also nur ein halbes Tertial.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Gebühren in EUR
100 GBP für Bewerbung plus 50 GBP pro Woche

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.67