Ich hab mein erstes PJ-Tertial am Klinikum Grosshadern in der Anästhesie absolviert (zeitgleich mit drei anderen) und fands wirklich gut. Man muss allerdings fairerweise dazu sagen, dass ich jeweils Glück mit meiner Einteilung hatte, denn es hängt sehr viel davon ab, welchem Oberarzt und Assistenten man zugeteilt ist. Die meisten sind aber sehr nett und wenn man bissl Motivation zeigt oder nett fragt, darf man wirklich viel machen und werden Fragen geduldig beantwortet. Der grosse Vorteil in der Anästhesie ist, das man meistens ein 1:1 Teaching hat. Ein Arzt - ein PJ - ein Patient.
Nun aber der Reihe nach:
Sehr positiv fand ich, dass wir bereits einen Monat vor Beginn per eMail kontaktiert wurden und dabei unsere Einteilungs- (zwei OP-Bereiche und eine Intensivstation für jeweils ca 5 Wochen) und etwaige Urlaubswünsche äußern konnten und konkrete Informationen erhielten, wann wir wo zu sein hatten.
Am ersten Tag gibt's vom Dekanat eine Einführungsveranstaltung, in der nochmal alle nötigen Infos für das Tertial allgemein erläutert werden und die Essensmarken verteilt werden.
Am zweiten Tag wurden wir von der PJ-Verantwortlichen Dr. Braun und der Sekretärin Frau Coku willkommen geheissen und nochmal spezielle Infos für die Anästhesie erläutert. Wir mussten die üblichen Dokumente ausfüllen, bekamen einen Spindschlüssel und wurden dann zu den jeweiligen Oberärzten gebracht und die Show konnte beginnen.
Erste Rotation (ITS 2 - allgemeinanästhesiologische Intensivstation):
Ich war zuerst fünf Wochen auf der ITS 2. Tagesbeginn ist um 8:00 mit der Übergabe vom Nachtdienst, danach geht man Visite. Dabei kann man sehr viel lernen und sieht ein breites Spektrum an Krankheiten (z.B. ECMO-Patienten, septischer Schock, Z.n. Reanimation, post-OP- und Transplantationspatienten, ...). Danach kommt meistens die Hauptaufgabe des PJ, die Patienten zu untersuchen. Die Ergebnisse bespricht man danach mit dem Schichtler und dokumentiert sie entsprechend. Anschliessend sind wir meistens gemütlich essen gegangen. Nachmittags hilft man den Schichtlern bei den anfallenden Aufgaben (z.B. alle möglichen Zugänge wechseln, Bronchoskopien, Ultraschall, ECMO-Checks, CT-Fahrten, OP-Fahrten, Patienten aufnehmen, ...) und darf dann zwischen 16 und 17 Uhr nach der Hintergrund-Oberarztvisite heim.
Mir hats dort sehr gut gefallen, theoretisch lernt man sehr viel, das praktische kommt aber abgesehen von der körperlichen Untersuchung leider eher kurz. Eigene Patienten darf man leider keine betreuen.
Mein Highlight: Ich durfte einmal alleine einen Patienten ins CT bringen.
Zweite Rotation (Ambulanter OP):
Als nächstes gings für 5 Wochen in den ambulanten OP (genannte "die Insel"), welcher der beste Bereich für jeden PJ ist. Tagesbeginn ist hier um 7:30 direkt dort, wo man den Pflegern beim Nadellegen hilft. Danach wird man von der sehr netten Oberärztin Dr. Günther in einen Saal geschickt und nach einer kurzen Einarbeitungsphase am Anfang darf man dann zumeist die Narkosen unter Aufsicht selbst einleiten, führen und ausleiten. Die OPs sind meistens nur sehr kurz, dafür aber mehrere pro Tag und Saal, die meisten davon mit Larynxmaske oder die Follikelpunktionen sogar nur unter Maskenbeatmung, so dass man schnell viel lernt, sowohl theoretisch als auch praktisch. Zur Butterbrezenpause und zum Mittagessen darf man sich zumeist mit seinem Assistenten gegenseitig auslösen. Wenn frühnachmittags das Programm rum ist, kann man mit in einen anderen Bereich, zum Prämedizieren oder nach Hause.
Mein Highlight: Am letzten Tag durfte ich eine Spinalanästhesie stechen.
Dritte Rotation (Knochen-Cluster):
Danach gings für die letzten vier Wochen in den Knochen-Cluster (Orthopädie, Unfallchirurgie, plastische Chirurgie). Tagesbeginn ist ebenfalls um 7:30 mit der Morgenbesprechung. Danach wird man einem Assistenten zugeteilt und geht mit diesem in den OP. Auch hier durfte ich wieder bei den meisten sehr viel selbst machen, wobei die Narkosen in diesem Bereich schon anspruchsvoller sind. Dort habe ich auch regelmäßig intubiert und durfte sogar zwei ZVKs legen. Fand ich einen gelungenen Abschluss. Man bleibt jeden Tag solange, wie man mag.
Mein Highlight: Ein Patient mit skrotaler Elephantiasis, das Pathologiepräparat wog 37 kg.
Jeden Mittwoch von 16-17 Uhr (also eigentlich in der Freizeit) findet eine klinikinterne PJ-Fortbildung mit wechselnden Themen statt, die meistens sogar stattfindet und die Dozenten sind wirklich bemüht einem etwas beizubringen.
Zusammengefasst kann ich euch ein Tertial dort wirklich nur ans Herz legen. Mir hats unheimlich gut gefallen, evtl. bewerb ich mich später dort sogar. Die Kollegen waren grösstenteils sehr nett, Fragen wurden geduldig beantwortet, man darf viel machen und sieht ein breites Spektrum an interessanten OPs und Narkosen. Essen gehen kann man fast immer und Urlaub nehmen oder früher gehen waren nie ein Problem. Der grosse Vorteil in diesem Fach ist, dass der PJ nicht als Arbeitskraft fest eingeplant ist, wie in anderen Fächern, sondern zusätzlich mithilft. Lernfreie Tage gibts jedoch keine.
Letzter Tipp: Wählt keinen Bereich aus, in dem nur wenige und lange Narkosen stattfinden, z.B. Neuro-, Herz oder Viszeralchirurgie. Dort hat man meistens nur sehr wenige Patienten und darf auch nicht so viel machen...