Ich mag Chirurgie nicht, deshalb ist meine Bewertung sicherlich negativ gefärbt. Im Vergleich hatte ich mit Westerstede eine gute Wahl getroffen, da ich wirklich viel lernen konnte, aber es war auch sehr anstrengend. Vor allem, da ich mich im OP nicht wohlfühle.
Die Unterkunft war herausragend. Das Zimmer war riesig. Es gab einen Kühlschrank mit Gefrierfach, einen großen Fernseher, W LAN... und es wurde zweimal die Woche geputzt! Das Essen war top, man durfte dreimal am Tag in die Kantine und so viel Essen wie man wollte, die Lunchladies waren unfassbar nett.
Die Betreuung war auch sehr gut. Hier hatte man jederzeit eine/n Ansprechpartner/in.
Auf der ACh macht man planmäßige Überstunden, die kann man sich am Ende ausgleichen lassen (ihr solltet das aufschreiben, das erleichtert den Vorgang). Ich habe bei tausend Hernien assistiert, was ich unangenehm fand, auch wenn der Oberarzt, der auf Hernien spezialisiert ist, wirklich nett und lustig war. Teilweise finden abgefahrene OPs statt, die extrem lange dauern, aber eigentlich für die Größe des Hauses wirklich top sind. Zum Beispiel habe ich öfter bei einem Traverso Longmire assistieren dürfen. Während der OP wurde einem viel erklärt, vor allem auch vom Chef. Achtung, hier wird man Anatomie geprüft! Ich habe viele Dienste gemacht, hier hat man auch am meisten gelernt. Das OP Personal war teilweise wirklich unfreundlich, man muss übertrieben darauf achten, sich SOFORT BEI JEDEM vorzustellen. Und selbst dann wird man manchmal noch angemeckert. Aber das ist vermutlich in vielen Häusern so.
Man hat die Möglichkeit, zwei Wochen in der Gefäß- oder Neurochirurgie zu sein. Ich war in der Neurochirurgie und das war wirklich, wirklich gut.
Ich war nur kurz auf der Unfallchirurgie, hier war es leider so, dass man sehr oft sehr viele Blutentnahmen machen musste. Je nach Assistenzarzt halt. Ich hatte das Problem, einen internistisch geprägten Assistenten zu haben (in der Bundeswehr müssen Internisten auch manchmal in die Chirurgie), der es für nötig gehalten hat, bei einer armen, alten isolierten Patientin mit schlechten Venen ein Prä-Op Labor zu machen, ein Labor am Tag der OP, ein Post-OP Labor und eins vorm Wochenende. Natürlich hat er die nicht selbst gemacht. Die Sinnhaftigkeit mag ich mal so dahin gestellt lassen. Die anderen Assistentem waren übrigens total lieb. Naja, ansonsten war es auch hier so, dass man im OP viel lernen konnte, wenn man wollte.
In der Ambulanz habe ich viel orthopädisch untersuchen dürften und habe mich sehr wohl gefühlt.
Insgesamt war man viel und lange im OP. Mittagessen war nicht immer möglich. Der Studentenunterricht fand nur einmal die Woche statt, ist oft ausgefallen und war manchmal sehr gut und manchmal nicht so gut. Ich hatte das Gefühl, dass überdurchschnittliches Engagement erwartet wird und man dadurch wenig Freizeit hat.
Wer an Chirurgie interessiert ist, kann hier sehr viel lernen und darf viel machen! Leider bin ich eine absolute Niete im Nähen und habe mich nicht drum gerissen, aber andere durften sehr viel unter Anleitung selbstständig machen. Deshalb vergebe ich für das Haus eine gute Note.