Sehr freundliches Team (alle sind per Du, auch mit dem Oberarzt), sehr gutes Verhältnis zur Pflege, Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Reinigungsteam... Zu Beginn des Tertials war ich über den manchmal doch recht schroffen Ton der Oberschwester erschrocken, aber man gewöhnt sich dran und im Grunde hat sie oft nicht unrecht, wenn sie über etwas meckert. ;-)
Arbeitsbeginn: täglich Frühbesprechung um 8 Uhr.
Wochenarbeitszeit: 35 Stunden, davon 5 Stunden Eigenstudienzeit. Entweder man arbeitet jeden Tag bis 14 Uhr oder viermal die Woche bis durchschnittlich 15:30 Uhr und hat dafür einen Tag frei - ich hab letztere Variante gewählt, weil oft mittags noch Aufnahmen anstanden und wir um 14 Uhr noch nicht mit der Stationsarbeit fertig waren. Auch die anderen Ärzte sind selten vor 15 Uhr gegangen. Überstunden können eins zu eins durch Freizeit abgegolten werden. Teilnahme an Diensten ist möglich, habe ich aber nie gemacht.
Fortbildungen: Lehrvisite und PJ Unterricht wie in Deutschland gibt es nicht. Die Fortbildungen "Fit in die Praxis" für Ärzte in Weiterbildung (Turnus und KPJ) finden mittwochs statt, Fortbildungen des pulmologischen Zentrums immer donnerstags. Ich fand es sehr lehrreich, nach der Patientenaufnahme den Patienten mit einem der Ärzte durchzusprechen. Manche Ärzte haben dabei viel erklärt oder abgefragt, z.B. "Würdest du diesen Patienten antikoagulieren und wenn ja, was wären Kontraindikationen?" "Welche Untersuchungen würdest du noch anordnen?" "Wie würdest du das EKG befunden?" etc. Es war aber nie unangenehm, wenn man etwas nicht wusste und es wurden auch eher die Basics abgefragt. Nachfragen werden auch immer gerne beantwortet.
Ich konnte auch einen Tag in der Bronchoskopie, auf der Intensivstation und auf der RMU vorbeischauen. Wenn man länger als 8 Wochen bleibt, kann man bestimmt auch mal in der Ambulanz oder auf L3 eingesetzt werden.
PJler Tätigkeiten:
Blutabnahmen und Braunülen legen übernimmt in der Regel die Pflege. Meistens wurde es bei uns so gehandhabt, dass die PJler nach der Morgenbesprechung gegen 8:30 die übrig gebliebenen Blutentnahmen übernehmen (waren bei mir nie mehr als maximal 4-5, oft auch gar keine Blutentnahmen).
Täglich: BGAs, Patientenaufnahmen und Untersuchung, Aufklärungen, Röntgen/ Labor/ Funktion usw anmelden. Teilnahme an Visite fast immer möglich.
Patientenspektrum: fast nur Lungenkrebspatienten, ab und zu einige Pneumonien und COPDler.
Sonstiges:
Für PJler kostenloses Mittagessen gibts in der Kantine von 12 - 14 Uhr.
Im Gegensatz zu meiner Uni in Deutschland, bewirbt man sich in Österreich nicht an der Klinik, sondern direkt bei der Station. Es ist nicht vorgesehen, dass rotiert wird. Wenn man nach 8 Wochen rotieren will, muss man sich selber drum kümmern - das war bei mir relativ aufwendig, weil niemand so richtig Bescheid wusste, wie das gehandhabt wird. Schlussendlich habe ich beim KAV angerufen, wo mir gesagt wurde, dass es von Seiten der MedUni und von Seiten des KAV ausdrücklich erlaubt ist nach 8 Wochen zu rotieren. Es schadet sicher nicht, sich schon vor Beginn des Tertials auf 2x8 Wochen zb Lunge + internistisches Zentrum am OWS zu bewerben - dann kann auch niemand behaupten, es wäre nicht erlaubt. ;-)
Was ich persönlich als eher negativ empfand:
Es gibt keine festen Zeiten für Visite, Übergabe etc. Visite beginnt manchmal um 10, manchmal um 11 und oft verschwindet der Oberarzt währenddessen und kommt nach einiger Zeit wieder.
Es gibt kein Arbeitszimmer für Ärzte und auch kein Untersuchungszimmer für Aufnahmen. Man arbeitet im Stützpunkt und teilt sich 3 Computer, ständig klingelt das Telefon oder jemand von der Pflege fragt etwas nach.. empfand ich persönlich als anstrengend, da man sich so nicht gut auf eine Sache konzentrieren konnte.
Aufnahmen werden meistens auf dem Gang gemacht (Anamnese und Aufklärungen), dann gehen die Patienten zum Röntgen oder zur Lungenfunktion und dann kommen sie wieder und beziehen ihr Zimmer, wo sie nochmal untersucht werden.
Fazit:
Insgesamt würde ich die Station insbesondere dann empfehlen, wenn man pneumologisch interessiert ist - das OWS ist ein Zentrum für Lungenerkrankungen und man sieht und lernt hier wirklich viel.
Aber auch wer Innere nur als Pflichttertial ansieht (so wie ich) trifft mit L2 keine schlechte Wahl, dann würde ich aber nach 8 Wochen wechseln, da es doch sehr spezifisch ist.
Es gibt bestimmt Stationen, wo man weniger arbeitet, aber auch weniger lernt. Genauso kenne ich aber auch PJler, die jeden Tag Überstunden machen oder die die Eigenstudienzeit auf Station verbringen müssen, das war bei mir zum Glück auch nicht der Fall. Außerdem ist die Stimmung auf Station und insbesondere unter den Ärzten gut und man wird als Arbeitskraft wertgeschätzt, aber nicht ständig kontrolliert. (Auf anderen Stationen muss man sich beispielsweise im Sekretariat morgens melden und seine Arbeitszeiten protokollieren, das wird auf L2 deutlich lockerer gehandhabt. Auch werden die Patienten nur dann nachuntersucht, wenn man nach der Aufnahme darum bittet, weil man sich unsicher war etc - also im Großen und Ganzen wird man schon als fast-fertiger Arzt und nicht als Student behandelt).
Mir hat es gut gefallen und ich hab einiges gelernt, da auf der Station jedoch fast nur Patienten mit Lungenkrebs behandelt werden, habe ich nach 8 Wochen gewechselt um auch andere internistische Erkrankungen zu sehen.
Bewerbung
Ungefähr 4 Monate vorher, aber auch kurzfristig möglich.
Entweder über den Primar oder direkt bei der Station anfragen (Oberarzt ist Dr Fazekas).