Vieles zu den Rahmenbedingungen am KSA kann aus den früheren Berichten übernommen werden (Personalzimmer, Verpflegung, Gehalt etc.). Das Kantinen-Essen ist sehr teuer und vom Gehalt kommt neber der Miete auch eine Sozialabgabe weg. Von den 35h Arbeitszeit pro Woche ist man weit weg, pro Tag können es schon mal 10-11h sein. Im Vergleich ist alles sehr strukturiert hier (Eintrittstag mit Unterlagen, viele Infoblätter) und es wird spürbar mehr erklärt in der Schweiz. Positiv sind auch die Fortbildungen hervorzuheben. Die Notfallstation ist sehr spannend und es gibt einige, sehr nette Ärzte. Leider kann ich von einer Unterassistentenstelle oder gar einer Assistenzarztstelle hier nur eindringlich abraten. Wieso?
Das KSA ist ein sinkendes Schiff mit einem handfesten Personalproblem. Es ist zu viel Arbeit auf zu wenigen Schultern. Nur ein einziger Assistenzarzt ist im Dienst auf der chirurgischen Notfallstation zuständig für alle Patientenaufnahmen und des Diensttelefon eines riesigen Krankenhauses (in kleineren Häusern habe ich schon doppelt so viele gesehen). Das heisst man hat sehr wenig Zeit für schwerkranke Patienten (gefährlich) und die nicht-dringlichen Fälle müssen an stressigen Tagen oft >4h darauf warten, dass sie einmal ein Arzt sieht. Frustrierend für die Ärzte und die Patienten. Neben diesem Stress kommt noch das patzige Verhalten mancher Kollegen hinzu, die (möglicherweise aufgrund des eigenen Stressniveaus) nur wenig Verständnis für das Arbeitsaufkommen der Assistenzärzte zeigen. Somit ist auch klar, dass in den letzten Jahren viele Ärzte dem KSA den Rücken zugewandt haben (alte Oberärzte können davon ein Lied singen), was den Druck auf die verbleibenden Ärzte natürlich erhöht. Ein Teufeskreis. Doch das ist nicht alles.
Unter den Unterassistenten ist man sich einig, dass die Rotation auf der Traumatologie auf unliebsamsten ist. Hier herrscht ein sehr rauher Ton und ein sehr hohes Stressniveau. Ich bewundere jeden, der es hier viele Jahre geschafft hat sein Selbstwertgefühl, seine Empathie und seine gute Laune zu behalten, ohne eine gehörige Portion Resilienz wird man hier zwangsweise zum mürrischen Zyniker. Hier werden junge, motivierte und fähige Ärzte als ersetzbare Ressource missbraucht, ohne Rücksichtnahme auf normalen und menschlichen Umgangston. Affektives Commitment gegenüber dem Arbeitsgeber? Was soll das sein, kann man das essen? Und nachdem die Traumatologie wie die Notfallstation und die Viszeralchirurgie immer mit UAs besetzt sein muss, kommt man in der Regel um eine Rotation nicht umher.
Eine Etage höher ist auch nicht alles im Lot. Das folgende Gespräch hat wortwörtlich so stattgefunden: "Hallo Herr H., darf ich mich kurz bei Ihnen vorstellen? Mein Name ist ... ". Knappe Antwort: "So ein scheiss Name!"... *Facepalm*. Da erübrigt sich wohl jeder weite Kommentar.
Summa summarum kann man im KSA durchaus einiges von den netten Kollegen lernen und als Unterassistent ist man dem Stress sowieso nicht so ausgesetzt wie die Kollegen im festen Arbeitsverhältnis. Aber es gibt auch gute Gründe, seine Ausbildung in einem anderen Spital zu absolvieren. Vielleicht ändert sich dann mal was und man hört auf, das zu ignorieren was auf den ersten Blick für alle evident ist.