Die ersten 8 Wochen meines Innere Tertials habe ich am Steve Biko Academic Hospital (SBAH) verbracht. Rotiert wird in einer Firm, die aus einem Prof, einem Consultant, 2 Assistenzärzten, 2 Senior Interns (Arzt im Praktikum) und einer final-year-Studentengruppe besteht, zu der man als ausländischer PJler dazu gesteckt wird. Ein oder zweimal pro Woche ist man "on call", also im Dienst, und für die Patienten der inneren Medizin auf der Notaufnahme zuständig. Aufgenommene Patienten werden dann weiter bis zur Entlassung von der jeweiligen Firm betreut.
Je nach dem wie viele Patienten einem zugeteilt werden, muss man etwas vor 7 Uhr frühs auf den Stationen sein, um die Patienten kurz anzuschauen, das Labor u.ä. updaten und einen kurzen Bericht in die Patientenakte schreiben (SOAP). Dann gibt's die Ward Rounds, die je nach dem ob der Prof. oder die Consultants mit dabei sind verschieden akademisch ausgerichtet sind. Es wird super viel wert auf eine anständige körperliche Untersuchung gelegt und das Teaching diesbezüglich war spitze!! Im Anschluss an die Ward Round, die schon mal auch bis recht spät in den Nachmittag hinein dauern kann, wird noch die Stationsarbeit gemacht: Die Studenten sind meist für die Blutabnahmen und Drips zuständig, allerdings lassen einen die Interns je nach Eigeninitiative auch LPs, Aszitis- und Pleurapunktionen vornehmen. Einmal pro Woche ist man im Outpatient Department ("Clinics"), wo man komplett eigenständig Patienten anschaut, Briefe schreibt und dann mit dem Assistenzarzt bespricht. Eine echte Herausforderung ist die rein handschriftliche Dokumentation und das Chaos in den Patientenakten.
Besonders eindrücklich waren die vielen sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadien - wenn man Pathologien sehen möchte, ist das wirklich ein empfehlenswerter Ort. Auch zu empfehlen ist es, ein paar Wochen ins kleinere, etwas ländlicher gelegene Kalafong Hospital (ca. 15 bis 20 km entfernt) zu gehen: Hier ist der Fokus deutlich mehr auf Infektionskrankheiten und die Versorgungsrealität eher "stereotypisch afrikanisch". Meist kann man auch andere Ärzte oder Studenten finden, die einen mit im Auto hin und zurücknehmen...
Pretoria selbst ist eine Stadt, die man nur mit einem Auto wirklich voll genießen kann. Die Distanzen sind recht groß, die Sicherheitslage nicht optimal und der öffentliche Verkehr ein Thema für sich... Allerdings kann man schon auch so nette Orte, Kneipen, Konzerte, Parks finden und für Wochenendtrips bietet sich Johannesburg und Umgebung an. Pretoria selbst ist sehr von der Afrikaaner Kultur geprägt, und die Spannungen zwischen Schwarz und Weiß sind nach wie vor spürbar.
Wohnen kann man in ca. 5 min Laufentfernung von Steve Biko Academic Hospital entweder in einer (billigeren) Uni-Unterkunft oder auch in verschiedenen Gästehäusern auf der anderen Seite der Steve Biko Road (besonders empfehlenswert: Sunset View Guesthouse, Kontakt: Mrs Renée: +27 82 772 2489).
Insgesamt würde ich ein (halbes) Tertial in Pretoria (sei es Kalafong oder Steve Biko) auf alle Fälle empfehlen!! So viele kranke Leute auf einem Haufen findet man schwerlich in Europa und man kann von den Südafrikanern, gerade was die klinischen Zeichen anbelangt, wahnsinnig viel lernen! Viel Spaß!!!
Bewerbung
International elective office der University of Pretoria - aktuelle Ansprechpartnerin (2018): Mrs Hestelle Malherbe: antwortet sehr zuverlässig. Die Kommunikation und die Bewerbung war bei mir sehr unkompliziert.
