OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik, Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Wer ernsthaftes Interesse an der Chirurgie hat, dem würde ich einen weiten Bogen um das KBBM empfehlen. Es geht von ärztlicher Seite hauptsächlich darum, dass PJ'ler zur Verfügung stehen um alle anfallenden Routineaufgaben (Verbandswechsel, Blut abnehmen, Haken halten) durchzuführen. Wer hier motzt schimpft oder nicht schnell genug arbeitet wird gnadenlos mundtot gemacht. Anleitung oder Unterstützung zB bei problematischen Wunden gibt es nicht! "Man soll gefälligst seine Arbeit machen und überhaupt hat keiner Zeit, weil alle Chirurgen im OP stehen."
Bei den OP's geht es auch nur darum, dass eine 2. Assistenz ggf auch mal eine 1. Assistenz bei Personalknappheit zur Verfügung steht. OP's Besprechen, Fälle erklären, die Faszination Chirurgie vermitteln... Fehlanzeige. Lieblingsworte einer Führungskraft: "so mal kataton halten"
Gekrönt wird das Tertial von einem hypertrophen PJ Beauftragten, der sich wenig pädagogisch wertvoll (siehe ausgiebig auch andere Bewertungen) um "seine" Truppe kümmert. Wer nicht schnell genug arbeitet, eine Frage stellt oder zögert ist unten durch und wird gegängelt. Verständnis dafür, dass es sich bei PJlern um Berufsanfänger handelt die in besonderem Maße Anleitung/Betreuung benötigen gibt es nicht.
Bei meinem Facharztwunsch Anästhesie wollte ich das chirurgische Tertial explizit dazu nutzen, mich intensiv mit der Chirurgie auseinanderzusetzen und für eine gute Zusammenarbeit im späteren Berufsleben ein chirurgisches Grundverständnis aufbauen. Resultat nach vier Monaten ist, dass ich wegen der Zusammenarbeit mit "Chirurgen" meinen Facharztwunsch in Frage stelle.
Natürlich gibt es aber auch positive Seiten: bei genügend Personal sind Rotationen möglich! Und das ist wirklich klasse! Sowohl die Urologie als auch die Anästhesie und die Intensivmedizin kümmern sich gerne und ausgiebig um PJ'ler. Dort muss man genauso Routine-Jobs erledigen, aber das Klima ist wesentlich besser und man wird angeleitet. Auch sind die Gefäßchirurgen wirklich spitze. Wenn man mal (ausserhalb einer Rotation in die Gefäßchirurgie) bei ihnen aushelfen soll, bekommt man beispielsweise eine Einweisung in den Fall samt Erklärungen, kann Fragen stellen und wird die ganze OP über "betreut".
Warum man der Allgemein- und Visceralchirurgie im KBBM PJ'ler zur Ausbildung anvertraut ist mir letztendlich schleierhaft. Vielleicht ist es für alle Seiten die Beste Lösung, wenn man keine PJ'ler - deren Ausbildung man ohnehin nur mangelhaft bis ungenügend durchführen kann - annimmt und bezahlte "Hakenhalter" einstellt. Das würde aus meiner Sicht allen Seiten sehr sehr viel Ärger und Nerven sparen.