Wenn man motiviert ist, viel machen und lernen möchte ist man in Uster in der Chirurgie richtig. Man wird voll in das Team eingebunden und ist nach kurzer Zeit auch allen bekannt. Man ist mit allen (einzelne leitende OAs und Chef ausgenommen) per Du, was die Kommunikation sehr angenehm gestaltet.
Der Dienstplan wird von den Unterassistenten selbst in Rücksprache mit der zuständigen Oberärztin gestaltet. Wir waren anfangs zu sechst und haben ein Schichtsystem eingeführt, um uns selber nicht gegenseitig auf den Füssen zu stehen. Später zu dritt waren dann alle parallel da. Jedes Wochenende (Präsenz) und jede Nacht (Rufbereitschaft, innerhalb von 30 min im OP) muss von einem Unterassistenten abgedeckt werden. Für das Wochenende gibt es zwei Kompensationstage, welche sehr flexibel eingesetzt werden können. Die Rufbereitschaft in der Nacht klingt zwar hart, ich wurde im gesamten Tertial aber tatsächlich kein einziges Mal gerufen. Ist also halb so schlimm.
Die primären Aufgaben der UAs sind 1. OP-Abdeckung 2. Notaufnahme 3. Station. Wenn entsprechend viele Säle parallel laufen, stehen also alle dort.
OP:
Im Normalfall gute Stimmung, wenige richtig lange Operationen, viele Osteosynthesen. Selber machen kann man nicht viel, nähen muss man einfach einfordern. Mittags gibt es gratis Suppe und Brot.
Station:
Visite, je nach Wochentag nur mit den Assistenten, mit OA oder Chef. Aufnahme von Patienten, Organisieren und Telefonieren.
Notaufnahme:
Hat mir persönlich am besten gefallen. Je nach Patientenaufkommen super entspannt oder stressig. Man kann schnell einfache Fälle komplett selber übernehmen und direkt mit dem OA besprechen. Es gibt immer einen dedizierten Oberarzt für die Notaufnahme, man hat also ständig einen Ansprechpartner. Neben den üblichen Bagatellfällen kann man öfter mal Wunden versorgen, Diagnostik und Therapie planen. Die Pflege ist, insbesondere auf der Notaufnahme, sehr eigenständig. Wenn man interessiert ist und Zeit hat werden einem aber auch die verschiedenen Gipse, Schienen etc. gezeigt.
Teaching muss man selbst einfordern, man bekommt dann aber viel erklärt.
Insgesamt war die Zeit in Uster sehr lehrreich und angenehm. Die meisten Kollegen sind gut drauf, das Arbeiten macht dementsprechend Spass und man bleibt auch mal länger um auszuhelfen. Man trifft sich (bis hin zu manchen leitenden OAs) auch mal in der Freizeit. Ich wollte und will später nicht Chirurgie machen, konnte aber trotzdem viel mitnehmen. Mit entsprechender Motivation bekommt man viel zurück.
Wer nur möglichst entspannt und mit geringem Aufwand das Tertial ableisten möchte, ist hier falsch.
Pro:
- Tolles Team, die Arbeit macht Spass
- Eigenständiges Arbeiten ist, wenn gewünscht, möglich und wird gefördert
- Wohnheim gut, recht günstig und nur 2 Minuten entfernt
Nachteile:
- Relativ wenig Diagnostik und invasive Massnahmen (Sono wird durch Radiologen gemacht. Zugänge, Blutentnahmen und Katheter durch die Pflege)
- Bisher kein dediziertes Teaching für Unterassistenten
- Recht wenig Freizeit
- Pikettdienste werden nicht zusätzlich bezahlt
- Gehalt im schweizweiten Vergleich relativ niedrig
Bewerbung
Ca. 1,5 Jahre im Voraus bei Cornelia Muff. Späterer Kontakt mit Human Resources war etwas mühsam.
Tipp: Gratis Konto bei der UBS (Campus-Konto).