Das PJ-Tertial an der BG-Klinik in Ludwigshafen war für mich mein lehrreichster Aufenthalt in einer chirurgischen Abteilung während meines Studiums. Ich habe während meines Studiums bereits mehrere Famulaturen in chirurgischen Fachdisziplinen absolviert, trotzdem habe ich hier mit am meisten dazugelernt.
Wer kein Interesse an Chirurgie hat sollte sich sehr gut überlegen, ob die BG Klinik der richtige Ort für das PJ ist, da sie zu den führenden Abteilungen Ihrer Art in Deutschland gehört und dementsprechend auch das Arbeitstempo und die Anforderungen überdurchschnittlich sind. Währende meines Tertials waren wir 3 PJler und immer 1-2 Famulanten.
Der typische Tag beginnt um etwa 7 Uhr morgens mit der Frühbesprechung im "Aquarium", wo die Fälle und Operationen aus dem Dienst übergeben und besprochen werden, jeden Montag gibt es hier noch eine 20-minütige Fortbildung durch die Assistenten, hier werden z.B. verschiedene Nervenkompressionssyndrome aus dem klinischen Alltag besprochen.
Nach Ende der Frühbesprechung teilt man sich auf, um die Stationsarbeit wie Braunülen legen und Blutabnahmen zu erledigen und dann je nach eingeteiltem Programm in den OP zu gehen. Da in der Klinik täglich teilweise bis zu 3 freie Lappenplastiken operiert werden, gab es immer genug Möglichkeiten in den OP zu kommen. Zusätzlich werden in der Klinik viele handchirurgische Fälle operiert und auch im Verbrennungs-OP ist man eine immer gern gesehen Unterstützung.
Wer sich hier anstrengt, aufmerksam ist und bleibt und zeigt, dass er/sie Spaß am Operieren hat, kann hier extremst viel lernen. Ich selber habe in der BG-Klinik erst "so richtig" nähen gelernt und das ist bei weitem nicht das einzige, was man im OP machen darf. Je nach Oberarzt und Komplexität des Falls kann man auch unter Aufsicht Spalthaut abnehmen und transplantieren, Dog-Ear-Korrekturen durchführen, etc.....
Auf der anderen Seite wird von den PJlern aber auch Einsatz und selbstständiges Denken verlangt, dieser Anspruch wird sicher das ein oder andere Mal dafür sorgen, dass man seine Komfortzone etwas verlassen muss, aber das lohnt sich. "Danke für deine Hilfe" habe ich eigentlich an jeden Tag im OP gehört und wer sich anstrengt bekommt auch sehr positives Feedback. Die Oberärzte merken sehr schnell wer bereit ist sich anzustrengen und wer nicht, je nach Oberarzt bekommt man dann auch ein entsprechendes Feedback, Fehler wurden aber immer abgehakt und verziehen.
Der Kontakt zu Pflege ist gut, ich hatte immer das Gefühl zum Team zu gehören, bei der OP-Pflege ist das sehr ähnlich gewesen, nur in einem Fall war es wirklich ungut.
Den Abschluss des Tages bildet die Indikationsbesprechung am Nachmittag, wo das OP-Programm des kommenden Tages anhand der klinischen und radiologischen Bilder mit dem Oberarzt besprochen wird.
Hier bedient einer der Studenten den PC und ruft z.B. die Röntgenbilder. Die Vorstellung der Patienten wurde auch von uns übernommen, sobald man raus hatte wie eine Übergabe zu machen ist.
Die Tage an der BG Klinik sind natürlich lang (selten unter 10h) und man bekommt auch keinen Mentor im klassischen Sinne, der einen "an die Hand nimmt", es wird vielmehr verlangt, dass man sich selbstständig auf die Dinge stürzt, die einen besonders interessieren, jedoch ist die Betreuung sowohl durch die Oberärzte als auch die Assistenten immer vorhanden und man wird nicht allein gelassen.
Einen Dienst mitzumachen (7:00-7:00) lohtn sich sehr, besonders da Nachts spannende Fälle operiert werden und die Assistenten sich immer sehr über Hilfe freuen.
Jeden Montag wird nachmittags PJ-Unterricht angeboten, in dem Themen des dritten Staatsexamens besprochen werden, auch hier wird Eigeninitiative geschätzt.
Wer Interesse an Plastischer Chirurgie hat, bereit ist in einem Haus mit extrem hoher OP-Fallzahl zu arbeiten und täglich entsprechend lange in der Klinik zu sein, selbstständig nach Aufgaben zu suchen bereit ist und Spaß am Arbeiten in einem jungen Team hat, in dem jeder Bock auf das Fach hat, der ist hier richtig.