Allen, die Freude und Interesse an der Chirurgie haben, ist dieses Krankenhaus auf keinen Fall zu empfehlen. Besonders auf den unfallchirurgischen Stationen werden PJtler für Blutentnahmen, Anlage peripherer Venenkatheter und chirurgische Verbandswechsel missbraucht. Selbst wenn offensichtliches Interesse an der Chirurgie besteht, kann kaum einer der Ärzte Motivation aufbringen und eine anständige Lehre durchführen - trotz der Tatsache, dass das Klinikum Harlaching eigentlich ein "Lehrkrankenhaus der LMU" ist. Nur, wenn man seine "Aufgaben" (s.o.) erledigt hat und ständig nachfrägt, darf man in den OP. Am Tisch der Unfallchirurgen verlaufen die meisten Operationen unspektakulär mit im Stillen Haken haltend. Wenige der Chirurgen erklären von sich aus die Operationsschritte, manche antworten auf Nachfragen etwas ausführlicher, andere sind eher genervt. Fast nie wird einem ohne Nachfragen angeboten subcutan zu nähen, zu knüpfen oder die Hautnaht zu machen. Zwar sind die meisten der Unfallchirurgen wirklich nett, nur scheinen sie kein Interesse daran zu haben, jemanden für ihr Fach zu begeistern. Der Unmut, den PJ-Studenten etwas beizubringen, wird durch die Personalsituation weiter geschürt.
Etwas besser verlief die Zeit auf der allgemeinchirurgischen Station. Die Ärzte waren deutlich mehr bemüht, den PJtlern ihr Fach (auch im Hinsicht auf das Mündliche) näher zu bringen. Bei der Assistenz im OP wird man besser miteingebunden, es wird bedeutend mehr erklärt und man darf den Wundverschluss vornehmen.
Die Zeit in der Notaufnahme verläft i.d.R. etwas besser. Man darf eigenständig Patienten betreuen, Diagnostik anfordern und wenn sich die Gelegenheit ergibt, Wundversorgung betreiben. Überdies besteht die Möglichkeit, Dienste mitzumachen. Besonders an Wochenenden oder Feiertagen bietet sich dies an, zumal es dafür zwei dienstfreie Tage gibt.
Generell verbringt man in diesem Chirurgie-Tertial mehr Zeit in der Unfallchirurgie (auch in der Nothilfe) als der Allgemeinchirurgie (8 Wochen unfallchirurgische Station, 4 Wochen allgemeinchirurgische Station, 4 Wochen Notaufnahme). Die 15 lernfreien Studientage sind bis dato noch immer vorhanden. Im großen und ganzen werden in Harlaching die PJ-Studenten fest eingeplant, um die unliebsamen Tätigkeiten der Ärzte zu übernehmen, erhalten aber im Gegenzug keinerlei Gegenleistung in Form von Unterricht. Für Studenten, die eher wenig Interesse an der Chirurgie und kein Problem mit Blutentnahmen, Verbandswechsel und wenig OP-Zeit haben, kann dieses Chirurgie-Tertial u.U. eine Option darstellen. Für alle, die etwas lernen möchten und vorhaben, in die Chirurgie zu gehen - Finger weg!
Bewerbung
Bewerbung etwa 1 Jahr vor PJ-Start mit Empfehlungsschreiben