Meine 6 Wochen auf der Chirurgie in Aarau waren für mich Einstieg in, und erste Erfahrungsquelle für Spitalalltag, und die OP-Welt. Da ich eigentlich nur in den Sommerferien zwischen meinem 3. und 4. Jahr bin, bangte ich ein wenig, noch nicht kompetent genug zu sein, aber merkte schnell, dass ich gut aufgehoben war.
Insgesamt 4 Wochen war ich auf der Viszeralchirurgie. Die OA's und AA's sind allesamt freundlich, kompetent und hilfsbereit. Wenn es Unklarheiten gibt, dann kann man ungeniert fragen, am besten bei allen strukturellen/organisatorischen Belangen die AA's, und bei fachlichen Fragen die OA's. Man ist mit allen per du, ausser mit den leitenden/Chef-Ärzten. Der Chefarzt passt ziemlich ins klassische Chirurgie-Chef-Bild, und die beiden leitenden Ärzte sind ein bisschen good cop - bad cop... Der eine ist ein wunderbares Vorbild, macht im OP-Saal gute Stimmung und zeigt, wie es geht, dass man auch nach 10 Stunden Operation immer noch mit derselben professionellen Gründlichkeit arbeiten kann. Beim anderen kann man auch viel lernen, unter anderem, wie man selbst Ruhe bewahren und Konter geben kann.
Im Op darf man bei einigen wirklich sehr spannenden und auch sehr variierenden OP's Haken halten und zuschauen und fragen, aber auch Fragen beantworten, und am Ende zunähen, und man wird von allen (ausser einigen miesepetrigen Ausnahmen, die vor allem beim OPS-Personal vorkommen) gut eingeführt und bekommt alles erklärt, wenn man einen genügend verlorenen Anfänger-Eindruck macht, und wird dann aber auch als akzeptiert als vollwertiges Teammitglied (also, jedenfalls in Attitüde, wenn auch natürlich nicht in Aufgabenverteilung), wenn man sich bitzeli bewährt. Hier kommt es sehr drauf an, mit wem man im Saal steht...
Besonders schön fand ich, dass es für Jeden und Jede unter uns Unterassistenten eine Nische gab, also dass man einfach jeweils so sehr eingesetzt wurde wie einem das entsprach. Diejenigen mit viel Engagement und Kapazität und Kompetenz durften auch viel machen, auf der Notaufnahme zum Beispiel durfte ich Anamnese und Status machen, Berichte schreiben, Bildgebung anmelden, mit der Pflege das weitere Vorgehen besprechen, und hatte dabei sowohl das Gefühl, ganz selbstständig arbeiten zu können und dabei als wertvolle Unterstützung gesehen zu werden, und gleichzeitig auch abgesichert zu sein dadurch, dass die Assistenz- und Oberärzte jeden Patienten auch noch einmal zu Gesicht bekommen, und die Arbeitsschritte mit dir besprechen und nachkontrollieren.
Einer meiner Mit-UA's hatte schon viel mehr praktische Erfahrung, und war dementsprechend auch schon selbstständig am Wunden versorgen und CT's interpretieren und so weiter.
Die UA's teilen sich die 24h-Pikettdienste untereinander auf, d.h. je mehr UA's desto weniger Pikett, aber insgesamt ist der Dienst entspannt. Für Wochenenddienste gibt es einen freien Tag unter der Woche, zusätzlich zu den 2 freien Tagen, die man sowieso pro Monat hat. Und wenn man nachts unter der Woche aus dem Bett geklingelt wird (was bei mir in etwa einem Viertel der Nachtdienste vorkam) kann man das dem zuständigen AA meist mitteilen, und wenn man zu müde ist kann man auch mal zwischendurch schlafen gehen.
Der Vorteil an den nächtlichen Einsätzen ist, dass man teils als 1. Assistenz im Saal ist und dann auch mal Kamera führen darf und so...
Weiterbildungen gibt es viele, und viele spannende, einerseits solche für alle (interdisziplinäre und disziplinspezifische), aber auch einige explizit für UA's.
Fazit - man wird gebraucht, und eingesetzt, aber wie viel Verantwortung (und ev. auch Patienten) man dann tatsächlich übernimmt, hängt sehr davon ab, wie viel man das kann und will. Gilt auch für die Arbeitszeiten.
Bewerbung
3 Monate vorher, mit Lebenslauf und Motivationsschreiben, Kommunikation insgesamt rasch, freundlich und kompetent, bei mir war eine spontane Verlängerung um 2 Wochen ohne Weiteres möglich. Bei längeren Tertialen wahrscheinlich frühere Bewerbung nötig...