Ich habe 2 Monate meines Chirurgie-Tertials in der Orthopädie verbracht und kann es nur für jemand empfehlen, der später Orthopädie machen möchte.
Man wird in 2 Monaten für je 2 Wochen in einem der Teams zugeteilt.( Fuß-, Knie-, Wirbelsäule-, Hüfte- und Obere Extremitäten-Team), sodass man einen guten Überblick bekommt. Jedes Team hat meist 2 Tage pro Woche Sprechstunde, sonst OP-Tage.
Das Hüft-Team braucht aber meist 2 Studenten pro OP, sodass man selbst wenn man in einem anderen Team eingeteilt ist, oft trotzdem bei den Hüft-OPs Haken hält. Je nachdem wie viele Studenten gerade da sind, bei mir 2-4 Tage/Woche.
Da alle größeren Traumen der Umgebung ins Inselspital kommen ,werden neben Prothesen-Operationen auch spannende Fälle wie z.b. Knochenbrüche nach Basejump-Unfällen im Lauterbrunnental, Prothesen-Infekte, Sarkome uvm. operiert.
Offizielle Arbeitszeit von 7:15 bis 17:15, meist bis ca. 18:00 oder länger, da die OPs noch nicht fertig waren und frühestens um 17:00. An Wochenenden und Feiertagen sind Bereitschaftsdienste zu besetzen, für die man ausbezahlt wird oder einen freien Tag bekommt, egal ob man gar nicht gebraucht oder den ganzen Tag im OP war.
Im OP Trakt gratis Suppe. Mittagessen um 9 Schweizer Franken zeitlich nur am Sprechstunden-Tag möglich.
Pro:
- Verantwortlicher Assistenzarzt mit Einführung am 1. Tag
- Sprechstunde: Patienten selbst zuerst untersuchen, dem Oberarzt vorstellen und diktieren, sehr lehrreich!
- seltene orthopädische OPs und die Möglichkeit super Operateuren zuzusehen
- Gehalt
- Schweiz und Schweizer Gesundheitssystem kennen lernen
Cons:
- meist Haken halten bei Hüft-OPs
.- oft kein Danke, sondern Selbstverständlichkeit für 10h OP-Assistenz (teilweise auch beleidigende Kommentare, wenn man "nicht richtig" Haken hält)
- selten Erklärungen im OP, Zunähen nur in Ausnahmefällen möglich
- wenig Fortbildungen
- viel Arbeitszeit, wenig Freizeit bzw nach 10 h im OP keine Energie für weitere Aktivitäten
Fazit:
Wenn man Orthopädie machen möchte kann man dort viel Sehen und Lernen. Bern und die Umgebung ist wunderschön. da ich mich aber auf der Orthopädie oft ausgenutzt gefühlt habe, würde ich im Nachhinein eine andere Abteilung im Inselspital wählen.