PJ-Tertial Geriatrie in Siloah BESAS (5/2018 bis 9/2018)

Station(en)
Akutgeriatrische Rehabilitation, Geriatrische Rehabilitation, Heimarztpraxis
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Das BESAS, Berner Spitalzentrum für Altersmedizin Siloah, ist eine sehr „junge“ Einrichtung in der deutschen Schweiz. Die Stelle war meine zweite Wahl und der Andrang deutscher Medizinstudierenden auf die Schweiz mein Glück: Ich hätte mir die Geriatrie nicht unbedingt ausgesucht. Über einen Bericht bei PJ-Ranking.de kam ich auf dieses Haus und ließ mich von der Idee anstecken, dass die Geriatrie für einen Einstieg in die Innere Medizin ein sehr gutes Fach ist: Bei alten Menschen ist Häufiges häufig, die Liegezeiten sind lang und Multimorbidität und Polypharmazie sind alltägliche Probleme. So habe ich in vier Monaten sehr viel gelernt über „pragmatische Medizin“, denn am Lebensende steht die individuelle Lebensqualität noch mehr im Mittelpunkt, über eine bewusste Abkehr von der „Kochbuchmedizin“ der Internisten, über das großzügige Aussortieren von Medikamentenlisten, das Entscheiden zwischen kurativen und palliativen Situationen und das Sich-als-Arzt-Zurücknehmen, denn in der Geriatrie wird vieles im multidisziplinären Team gemeinsam mit den PatientInnen und Angehörigen entschieden. Daneben lernte ich, in meine Rolle als Ärztin hineinzukommen - in einem beeindruckenden Betreuungsverhältnis: Mit einer/einem Assistenzärtzin/-arzt war ich einer/-m Oberärztin/-arzt zugeordnet, wir arbeiteten also immer im Dreierteam. So durfte ich bald Aufnahmen selbstständig machen, die in der Geriatrie sehr ausführlich sind, eigene Patienten von der Aufnahme über Diagnostik und Therapie bis hin zur Entlassung begleiten und mit meiner Oberärztin im Hintergrund auch einmal eine Station leiten. Der menschliche Umgang zwischen den Ärztinnen und Ärzten ist besonders herzlich und Hierarchien nur wenig zu spüren. Oft habe ich auch von den Angestellten gehört, dass sie besonders gerne hier arbeiten und wegen der besonderen Betreuung zieht es viele hiesige Assistenzärztinnen/-ärzte für das erste Berufsjahr an dieses Haus.
Über die Uni Bern bekommt man das Tertial im Lehrkrankenhaus BESAS Siloah durch eine Äquivalenzbescheinigung als Innere Tertial angerechnet, die man in Deutschland ohne weiteres einreichen kann.
Das BESAS Siloah ist ein kleines Haus mit einer Akutgeriatrie- und einer geriatrischen Rehabilitationsstation, einer Heimarztpraxis, einer Notfallpraxis, einer MemoryClinic, einer Ambulanten Rehabilitation und einem Ganganalysezentrum. Auf demselben Areal Siloah befindet sich eine Orthopädie, Radiologie, diverse Facharztpraxen (Kardio, Neuro, HNO, Auge, Psychiatrie), deren Ärzte für Konsilien da sind und diverse Wohnformen mit mehr oder weniger Unterstützungsangeboten (Pflegeheime für Langzeitpflege/ Kurzzeitpflege/ Betreutes Wohnen/ Wohnen mit Spitex/..).
Während meines viermonatigen Tertials rotierte ich durch die Akutgeriatrie mit in meinem Fall Demenz-Schwerpunkt, die Heimarztpraxis, die stationäre Rehabilitation und durfte in der angebundenen (interventionellen) Radiologie hospitieren. Die Heimarztpraxis ist eine Besonderheit des BESAS: Hier betreuen drei Oberärztinnen/ -ärzte gemeinsam mit zwei Assistenzärztinnen/-ärzten die Bewohner der Pflegeeinrichtungen auf dem Siloah-Areal und zwei großer Einrichtungen außerhalb als Hausbesuche durchführende „Hausärzte“, sind als Team aber in der Klinik stationiert. So können auch Patienten der Klinik, die in „Übergangslösungen“, also Heimplätzen auf Zeit bis die Rückkehr nachhause oder in ein Altersheim möglich ist, weiter von der Klinik betreut werden und die Delir-gefährdeten Patienten kennen ihre Umgebung schon etwas. In den stationären Bereichen Akutrehabilitation und Rehabilitation lernte ich den Stationsalltag kennen, die Zusammenarbeit in der Rolle der Ärztin mit der Pflege, den Therapeuten der Physio-, Ergo- und Aktivierungstherapie, der Ernährungs- und Sozialberatung. Blutabnahmen werden hier von der Pflege durchgeführt und so bleibt Zeit für eine selbstständige Betreuung der eigenen Patienten durch den gesamten Aufenthalt, vom „Eintrittsstatus“ bis zum „Austrittsbericht“. Dazu kommen „ZIKOs“ (Zielkonferenzen), in denen sich die behandelnden Disziplinen über die eventuellen Fortschritte und angestrebten Ziele eines Patienten austauschen. Die „SOGs“ (Standortgespräche) werden in selber Besetzung mit dem Patienten und seinen Angehörigen geführt. Hier geht es um die „Austrittsplanung“ (wie kann das daheim weiterhin funktionieren, wie viel Hilfe von außen ist nötig, ist eine Übergangslösung oder ein Heimplatz anzustreben).
Der Arbeitstag beginnt um 8 Uhr mit dem Rapport, zu dem sich alle Ärzte treffen. Im Anschluss ist Kaffeepause, bevor man den Vormittag mit Visiten und der Übergabe mit der Pflege verbringt. Danach folgt gemeinsam mit der/dem Assistenzärztin/-arzt und Oberärztin/-arzt die Stationsbesprechung, sowie die Begrüßung des neuen Patienten. Nach der ca. 45-minütigen Mittagspause gemeinsam mit den Kollegen im Außenbereich des Bistros folgt der „Eintritt“ des neuen Patienten mit einer ausführlichen Anamnese, körperlichen Untersuchung (inkl. Neurostatus) und kognitiver Testung. Im Anschluss folgt Büroarbeit und die Besprechung des Patienten mit der/ dem zuständigen Oberärztin/-arzt. Einmal wöchentlich gibt es ein Studenten-Curriculum für alle Studierenden zu einem ausgewählten Thema und eine Fortbildung für die ganze Ärzteschaft. Dazu kommt eine Fallvorstellung wöchentlich beim Rapport und meist 2 Befundvisiten, bei denen die Studierenden mit einer/m Oberärztin/-arzt einen Patienten besuchen, der ein interessantes Krankheitsbild hat.
Die Arbeitszeit beträgt, wie in der Schweiz üblich, 50 Wochenstunden ohne Wochenend- oder Nachtdienste. Das Salär beträgt 1200 CHF (ca. 1050 €). Ich kann die Personalzimmer auf dem Areal Siloah sehr empfehlen, die man bei der Bewerbung angeboten bekommt. Sie sind einfach, aber mit Waschbecken im Zimmer, viel Stauraum und im Gegensatz zu Schweizer Mieten sind sie relativ erschwinglich. Bad, Küche und ein Wohnzimmer mit Fernseher sind Gemeinschaftsbereiche für die insgesamt elf Stockwerksbewohner. Das Siloah liegt in Gümligen, einem Vorort von Bern, und ist durch den Nahverkehr gut angebunden an die schöne „Hauptstadt“. Mit dem Fahrrad braucht man bis in die Innenstadt ca. 25 Minuten, zur Aare zum Schwimmen/ Schlauchbootfahren (auch nach Bern schwimmen) sind es 30 Minuten zu Fuß. Das Emmental, Thun, der Thuner See und Murten sind gut erreichbare Ausflugsziele. An Berndeutsch musste ich mich gewöhnen, aber auch das geht nach einer gewissen Zeit gut, Französisch und Italienisch musste ich nicht beherrschen.
Ich kann ein viermonatiges Tertial im BESAS nur wärmstens empfehlen.
Bewerbung
1 - 1,5 Jahre
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Bildgebung
Repetitorien
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
1050
Gebühren in EUR
82 (Aufenthaltsbewilligung)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1