So...jetzt berichte ich auch mal von meiner Zeit hier...
Erstmal muß ich sagen war es nicht so schlecht wie hier einige behaupten, ich sag immer "so wie man in den Wald reinschreit, schallt es hinaus!" Ich kam mit den Leuten hier insgesamt gut aus, klar zeigen einige einem mehr wer hier der unterste in der Kette ist und einige weniger, aber wenn man nicht die Hoffnung hat hier auf einmal alles allein machen zu dürfen und sich auch mal auf ein kleines Ausgefragt werden einstellt ist es ok.
Allgemein: Der Tag beginnt um 7:15 mit der Frühbesprechung (wobei: wenn man mal fehlt merkt das keiner...). dann ist man entweder auf Station oder im OP eingeteilt. Offizielles Arbeitsende gibt es nicht, wenn man schnell ist und sich untereinander gut abspricht (es sind zwischen 6 und 11 UHUßs da) dann kann man auch mal um 3 raus, Zeiten bis 20 Uhr kommen aber auch mal vor.)
Station: Das ist hier leider das grosse Manko, denn die Assistenten und Oberärzte haben keine Zeit und
einige vielleicht auch keine Lust einem was beizubringen. Man ist immer nur mit den andern UHU´s zusammen (was sicher nett ist, aber der Lerneffekt bleibt auf der Strecke). Man kann Visite mitgehen, jedoch lernt man dort nur wie die Ärzte händeschütteln...
Man hat 4 Aufgaben auf Station:
1. Patienten "staten" (aufnmehmen) das heisst: Mit der Schwester um die Akte kämpfen, dann mit der Schwester um den Patienten kämpfen und dann mit dem Assistenten kämpfen wann er denn mal Zeit hat sich die Übergabe anzuhören...wenns wenig Patienten sind ist das alles gut machbar, wenn man allerdings allein auf Station ist und 10 Patienten hat rennt man ganz schön auf den Stationen rum...
2. Zettel in Akten sortieren (WOW!!!)
3. Schreddern (WOW - WOW)
4. ach ja...wenn der Arzt dich anpiept dann das tun was er will ;-) (EGK, BGA, Verschlussdrücke, Bülau ziehen...)
Alles in allem ist die Stationsarbeit eher mässig, man hat viel Zeit für Käffchen und wenn genug UHU´s da sind kommt man auch früh raus.
OP: Hier auch OPS genannt...mir hat es am Anfang keinen Spaß gemacht, weil ich ausgefragt wurde und nix wusste (*schäm*) aber je mehr man drin war desto besser wurde es...am Schluss war ich viel lieber den ganzen Tag im OPS, die Schwestern sind (bis auf eine oder zwei) super nett und auch die Operateure lernen einen langsam kennen und schätzen. Man darf zwar nicht operieren (hatte ich aber auch nicht erwartet) aber knüpfen und Hautnaht sind durchaus drin...
ZNA: Das waren eigentlich die besten 2 Wochen. Man kann selbständig Patienten aufnehmen, Verordungen schreiben und dann vom Assistenten korrigieren lassen...Man sieht viel, da es nunmal ein grosses Haus ist...(ich hatte in 8 Wochen ZNA ca 8 mal ein Polytrauma...sehr spannend...)
Alles in allem, denk ich wenn man grosse Häuser mit Ihrer Anonymität mag ist man hier richtig. Meinen Namen kannten übrigens auch nicht soooo viele, aber bei ca 40 Ärzten und jeden Monat neunen UHUs kann ichs auch irgendwie verstehen...
Was mich hier gestört hat, ist das die Schwestern auf Station einen überhaupt nicht ernst nehmen, die Pflege geht hier in der Schweiz vor ! Und das ist zwischenzeitlich sehr sehr nervend...
Ich hab jedenfalls viel gesehen und gelernt (jedoch nicht durch teaching sondern eher im OPS durch selbständiges Vorbereiten) und hoffe das mir die ein oder andere OP auch etwas fürs Examen gebracht hat...
Der Freizetwert in der Schweiz ist ziemlich groß und das Wohnheim super...man lernt viele neue Leute kennen und unternimmt wenn man mag auch viel mit Ihnen...Ich würde durchaus in der Schweiz arbeiten, allerdings nicht in so einem großen Haus..ich bin Freund der kleinen Häuser...