Die Zeit in der Schweiz war einer der schönsten und prägendsten meines Lebens. Wahnsinn, das man sowas über ein PJ behaupten kann, aber so war es. Neben der überragenden Umgebung mit Bodensee, Alpstein sowie den schönen Städten Zürich, Winterthur, St Gallen und Konstanz hat mich tatsächlich auch die Arbeit in der Klinik begeistert. Meine Zeit in der Clienia begann bereits in Deutschland mit einer Willkommensemail durch das Ärzteteam von Park B, was mich bereits vor Anreise freudig stimmte und eventuelle Bedenken direkt zerstreute. Das Stationsteam bestand aus 2 Assistenzärzten sowie einem Oberarzt und einer Psychologin. Diese Menschen waren auch ausschlaggebend dafür, dass ich nicht nur sehr viel gelernt habe, sondern dabei auch noch grosse Freude empfand. Auch mit der Pflege war es sehr angenehm zusammenzuarbeiten, auch wenn anfangs einige Unklarheiten gegenüber meinen Zuständigkeiten und Aufgabenbereichen bestanden, die sich aber recht schnell durch Engagement und Kommunikation zerstreuen ließen. Hinzu kam ein Teamausflug in den traumhaften Alpstein, auf dem man sich abseits der Stationsarbeit austauschen konnte. Generell sind von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt alle per du was die Kommunikation enorm erleichtert und Hürden gar nicht erst aufkommen lässt. Meine Aufgaben bestanden zu Beginn darin Patienten aufzunehmen, zu untersuchen sowie das Ganze im übersichtlichen Kliniksystem Ines zu dokumentieren. Das ganze ging in Ruhe vom eigenen Büro aus ausgestattet mit mobilem Arbeitsplatz sowie eigenem Telefon. Nach einigen Tagen fragte mich der Oberarzt der Station dann, ob ich unter seiner Anleitung eigene Patienten betreuen wolle. So durfte ich im Verlauf sogar eigene Patienten unter Rücksprache mit den Kollegen während des gesamten stationären Aufenthaltes medizinisch betreuen (hierbei lernt man am meisten). Der OA (eine absolutes Unikat), der leider in meinem 3. Monat eine neue Stelle in der Innerschweiz annahm, hat sich bis zu seinem Wechsel sogar regelmässig ausführlich Zeit genommen, um u.a. im schönen Cafe der Klinik ausstehende Fragen zu klären, oder nach Dienstende auch schlichtweg mal gemeinsam einen Kaffee zu trinken und den frischen Kuchen der Küche zu probieren. Dank der guten Einarbeitung und der vorzüglichen Betreuung durch die beiden Assistenzärzte und die Psychologin auf Station , die ich schnell als Kollegen und Menschen schätzen lernte, lief bis zum Ende meines Tertials alles wie ich es mir nicht besser hätte vorstellen können. Besonders hervorheben möchte ich, dass ich mich während meiner Zeit gut mit eigenen Vorschlägen einbringen konnte. Anders als z.B. in meinem derzeitigen Tertial an einer grossem Uniklinik wurden die Ideen der PJler angehört und gewertschätzt ( der Chefarzt trifft sich persönlich 2x am Anfang und Ende mit einem um Ziele abzustecken, Kritik anzuhören und sich auszutauschen). So war es mir möglich u.a. zweimal in der Woche eine Sportgruppe mit Patienten zu gründen, in deren Rahmen ich geeignete Patiente auf die schönen Wege in und um Littenheid mitnehmen konnte. Auch das Wohnen gestaltete sich sehr komfortabel im nahegelegenen Personalwohnhaus( ich hatte dort leider etwas mit Allergie zu kämpfen) Dort hatte man für 390 Franken ein Zimmer mit eigenem Bad, Parkplatz sowie eine Gemeinschaftsküche und Waschküche mit allem was man braucht. Schnell fand ich einige Mitbewohner, mit denen es sich wunderbar, singen, feiern, kochen und auch mal etwas trinken ließ. Die Umgebung um die Klinik herum ist geprägt von Wäldern und Bauernhöfen mit vielen netten Hofläden. Da ich mein Auto mitgenommen hatte (Bus fährt aber auch regelmässig) war es einfach möglich die gesamte Ostschweiz und auch die Zentralschweiz zu erkunden (lasst euch nicht blitzen;) . Mit dem Fahrrad (kostenlos leihbar) kann man sehr gut in Sirnach, Wil oder Rickenbach Migros, Coop, Aldi oder Müller erreichen. Natürlich ist mein Bericht wie jeder Erfahrungsbericht stark persönlich gefärbt und sicherlich hatte ich großes Glück, dass ich auf der Erwachsenenpsychiatrie gelandet war, wo man sich direkt aktiv einbringen konnte und ich ein Team vorfand, das sich privat glänzend verstand. Auch ist klar, dass es wie in jedem Betrieb regelmässig "menschelt" und sich Konflikte ergeben, aber verglichen mit allen anderen Stationen im Rahmen meines Studium war dies mit großem Abstand die Beste und einfach ein unglaublich bereichernder Lebensabschnitt. Deshalb ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass ich eine Rückkehr nicht ausschliesse. Fazit: Wer sich für die Psychiatrie begeistert, sich einbringen will, die Natur liebt, Ostschweiz und Bodenseeregion erleben will, lässige WG-Abende schätzt, der ist in der Litti genau richtig.
Hard Facts:
Verdienst: 1500 Franken plus evtl Wochenenddienst (nur freiwillig) plus anteilsmässiges 13. Gehalt =1700.
Miete: 390 Franken + einmalig 70 Franken Reinigung + 20 Franken Klingelschild
Ausländerausweis: 90 Franken einmalig
Unterm Strich bleibt genug zum Leben, wenn man nicht zu oft in Zürich etc. auf den Putz haut.
Ich Ende mit den Worten "Gruezi wohl" und grüsse die tollen Leute und neuen Freunde sowie interessanten Menschen, die ich dort unten getroffen habe. :)
PS: Einmal vierteljährlich ist im Kloster Fischingen Bierfest, nicht verpassen! Cave: Köstliches handcrafted Freibier!
Bewerbung
6 Monate. Bewerbung direkt per Mail an den Chefarzt Dr. Mark Ebneter