PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinikum Minden (9/2018 bis 12/2018)
Station(en)
B14/B15
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Im folgenden Erfahrungsbericht handelt es sich nur um eine Bewertung der Rotation in der ALLGEMEINCHIRURGIE
Nachdem ich das Innere Tertial im Ausland abgeleistet habe, wollte ich das Chirurgie Tertial in Deutschland absolvieren. Meine Gründe nach Minden zu kommen waren:
1. die gute Lehre: als neues Uniklinikum und ein Krankenhaus der Maximalversorgung werden in Minden fast alle Eingriffe angeboten – im Gegensatz zu den großen Unikliniken ist das Haus noch nicht mit Studenten überlaufen. Die Atmosphäre am JWK ist gut und das hat mir bereits während einer Famulatur gefallen.
2. das ziemlich moderne Haus
3. die Aufwandsentschädigung: In den meisten Krankenhäusern Deutschlands bleibt das PJ unbezahlt. In Minden bekommt man 400€ + UNterkunft oder Fahrtkostenzuschuss
OP: In einer anderen großen Uniklinik in Deutschland habe ich im OP nur Sauerstoff verbraucht (also in der Ecke stehen, am besten nichts fragen – aber wehe man versucht nach 4 Stunden des Herumstehens in die Pause zu gehen – dann ist man frech). Somit habe ich vom Chirurgietertial nicht zu viel erwartet. In Minden hat es aber echt viel Spaß gemacht und mein Bild von der Chirurgie hat sich stark verändert. In der ACH durfte ich eigentlich immer in den OP und besonders in die OPs, die mich interessiert haben. Wenn man es nicht will, dann kann man den Schwerpunkt der Rotation auch auf die Stationsarbeit setzten. Im OP darf man nach einer Einführungsperiode ziemlich viel machen und nicht nur „Hakenhalten“. Die Ärzte (auch der Chef und die Oberärzte) erklären ziemlich viel im OP und bereiten einen auf das Staatsexamen vor. Die interprofesionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit im OP ist sichtbar und wird überraschenderweise gut gelebt.
Station: In der ACH ist es möglich ein Teil der Mannschaft zu werden. Man kann eigene Patienten „haben“ und diese auch vorstellen. Wenn man das Briefeschreiben üben möchte, dann kann man das übernehmen und das Geschriebene anschließend mit den Ärzten besprechen. Ich habe die wenigen Blutentnahmen und iv Zugänge gerne gemacht und mir wurde nie zum Verstehen gegeben, dass ich als Student nur dazu da bin (was in anderen Kliniken leider oft der Fall ist). Man ist ein Teil des Teams und die Blutentnahmen gehören nun Mal zum Alltag dazu! Wenn viel Blut abgenommen werden sollte, dann haben die Ärzte und die zwei super netten Stationskoordinatorinnen es parallel bei anderen Patienten gemacht.
Es gibt mittlerweile auch ein Telefon für Studenten - somit will ich die alte Bewertung aus diesem Portal relativieren.
Zusätzlich gibt es in der ACH Klinik das Hauptbehandler-Konzept, welches ich bisher nur in den USA und Kanada erlebt habe. So bleibt der Patient einem bestimmten Oberarzt zugeordnet. Es ist am Anfang etwas strange, aber nach einiger Zeit merkt man, dass es einen Sinn dahinter gibt und ein Chaos verhindert wird. Als Student weiß ich dann, welchen Oberarzt ich genau anrufen soll.
Lehre: Sehr gut. Die ACH Klinik hat neulich sogar eine Auszeichnung vom Marburger Bund für die Lehre erhalten. Die Assistenzärzte haben mir stets aktuelle Artikel und Zusammenfassungen von Studienergebnissen angeboten. Die Oberärzte haben examenähnliche Fragen gestellt und die Antworten erläutert. Für die Lehre sollte man auch unbedingt die Chefarztvisite nutzen! Dort wird großer Wert darauf gelegt, dass man die Behandlungspläne und die Indikationen verstanden hat. Die Konzepte werden bei der Visite diskutiert und nicht oktroyiert (das ist auch anders als in vielen Kliniken).
Ich durfte auch bei einem Laparoskopie Workshop mitmachen - da habe ich in einem Simulator selbst eine GallenOP unter der Anleitung einer Ärztin gemacht. Solche Chancen sollte man unbedingt nutzen! Das hat echt viel Spaß gemacht.
Was sich in der ACH anbietet sind die Wochenenddienste, mit denen WOchentage ausgeglichen werden können.
Der Stationsalltag fängt um 7:15 an – somit kann man auch das Frühstück essen, das man als PJler gestellt bekommt.
Natürlich wird es wie in jeder chirurgischen Abteilung schwer, wenn man sich vor Aufgaben drückt oder Desinteresse zeigt. Wenn man aber Interesse zeigt und fürs Leben lernen will (auch die Platzwunden in Psychiatrie oder die Drainage in der Inneren muss man (an)nähen können), dann eignet sich diese Abteilung bestens dafür. Wenn ich erneut mein PJ planen müsste, dann würde ich diese Abteilung wieder wählen.