Hätte ich gewusst, dass man medizinisch sowenig sieht, hätte ich mir das Tertial in Zürich vielleicht nochmal überlegt: Zürich ist ne super Stadt und man kann im Sommer unglaublich viel in der Stadt bzw. in der Umgebung/Schweiz/Mailand erleben, jedoch war der klinische Alltag mehr als zäh.
Man rotiert durch verschieden Stationen, die letztlich aber alle allgemein-internistisch sind, sodass es vom Zufall abhängt was man jeweils sieht. Wird bei den Patienten nichts Interventionelles vorgenommen, sieht man keine Pleurapunktion oder ähnliches. Auch wird ein Abdomensono nicht von den Ärzten auf Station, sondern durch die Radiologen durchgeführt. Man ist somit auf Station wirklich nur ein Sekretär, der dokumentiert, organsiert (Untersuchungen anmelden, Hausärzte anrufen) und Arztbriefe verfasst.
Generell sind die Schweizer Kliniken sehr gut mit Ärzten besetzt, d.h. ein Arzt hat hier 6-8 Patienten. Wo in Deutschland viel mehr Arbeit anfällt, lässt sich das hier recht gut handhaben. Leider passiert es dann oft, dass man nach EKG, schreiben, MMS und Schellong-Test viel Zeit absitzt. Man kann zwar auch seinen eigenen Patienten bekommen und behandeln, allerdings ist das natürlich auch endlich und dann gibt es nicht mehr viel zu tun...
Auf eine Gastro-, oder Pneumo-Station kommt man leider nicht bzw. gibt es nicht. Es gibt nur eine Kardiologiestation, wo man allerdings die Eintritte vorbereiten muss und damit dann erstmal den halben Tag mit Texten kopieren beschäftigt ist. Dann kann man in den Katheter gehen zum Zuschauen, oder auch seinen eigenen Patienten dokumentieren usw.. Generell eine nicht so beliebte Station bei Assistenten/Unterassistent ;-)
Bei der Rotation auf den Notfall lernt man noch am meisten. Hier kann man seine eigenen Patienten behandeln/untersuchen/aufnehmen und macht dies unter Rücksprache mit Assistent oder OA.
Insgesamt ist mir bei diesem Tertial etwas der medizinische Einblick abgegangen. Interventionen sieht man nur zufällig, wenn die Patienten bei denen man auf Visite mitgeht nicht nur eine Pneumonie haben. Auch wird fast alles nur in Rücksprache mit dem Oberarzt entschieden, sodass man dann nach der Visite das wichtigste und am Nachmittag nochmal alles genauer bespricht. Wenn man sich ein straffes Arbeiten erwartet, ist man hier falsch ;-)
Ich habe meine Zeit in Zürich genossen und man kann super viel hier unternehmen, jedoch muss ich sagen würde ich aus medizinsicher Sicht stark bezweifeln, ob ich hier nochmal hingehen würde. Ich kann leider nicht sagen, ob es allgemein an der Facharztausbildung liegt, aber ich denke an einer kleinen Klinik wird man vielleicht nochmal mehr als nur eine Wahlwoche (1 Woche kann man in einer Abteilung seiner Wahl (auch Radio z.B.) zuschauen) in spezialisierte Bereich schauen können bzw. deren Eingriffe sehen. Wer nicht den ganzen Tag dokumentieren möchte und medizinisch Eingriffe sehen will, ist vielleicht in einer anderen kleineren Klinik oder gar in Deutschland besser aufgehoben. Auch wenn die Ärzte hier 50h/Woche arbeiten müssen, ist das deutlich entspannter gegenüber 50h in Deutschland. Ein Punkt noch: am Triemli gibt es unglaublich viele Fortbildungen, wo man hingehen kann, was sehr cool ist.