Rotation durch verschiedene Chirurgische Abteilungen
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Hallo zusammen,
in diesem Bericht versuche ich die Erfahrung in Schweden (Nya Karolinska Sjukhuset in Stockholm) zusammenfassen und vor allem zu erklären, wie das mit der Bewerbung ablief.
Es versuchen unglaublich viele deutsche und österreichische Studenten hier PJ oder Famulatur machen zu können und, obgleich das PJ Tertial selbst letztlich wirklich toll war, ist die Bewerbung und alles Organisatorische wirklich nervenaufreibend und meiner Meinung nach nicht wert, wenn man nicht WIRKLICH WIRKLICH gerade hier sein will. Wieso das so ist? Prinzipiell will Karolinska nicht, dass man als PJler herkommt. In Schweden kann man nicht einfach als PJler tätig sein, weil die Uni sozusagen die Studienunterlagen, die man aus dem Ausland mitbringt, nicht einfach so anerkennt ("Man könnte ja alles gefälscht haben und in Wahrheit gar nicht Medizin studiert haben..."), ausserdem ist man nicht versichert, und hier in Schweden ist alles entgegen den Erwartungen *sehr* buerokratisch. Dass man Medizin im EU-Ausland studiert hat, muss amtlich bestätigt werden in Schweden, vom Socialstyrelsen. Was man unter Umständen machen könnte, ist sich vom Socialstyrelsen bescheinigen lassen, dass man als "underläkare" arbeiten darf, aber das kann man nur machen, wenn der Arbeitsgeber darum ansucht, also das ist eigentlich desolat (die Arbeitsgeber machen sich da eigentlich nicht die Muehe, um sowas anzusuchen, es gibt ja hunderte andere, schwedische, Bewerber). Insofern muss man als "auskulterande läkare / Medical intern" mehr oder weniger inoffiziell kommen - das geht nur, wenn es einen "aufsässigen" Oberarzt gibt, der einen so reinbringt, denn die Uni will das wie gesagt prinzipiell nicht. Die Uni unterschreibt gar nichts. *Gar nichts*. Die Sekretärin, die fuer ausländische Studenten zuständig ist, lässt nicht mit sich reden. Dh. man kriegt auch keine Äquivalenzbescheinigung oder ähnliches! Einige Unis in Deutschland geben einem als totale Ausnahme eine Äquivalenzbescheinigung (weil die meisten deutschen Heimatunis das Problem mit der besagten Sekretärin des Karolinskas kennen), aber das jeweilige Landesgesundheitsamt in DE entscheidet dann, ob sie das anerkennen oder nicht als PJ-Tertial. Also auch in dieser Hinsicht problematisch.
Nichtsdestotrotz, nachdem ich durch Kontakte auf die Chirurgie gekommen bin, und das alles geregelt war, war es super. Ich durfte mitoperieren, Pat aufnehmen, sehr selbstständig betreuen, die Leute sind SUPER nett und der Kontakt zur Pflege 1A. Keine Knechtaufgaben. Nie.
Trotzdem war die Organisation SO nervenaufreibend und muhselig, dass ich es wirklich nicht machen wuerde, wenn ihr nicht *unbedingt* aus irgendeinem Grund gerade nach Stockholm wollt. Selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man es organisiert bekommt (geschweigedenn von irgendwem eine Antwort), ziemlich gering, aber es gibt immer wieder einige "aufsässige" Oberärzte, die es einem unter Umständen ermöglichen können. Wenn man einen solchen persönlich kennt, durch persönliche Kontakte oder weil man zB. mit Erasmus mal als Student hier war, ist es irgendwie möglich. Bei mir ist es so, dass ich Familie hier habe und nach dem PJ hier auch Facharzt machen will usw., deshalb habe ich wirklich alles versucht, um herkommen zu können.
Also wie ihr seht, sehr durchwachsen. Wenn ihr es wirklich wollt, probiert es, aber macht euch nicht zu grosse Hoffnungen! Es ist ein bisschen so wie alles andere in Schweden: Es ist unglaublich schwer, reinzukommen; wenn man es aber mal geschafft hat, ist es wirklich super hier.
Könnt mir gern per Mail schreiben bei Fragen. LG Erik
Bewerbung
1 Jahr im Voraus durch Kontakt zu Chef
Was man noch benötigt:
- ihr muesst fliessend Schwedisch sprechen. Alles hier auf der Klinik spielt sich auf Schwedisch ab. Offiziell kann man zb an der Folkhögskolan einen C1-Test machen. Der berechtigt euch auch dazu, *offiziell* als underläkare oder später ST-läkare zu arbeiten. Aber wie gesagt, kommt das eigentlich nicht in Fragen, wenn man nur fuers PJ da ist und dann wird auch kein offizieller Test gefordert, weil es ja sozusagen unter der Hand geht.
- negativen MRSA Abstrich (muss man selbst bezahlen, kostet etwa 40€ Rachenabstrich)
- Krankenversicherung, die in Schweden gilt (zB Marburger Bund PJ-Krankenversicherung)
- Haftpflichtversicherung (!!!)
- alle möglichen Bestätigungen, dass man Medizin studiert hat und am besten einen letter of recommendation for practical training vom Dekan der Uni oder dem Auslandsaustausch-Referat eurer Uni
Alle diese Sachen erlauben einem eigentlich nicht wirklich, an der schwedischen Uni als PJler zu arbeiten, aber in meinem Fall hat es das Sekretariat zumindest zu Frieden gestellt, sodass sie sich nicht mer ganz quergestellt haben ...