PJ-Tertial Notfallmedizin in Klinikum Kassel (9/2018 bis 11/2018)
Station(en)
Internistische Notaufnahme
Einsatzbereiche
Diagnostik, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Gleich vorab: Wer sich für Notfallmedizin interessiert und motiviert ist viel zu lernen der ist im Klinikum Kassel genau richtig! Super Lehre und Stimmung! Tolles Arbeitsklima.
Ich studiere an der MedUni Wien und habe 8 Wochen meines PJs (KPJ in Österreich) als Wahltertial in der interdisziplinären Notaufnahme des Klinikum Kassels absolviert. Dies war auch mein erstes PJ-Tertials.
Wie bereits vorbeschrieben, ist das Klinikum ein Maximalversorger und Traumazentrum mit einem großen Einzugsgebiet. Dementsprechend verfügt die Klinik über eine sehr moderne Ausstattung (z.B. ECMO) und verzeichnet auch viele spannende Schockräume.
Generell hat man die Möglichkeit während seines Tertials in der internistischen, neurologischen und unfallchirurgischen Abteilung der ZNA zu rotieren und so viele verschiedene Fachgebiete kennen zu lernen. Herr Dr. Weber, Chefarzt der zentralen Notaufnahme ist hierfür und für alles andere auch der Ansprechpartner für uns Studenten. Ich selbst habe mich aber entschieden die kompletten 8 Wochen auf der internistischen Abteilung zu bleiben und kann daher nur hiervon berichten.
Auf der Internistischen Notfall wird im Schichtdienst gearbeitet. Früh ca. 7.30-16.00Uhr / Zwischen 10-18.00 / Spät 15.30-00/ Nacht 00-8.00. Ich habe überwiegend Frühdienste absolviert aber vor allem Spätdienste oder auch Dienste am Wochenende (freiwillig!) sind empfehlenswert da es immer viel zu tun gibt und man vor allem dann noch mehr selbst machen kann kann die Notfall zu diesen Zeiten ärztlich etwas schwächer besetzt ist als tagsüber. Zu welcher Schicht ich komme, konnte ich mir selbst enteilen, ich habe lediglich den Ärzten Bescheid gegeben. Sollten aber meherer Studenten vor Ort sein empfiehlt es sich in den unterschiedlichen Schichten aufzuteilen.
Die internistische Notfall verfügt über mehrere Ambulanzräume, sowie eine (Überwachungs-) Station und Chest-Pain-Unit. Des Weiteren werden auch die internistischen Schockräume übernommen.
Der Tag beginnt mit der Übergabe vom Nachtdienst inkl. Visite der Station. Im Anschluss kann man Patienten selbst untersuchen und bei einem Arzt vorstellen (OA/OÄ) oder auch Patienten gemeinsam mit den Assistenzärzten besprechen und untersuchen. Hier kann man wirklich vieles bereits selbst machen. Begonnen von Anamnese, klinische Untersuchung, EKG, Blutgasanalyse, Labor Auswerten, Ultraschall (Abdomen, Echo, Gefäße bei V.a. auf Thrombose)… Alles im Rahmen, was man sich zutraut und wo man was dazulernen möchte. Ich habe mir oft ein Schallgerät genommen und vorgeschallt oder gemeinsam mit den Ärzten Ultraschall durchgeführt.
Meistens wird die Blutabnahme und EKG-Schreiben vom Pflegepersonal übernommen doch kann man auch hier jederzeit mithelfen und alles selbst erledigen.
Ich habe es wirklich sehr geschätzt, dass alle (Ärzte und Pflege!) sehr bemüht waren mir etwas immer zu erklären und beizubringen. Jeder kam von selbst auf mich zu um mir spannende Fälle zu zeigen, Patienten durchzubesprechen, Untersuchungen zu verbessern oder invasive Maßnahmen durchzuführen. Dadurch habe ich viel zu Diagnostik und Therapiemöglichkeiten gelernt und durfte mehrmals Pleurapunktionen durchführen, ZVK stechen, arterielle Zugänge legen uvm.
Außerdem habe ich Schockräume mit instabilen Patienten und viele Reanimationen gesehen, bei denen ich auch eingebunden wurde.
Bei den Schockräumen muss ich noch anmerken, dass man vor allem bei den von Dr. Weber geführten allein durch Beobachten vieles an guter Kommunikation innerhalb des Teams lernen kann. Begonnen von ruhig bleiben in brenzlichen Situationen, sowie Kommunikation bei z.B. abwechseln bei der Herzdruckmassage, Gabe von Medikamenten, Mitteilung relevanter Laborwerten, Zusammenfassung der Situation und weiteres Vorgehen usw... Und dies auf einem Kommunikationsniveau, sodass das gesamte Team alles mitbekommt und gut zusammen arbeiten kann. Hier habe ich in anderen Häusern eher chaotische Verhältnisse erlebt.
Des Weiteren konnte ich auch viel zur Dokumentation dazulernen und somit meine eigenen Verlegungs- und Entlassbriefe verfassen, die man gemeinsam mit mir korrigiert hat. Wenn man möchte kann man auch bei Untersuchungen wie Herzkatheter, ERCP, Gastroskopie zuschauen, sowie Notarzt mitfahren.
Wenn zeitlich möglich wird vormittags eine gemeinsame kleine Brotzeit-und Kaffe-Pause eingelegt, bei der man vorzüglichen Kaffee und Brötchen von OA Dr. Beltschikow genießen kann. Hier gibt es auch Kühlschrank/Mikrowelle für selbstmitgebrachtes Essen. Wer möchte kann auch jederzeit in die Klinik-Kantine zum Essen gehen (kostenpflichtig mit ca. 3-4€).
Des Weiteren hatte ich das Glück, dass mein PJ mit 450€ monatlicher Aufwandsentschädigung vergütet wurde (dies ist neu für PJler ). Wenn man dann noch Erasmusförderung (das geht für uns Österreicher) beantragt, dann kommt man finanziell auch wirklich gut um die Runden. Ich gebe euch allerdings den TIPP, dass ihr euch sehr früh um eine Wohnmöglichkeit kümmert. Innerhalb der Semesterferien ist dies kein Problem, da viele Studenten ihr Zimmer untervermieten. Während des Semesters wird es leider etwas schwieriger und AirBNB ist meist sehr teuer, da Kassel aufgrund diverser Ausstellungen/Vorstellungen ein beliebtes Ausflugsziel ist.
Kleiner Tipp noch von mir:
Da das Klinikum zu einer englischen Universität gehört (bzw. zur privaten MedSchool Kassel), können die deutschen Studenten ihr PJ aktuell leider nicht an dieser Klinik absolvieren (wird wohl seitens deren Universität nicht anerkannt). Allerdings dürfen sie ohne Probleme Famulaturen dort machen. Da das Klinikum und vor allem die ZNA sehr beliebt unter den Studenten ist, so kann es zu Famulatur-Stoßzeiten schonmal etwas voll werden. Ich würde euch daher empfehlen, wenn ihr das Maximalmögliche aus diesem KPJ-Tertial herausholen wollt, am besten zu einem Zeitpunkt zu kommen, wenn keine deutschen Semesterferien und somit keine Famulaturen stattfinden.
Einziges kleines Manko zu Beginn: Da die Klinik nicht so viele PJ-ler hat, gibt es (bisher) keine generelle Unterscheidung zwischen Famulant und PJler. Daher war für mich der Einstieg etwas schwieriger, da ich vorerst für eine weitere Famulantin gehalten wurde und mir von Famulanten-Seite (von Studenten, nicht den Ärzten!) das Gefühl vermittelt wurde, mich als „Die Neue“ erstmal hinten anzustellen (Dies ist aber sicher die Ausnahme!!). Ich habe daraufhin allerdings mit CA Dr. Weber gesprochen und war wirklich sehr erfreut, dass dies angenommen wurde und er sich sofort darum gekümmert hat, dass ich als PJ-lerin stärker eingebunden werden kann. Man wird hier durch den Chefarzt Dr. Weber als Student wirklich wertgeschätzt und man bekommt wirlich den Eindruck, dass man bei Anfragen/Probleme jederzeit auf Ihn zukommen kann. Wir hatten auch am Ende nochmal wegen dem Unterschied PJler/Famulant gesprochen, sodass ich mir sicher bin das hier nochmal etwas verbessert wird.
Bewerbung
Bewerbung: Ich habe mich problemlos ca. ein halbes Jahr vorher per Anruf/Mail beim Chefarzt Dr. Weber beworben (siehe Homepage der Klinik). Evtl aufgrund der Beliebtheit etwas früher anfragen.