PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Elbe Klinikum Stade (7/2018 bis 10/2018)

Station(en)
3A
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Es ist mir ein besonders großes Anliegen, für die Allgemeinchirurgie im Elbe Klinikum Stade zu werben. Aufgrund der vorherigen Bewertungen und meiner ursprünglich eher mäßigen Einstellung zur Chirurgie hatte ich um ehrlich zu sein, nicht so große Erwartungen an meine 8 Wochen in der Allgemeinchirurgie geknüpft!
Umso mehr war ich überrascht als ich an meinem ersten Tag dann im Arztzimmer von euer jubelnden Gruppe von Assistenzärzten samt Oberärztin mit den Worten „Wir freuen uns sehr, dass Sie hier sind. Hier waren schon lange keine PJler mehr“ empfangen wurde. Da ich vorher mein PJ-Tertial in der Anästhesiologie desselben Hauses absolviert hatte, kannten mich schon einige aus dem OP oder von der Intensiv, sodass ich sehr fix in das Stationsteam integriert wurde. Ich habe mich wirklich selten so dermaßen wohl und so willkommen gefühlt! Auch die Pflege ist mehrheitlich super nett und offen! Ab Tag 1 hatten alle Stationsärzte ein großes Interesse daran, mir Befunde zu demonstrieren, mit mir Fälle zu besprechen und mein Wissen abzufragen. Einige haben sich sogar schuldig gefühlt und dafür entschuldigt, wenn sie mal kein ausführliches Teaching machen konnten. Auch die Oberärztin hatte sehr großes Interesse an Teaching; an einem Tag saß sie sogar fast eine Stunde lang mit mir im Arztzimmer und hat mich zu ihrem „Spezialgebiet“ der Schilddrüse ausgefragt (alles auf einer sehr netten Art und Weise!) und sehr viel Wissenswertes erzählt.
Zur Allgemeinchirurgie in Stade: unglaublich breit gefächert, viele onkologische Patienten, sehr viel Darm und Pankreas (Stade ist ein Darm-und Pankreaszentrum). Aber auch chirurgische Standards: Hernien, Cholezystektomie, Appendektomie, Schilddrüse etc. Die Abteilung beinhaltet auch eine Gefäß-und Thoraxchirurgie. Daher liegen auch viele pAVK-Patienten auf Station. Ich denke, dass Stade vom Spektrum her für das PJ genau richtig ist. Man sieht wirklich alles und auch seltene Sachen!

Zu meinem Stationsalltag: Beginn war meist um 6.50 Uhr mit einer morgendlichen Kurzvisite im Stationszimmer, wo neue Patienten besprochen und Befunde durchgeschaut wurden. Montags und donnerstags waren jeweils die Chefarztvisiten mit Prof. Dr. Stinner. Da immer jeweils das Stationsteam, zuständige Pflegekräfte und einige Oberärzte dabei waren, waren die Zimmer recht schnell überfüllt. Ich fand die Visiten mit dem Chef immer super lehrreich. Auch wenn die Stimmung zum Teil angespannt war, fand ich es besonders toll, dass der Chef darauf Wert gelegt hat, bestimmte Sachen nicht vor dem Patienten auszudiskutieren. Natürlich war der Ton zum Teil auch recht scharf und die Stimmung echt angespannt. Aber so ist das nun mal ab und an! Ich denke davon darf man sich als PJler nicht abschrecken lassen.
Nach den Visiten ging es dann meist an die Blutentnahmen und Braunülen. Da es extra Blutentnahmekräfte gab, handelte es sich meist um eine überschaubare Anzahl an Blutentnahmen. Wenn es dann mal die eine oder andere Blutentnahme mehr zu verrichten gab, dann stand einem meist auch ein netter Assistenzarzt zur Seite ;) Danach durfte man selbstständig Untersuchungen anmelden, Konsile erstellen, den einen oder anderen Entlassungsbrief verfassen und dann auch immer mehr eigene Patienten bzw. Patientenzimmer betreuuen; quasi mit allem drum und dran (bei Visite vorstellen, Untersuchungen anmelden, Medis anordnen, Entlassungsbrief etc.). Wenn es etwas Spannendes in der ZNA gab, wurde man auch immer dazu gerufen. Dort kann man dann mit zum Schockraum oder z.B. einen Appendizitspatienten aufnehmen, untersuchen und OP-fertig machen (incl. Aufklärung natürlich unter Aufsicht) oder auch den einen oder anderen Abszess spalten und den ambulanten Entlassungsbrief verfassen. Natürlich gehörten auch Routineaufgaben auf Station zu meinem Alltag: ABIs messen, EF-Drainagen anziehen, Pleurakatheter/Thoraxdrainagen ziehen, Befunden hinterhertelefonieren, im Labor anrufen, Befunde faxen etc. Aber das gehört denke ich dazu und ich hatte auch das Gefühl, dass das für die Assistenzärzte nicht selbstverständlich war. Ein Dankeschön war quasi immer an der Tagesordnung! Aufgrund zwischenzeitlicher Organisationsprobleme kam es auch vor, dass ich an dem einen oder andere Mittag/Vormittag alleine auf Station war (weil die Stationsärzte z.B. in den OP mussten). Ich hatte aber immer einen Assistenzarzt und meist auch einen Oberarzt, an den ich mich bei Problemen wenden kann. Ich fand es tatsächlich ganz gut ins kalte Wasser geworfen zu werden; auch mal die ein oder andere Entscheidung selber zu treffen (ich habe mich immer gerne telefonisch abgesichert), die Stationsarbeit zu erledigen, das ein oder andere Entlassungsgespräch zu führen. Das wurde tatsächlich vor Allem von den Oberärzten sehr positiv wahrgenommen und man galt dann auch als direkter Ansprechpartner auf Station. Bei den Übergaben an den Diensthabenden und Oberarzt/-ärztin konnte man dann natürlich auch viel zu den Patienten und zum weiteren Prozedere erzählen. Damit will ich nur sagen: wenn man sich gescheit einbringt, kann man unglaublich viel machen und sich schon mal mit dem Dasein als Assistenzarzt/-ärztin vertraut machen. Vor allem fand ich es auch super, dass ich immer ein offenes Ohr für meine Ideen fand und dahingehend auch frei darin war, bestimmte Untersuchungen anzufordern, wenn ich mich besonders ausgiebig mit einem spannenden Patientenfall beschäftigt hatte! Auch wenn es z.B. um bestimmte seltenere Erkrankungen oder auch Inhalte aus anderen Fachbereichen ging, wurde man als PJ-Student auch gerne zu Rate gezogen.

Gegen 14 Uhr ging es dann meist zur Röntgenvisite. Dort wurden wichtige Bilder demonstriert und die anstehenden Operationen für den nächsten Tag besprochen. Um 15 Uhr erfolgte dann meist die Übergabe an den diensthabenden Arzt. Um 16 Uhr war offiziell Feierabend; ich bin dann aber tatsächlich auch mal länger geblieben, wenn es noch das ein oder andere zu erledigen gab. Der Mittwoch ist ein kurzer Tag, Feierabend ist da schon um 13 Uhr. Da es aber im Anschluss einen von den Assistenzärzten organisierten Journal Club gab, bin ich da meist auch hingegangen und dann auch gleich zur interdisziplinären Tumorkonferenz geblieben. Es lohnt sich unglaublich zu den Tumorkonferenzen zu gehen. Da sitzen dann unter anderem Vertreter aus der Hancken-Klinik (Onkologie, Strahlentherapie), der Chef und Oberärzte aus der Allgemeinchirurgie sowie der Chefarzt der Pathologie. Es werden echt spannende Kasuistiken vorgestellt, ausdiskutiert und das weitere diagnostische/therapeutische Vorgehen (u.a. auch neue Therapieansätze, directed therapy, Immuncheckpoint-Inhibitoren etc.) festgelegt. Total spannend und echt empfehlenswert!

Ich habe in den 8 Wochen tatsächlich bei so einigen Operationen assistiert (meist als zweite Assistenz was dann eher Haken halten bedeutet, zum Teil aber auch als erste Assistenz). Wenn man sich eher auf Station aufhalten und vor dem OP drücken will, dann wäre das sicherlich auch möglich gewesen. Es sind relativ viele Assistenzärzte dort, die verständlicherweise gerne in den OP möchten und auch selber operieren wollen. Da Stade aber ein Darm-und Pankreaszentrum ist, kann man echt sehr viele spannende Eingriffe sehen. Deshalb lohnt es sich besonders zu den „großen“ OPs (z.B. Whipple, Magenresektion) zu gehen, zumal da dann auch die ein oder andere helfende Hand benötigt wird. Wenn man Interesse zeigt, dann ist da auch meist mehr drin als nur Haken halten. Ich durfte relativ oft zunähen, Drainagen einnähen, knoten etc. Hängt aber auch vom Operateur ab, ob es dann auch mal übers Hakenhalten hinausgehen darf. Oft wurde ich gebeten zu den Schilddrüsen zu gehen. Das war dann bei dem kleinen OP-Gebiet dann doch etwas eng und meist war da auch nur Hakenhalten angesagt. Meist konnte man leider auch nicht so viel sehen und nach der x.ten Schilddrüse war es dann auch nicht mehr so spannend. Aber da muss man denke ich auch schauen, dass man sich dann am Vortag den OP-Plan anschaut und dann auch aktiv in die OPs eintragen lässt, die man auch tatsächlich sehen möchte. Oft wurde man aber auch spontan von der Station in den OP abgerufen.

Zum Chef möchte ich an dieser Stelle nochmal einen gesonderten Text verfassen: Prof. Dr. Stinner ist ein typischer Chef durch und durch. Wenn man ihn nicht kennt, dann wirkt er sehr rasch sehr direkt und unwirsch. Man muss sich tatsächlich besonders am Anfang etwas beweisen, damit er einen auf dem Schirm hat. Wenn er dann aber merkt und hört, dass man nicht auf den Kopf gefallen ist, dann ist man oft mit ihm unterwegs und kann von ihm extrem viel lernen. Zum Beispiel nimmt er einen mit zu Patienten, die er gerne nochmal sehen oder untersuchen will. Im Anschluss kriegt man dann, sobald es einem zugetraut wird, den Auftrag, alles Weitere zu dem Patienten zu organisieren (z.B. weitere Untersuchungen, Entlassung etc.)! Oder wenn es etwas Spannendes in der Endoskopie zu sehen gab oder er seine Nachmittagsvisite auf der Intensivstation gemacht hat, dann wurde einem angeboten, ihn zu begleiten. Immer wenn man mit ihm unterwegs war, hat er einem sehr wertvolle Ratschläge für das spätere Berufsleben gegeben und auch sehr bereitwillig fachliche Fragen beantwortet. Vor Allem zum Ende des Tertials hin, hat er einen dann auch spontan in den OP gerufen und man stand z.B. als erste Assistenz bei einer Metastasenresektion. Wenn man mit ihm am Tisch steht, dann ist es besonders wichtig, dass man nicht passiv ist, sondern aktiv mitdenkt und Interesse zeigt. Er ist wirklich ein super Didaktiker, wenn er merkt, dass auch was zurückkommt. Ich habe ihn während des Tertials wirklich als sehr patientennahen und unglaublich inspirierenden Kliniker erlebt. Man darf sich also keineswegs von seiner Art einschüchtern lassen!

Alles in Allem kann ich echt sagen, dass ich die Abteilung am Ende mit einem weinenden Auge verlassen habe. Insbesondere zu den Ärzten auf meiner Station habe ich ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut und stehe mit dem ein oder anderen weiterhin in Kontakt. Vor Allem, wenn ihr in die Chirurgie wollt, habt ihr in der Allgemeinchirurgie in Stade super Jobchancen. Ein Tertial dort in der Abteilung ist die optimale Gelegenheit dafür, um sich eine Stelle zu sichern. Obwohl ich eigentlich nie in die Chirurgie gehen wollte, hat mir das Tertial wirklich sehr gut gefallen und ich habe mir am Ende sogar vorstellen können, dort zu arbeiten (aber eben nur dort und in dem Team)! Also falls ihr wirklich Chirurgie lernen wollt, dann ab nach Stade! Und wenn ihr in die Chirurgie gehen wollt, dann erst recht!
Bewerbung
ganz unkompliziert über Moodle, weitere Infos kriegt man rechtzeitig per Mail/Post durch das Sekretariat des PJ-Beuftragten der Klinik
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Braunülen legen
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Rehas anmelden
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Botengänge (Nichtärztl.)
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
300

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27