PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spitalzentrum Biel (9/2018 bis 12/2018)

Station(en)
E7/8
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Kulturelle Eigenheiten:
Bilingualität (Stadt und Spital offiziell zweisprachig, Deutsch ein wenig häufiger, dennoch sollte Französisch gut genug für Anamnese und normales Gespräch sein)
Sehr höflich (z.B. "es wäre schön, wenn bei der Besprechung alle pünktlich sind" ist sehr deutliche Kritik! Ausraster wie z.T. in D gibt es so gut wie nie)
Kritik durch die Blume - nie direkt
starker Dialekt (dauert einige Wochen bis man sich eingehört hat)
bilinguales Spital (in der Chirurgie wird auf deutsch geschrieben, in der Inneren Medizin ist das Team überwiegend französisch und dementsprechend sind es die Berichte auch)

Bei >90 Tagen muss eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden (Personalausweis, zwei Passfotos, Arbeits- und Mietvertrag sowie 90 CHF nötig).
Wohnungen gibt es im Personalwohnhaus gegenüber des Spitals für 392 CHF pro Monat (mit Bad im Zimmer; günstiger mit Dusche auf dem Gang).
Versicherungsprämien werden direkt vom Lohn abgezogen, lohnt sich nicht eine Versicherung in Deutschland abzuschließen.

Vorneweg: hier gibt es viel positives, aber auch den ein oder anderen negativen Punkt.
Generell würde ich empfehlen, eher im Zeitraum von März bis Oktober/November in der Schweiz PJ zu machen, da zumeist in dem Zeitraum keine neuen Ärzte anfangen und man dementsprechend mehr lernen kann, da die Ärzte schon Erfahrung haben bzw. eingearbeitet sind.


Vorteile:
- sehr sehr coole Assistenten zu meiner Zeit (leider sind viele Assistenten weg gewechselt)
- Bilingualität (Dokumentation in der Chirurgie auf Deutsch)
- theoretisch Möglichkeit des praktischen Lernens an Modellen (--> nach Nahtkursen und gelegentlichem Üben am Laparoskopie-Trainer fragen)
- Einblicke in sehr viele verschiedene Fachrichtungen: Thorax-, Viszeral-, Gefäß-, Schilddrüsen-, bariatrische, Unfallchirurgie (bei Interesse an einer OP, direkt Operateur ansprechen und sich für diese OP einteilen lassen! --> die Ärzte freuen sich!)
- eine leitende Ärztin als Internistin im Team, die Spaß hat, zu teachen
- effektiv gelernt worauf man bei Stationsarbeit alles achten muss (bei akutem Ärztemangel Station selbst geleitet)
- bei >2 Monaten Rotation auf Notfallstation für 4 Wochen möglich (UNBEDINGT wahrnehmen, hier lernt man am meisten und darf selbstständig arbeiten)
- Vergütung des Pikettdienstes unter der Woche 30 CHF und an Feiertagen/Wochenende 60 CHF/Tag, 1h Zeit bis Anwesenheit im Spital bei Anruf (Man wird aber nur als dritte Person hinzugerufen, wenn der diensthabende Oberarzt und der Assistent die Operation nicht zu zweit durchführen können, was daher nicht so häufig vorkommt).
- gute Lage der Stadt: am See und direkt angrenzend das Jura-Gebirge (im Hochsommer kann man sicher noch mehr davon profitieren). Durch gute Zugverbindungen ist man in 30 Minuten in Bern und in 1,5h in Zürich oder in Genf.
- gute Qualität des Mittagessens
- wenn man mit den Assistenten ausgeht/Essen geht, laden sie die Studenten immer ein


Nachteile:
- das Spital liegt ca. 120 Höhenmeter über Stadtniveau - das Personalwohnhaus ist zwar direkt neben dem Spital, aber alles andere ist unten in der Stadt
- keine Lehre explizit für Studenten, nur Assistentenfortbildung und diese ist ebenfalls oft ausgefallen
- offiziell muss eigenes Geschirr mitgebracht werden (allerdings gibt es über die Etagen verteilt fast alles was in einer normalen Küche benötigt wird; nur kleines Kühlschrankfach in der Küche und keine Gefriere)
- wenn wenig Studenten in der Chirurgie sind, hat man teils viele Pikettdienste (erste beiden Monate jeden zweiten Tag)
- im OP nur Haken halten und gelegentlich nähen, wenig live-teaching; wer im OP mehr machen möchte, sollte woanders hin
- keine eindeutige Regelung für Piketteinsätze und Erscheinen am Folgetag (absprechen mit dem Oberarzt)
- tlw. lange Arbeitstage (14h) auf Station; auf der Notaufnahme dafür eher kürzer (8,5 - 9h)
- Notfallrotation von 4 auf effektiv 2 Wochen verkürzt, weil ich wegen Personalmangel wieder auf Station abgezogen wurde
- teure Endreinigung, teures Mittagessen (günstigstes 8,90 CHF)


Bemerkungen: Es gibt ein Eintritts- und Austrittsgespräch. Klärt am Anfang, wen ihr wie anredet (Du/Sie), das Teaching, die Pikettregelung und eure Rotationen (empfehlenswert falls möglich: Notfall nicht am Ende wegen Urlaubstagen).


Noch ein paar Tipps:
Bei der Äss-Bar gibt es günstiges Gebäck vom Vortag.
In der Obergasse gibt es kostenlos frische Kräuter zum Selbst-Pflücken.
Über Anibis kann man von privat tlw. sehr preiswert gute Fahrräder kaufen.
Es gibt eine kostenlose Bücherkabine in der Juravorstadt 11, 2502 Biel.
Jeden ersten Freitag im Monat ist first friday mit Konzerten und viel Nachtleben.
Zum Feiern rentieren sich das Chessu (hier wird allerdings geraucht), die Next Bar, die Havana Bar und die Bar 48. Über den Duo Club kann ich nichts sagen, da ich dort nicht war.
Einkaufen ist am günstigsten bei Aldi und Lidl, nächst teurerer Supermarkt ist Denner. Am teuersten ist Migros und Coop.
Wer Fußball im Verein spielen möchte (sogar mit Spielerpass!), der kontaktiere den FC Bözingen 34.
Guten Döner gibt es bei Kübban Döner.
Bewerbung
Beworben habe ich mich ca. ein Jahr vor Beginn (mittlerweile ist Frau Ryser dafür zuständig). Die Bearbeitung erfolgte sehr zügig. Für alle weiteren Formalitäten wurde ich von der Personalabteilung kontaktiert.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Mitoperieren
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
961 CHF
Gebühren in EUR
392 CHF für die Unterkunft plus Steuern

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.47