Insgesamt hat mir das halbe Tertial am KSSG sehr gut gefallen.
Obgleich die Zeiten für UAs nicht direkt mit den deutschen PJ-Tertialzeiten kompatibel sind, empfehle ich, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. (die deutschen Daten werden protestlos bescheinigt, solange man auch seinen Teil leistet)
Da es eine sehr große Klinik ist, kann es auch klappen zu zweit oder dritt an das KSSG zu gehen. In dem Fall dem Logierwesen bescheid geben, damit ihr auch zusammen wohnt. Der Kontakt zu den anderen UHUs ist allerdings auch sehr nett gewesen und neue Freundschaften dazu gekommen.
Unterkunft:
Ich habe in der Personalunterkunft gewohnt. Nach meinem Wissen gibt es mindestens 2 Personalwohnheime, die (für Unterassistenten) in Frage kommen. Beide in absoluter Nähe des Krankenhaus. Ich war in dem Wohnheim in der Greithstraße. Dort erfolgt die Unterbringung in kleinen, eingerichteten Zimmern (Schrank, Kommode, Schreibtisch, Stuhl, Bett (Kopfteil klappbar und somit auch als Sofa nutzbar), Waschbecken und Schrankspiegel, Bank, Regal, Nachttisch, Telefon, Nachttischlampe, ..). Die Küche sowie 2 Duschen und 2 WCs teilt man sich mit ca. 10 Personen. In der Küche hat jeder ein eigenes zugeteiltes Fach im Kühlschrank, 2 Schränke und 1 Tiefkühlfach. Alles immer sehr sauber. Waschküche im Keller mit Trocknern und top Trockenraum... und Luftschutzbunker. Geschirrtücher, Spülzeug, etc. braucht man nicht mitbringen. Und Besteck auch weniger, als im Internet zu lesen. Miete: 350Franken (sehr gut) + 20 CHF Kabel-Glotze (weniger gut, da TV nicht einmal vorhanden).
Falls ihr mit Freunden nach St. Gallen gehen solltet, unbedingt beim Logierwesen so kommunizieren, so dass ihr auch in einer Wohneinheit landet.
Alltag:
Ich kann nur für zwei von zahlreichen Stationen sprechen. Aber prinzipiell beginnt der Tag gegen 8:00. In einigen Abteilungen beginnt der Tag mit einer Besprechung, in anderen endet der Tag mit einer Besprechung. Als UA ist man hauptsächlich für die „Eintritte“ zuständig. In Stationen mit vielen elektiven Patienten ist das leider auch bisweilen tagesfüllend (größter Kritikpunkt). Fast jeden Tag findet planmäßig Lehre/ Fortbildung statt. Ansonsten: E-Mails checken – insbesondere die Pathologie lädt regelmäßig (logischerweise) kurzfristig zu Demonstrationen der Autopsien ein. Das Infektforum ist nahezu wöchentlich und ebenso zu empfehlen, uvm.
Für Unterassistenten gibt es einen EKG-Kurs und ein eigenes Fall-Seminar. Man kann eigentlich immer wann man möchte in die Funktionsabteilungen gehen und dort zuschauen. Ebenfalls lohnt es sich auf der Intensivstation nach Kardioversionen, etc. zu erkundigen. Eigentlich alle (wenige Ausnahmen – bspw. auf der Intensiv und in der Elektrophysiologie) sind sehr freundlich und bringen einem gerne etwas bei. Deutlich lehrfreudiger als ich es von jeder Uniklinik kenne! (Das gilt scheinbar auch für die Schweiz: von Zürich hört man deutlich schlechteres)
Mittag gegessen wird immer, meist im gesamten ärztlichen Team. Es schmeckt außerordentlich gut. Preislich auch angemessen. (zumal man an mindestens 2 Tagen die Wochen auf Fortbildungen essen kann oder könnte)
Lehre:
Die Lehre am KSSG war also wirklich hervorragend. Es finden regelmäßig Fortbildungen statt zu denen man aktiv angehalten ist, hinzugehen. Die Stationsarbeit ist offiziell nicht vorrangig für Unterassistenten. UAs seien zum Lernen da. (Die Assistenzärzte mögen dies naturgemäß anders sehen)
Auch beim Arbeiten wird einem eigentlich ständig versucht etwas zu erklären und nicht zuletzt lernt man sehr viel dadurch, dass man ja auch meist selbst beschäftigt ist.
Freizeit:
Die Gegend bietet wirklich einen hohen Freizeitwert: sei es zum Wandern (viele tolle Wegen bspw. ab Wasserauen; aber auch direkt vom Wohnheim z.B. gen Freudenberg kann man Feierabends nette (Lauf oder Wander-)touren starten. Zum Ski Fahren gibt es auch viele Optionen. In der Vorsaison ist St.Anton am Arlberg im übrigen noch recht erschwinglich. Und ein tolles Skigebiet allemal! (Fahrt über den Pass spart 10€/Fahrt btw)
Kulturell hat mich insbesondere Liechtenstein mit dem überaus sehenswerten (und sehr schwach besuchten) Kunstmuseuem positiv überrascht. Zürich ist ebenfalls nur eine Stunde entfernt. Und rund um den Bodensee gibt es eine Vielzahl lohnender Ausflugsziele. (Bodenseeerlebniskarte lohnt ggf.) Auch St. Gallen bietet einige nette Museen.
„In den Ausgang“ gehen kann man mal machen in St. Gallen; verpassen tut man allerdings wenig. Essen gegangen bin ich nur zweimal in St. Gallen. Meist haben wir zusammen gekocht. Und wie ein echter Schweizer am Wochenende hin und wieder nach Konstanz gepilgert und die Preise auf einmal mit ganz neuen Augen gesehen.
Langweilig wird einem also nicht!
Die Schweiz und die Sache mit der Sprache:
Es verging kein Tag in der Schweiz an dem ich mich nicht über etwas (aus deutscher Perspektive) Ungewohntes gefreut hätte, oder über letztendlich charmante Eigenarten geschmunzelt hätte. Wie Viele vor mir, kam ich also auch zu dem Schluss, dass die Schweiz definitiv eine Auslandserfahrung ist. Die Schweiz ist eine faszinierende Gesellschaft mit vielen Eigenarten, kreativen Lösungen und letztendlich (derzeit) auch sehr erfolgreich mit dem (fraglich) unbeirrbar eigenem Weg.
Also Nordlicht hat es mir ebenfalls gefallen, die Vielfältigkeit des deutschen Sprachraumes erleben zu können, wenn gleich es auch eine gewisse Herausforderung war.
Fazit:
Die Zeit in St. Gallen verging letztendlich wie im Fluge und war sowohl lehrreich als auch einfach eine sehr schöne Zeit, an die ich geren zurückdenke. (gerade beim PJ an einem deutschen Uniklinikum)
Weniger gut soll im Übrigen die Radiologie sein. Allgemein Chirurgie hinterließ bei einigen Mitbewohnern ebenfalls nur gemischte Gefühle.
Bewerbung
Bewerbung:
Je nach Abteilung richtet sich der erste Kontakt per Mail oder Telefon (je nach Handyvertrag ist Skype die kostengünstigere Alternative) an die oder den jeweiligen Zuständigen (Für Unterassistenten / Personal). Die Internetseite des KSSG ist dabei sehr aufschlussreich.
Für die Innere Medizin ist bspw. Frau Tatjana Djakovic zuständig.
Falls Unterassistenten (UA)-Stellen vakant sind, erfolgt anschließend die offizielle Bewerbung über ein Internetportal der KSSG. Im Anschluss wird euch ein Vertrag zugeschickt und es gilt einige Formulare auszufüllen. Insgesamt ist es ein wenig Aufwand, aber alles funktioniert reibungslos: Am ersten Tag erwartet euch im Normalfall ein Namensschild mit eurem Foto. Falls das Foto vergessen wurde, macht ihr vor Ort ein Foto in der Personalabteilung und es dauert halt 5 Minuten länger.