Eine Unterassistentenstelle am KSSG in der Inneren Medizin kann ich voll und ganz empfehlen. Ich war nur 2 Monate in St. Gallen und wäre gerne länger geblieben. Insbesondere eine Rotation in die Notaufnahme/auf den Notfall hätte ich gerne noch gemacht, da dem Einsatz dort ein besonders guter Ruf vorauseilt. (i.d.R. erst nach 2 Monaten möglich..)
Alltag:
Ich kann nur für zwei von zahlreichen Stationen sprechen. Aber prinzipiell beginnt der Tag gegen 8:00. In einigen Abteilungen beginnt der Tag mit einer Besprechung, in anderen endet der Tag mit einer Besprechung. Als UA ist man hauptsächlich für die „Eintritte“ zuständig. In Stationen mit vielen elektiven Patienten ist das leider auch bisweilen tagesfüllend (größter Kritikpunkt wäre dort, dass man nicht auf die Visite mitgeht bzw. falls doch, dann ist es sehr langweilig und man wird nicht eingebunden... das war bspw. in der AIM völlig anders. dort waren die Visiten sehr lehrreich). Fast jeden Tag findet planmäßig Lehre/ Fortbildung statt. Ansonsten: E-Mails checken – insbesondere die Pathologie lädt regelmäßig (logischerweise) kurzfristig zu Demonstrationen der Autopsien ein. Das Infektforum ist nahezu wöchentlich und ebenso zu empfehlen, uvm.
Für Unterassistenten gibt es einen EKG-Kurs und ein eigenes Fall-Seminar. Man kann eigentlich immer wann man möchte in die Funktionsabteilungen gehen und dort zuschauen. Ebenfalls lohnt es sich auf der Intensivstation nach Kardioversionen, etc. zu erkundigen.
Eigentlich alle Ärzte (wenige Ausnahmen – bspw. auf der Intensiv und in der Elektrophysiologie) und vor allem auch Pflegere sind sehr freundlich und bringen einem gerne etwas bei. Deutlich lehrfreudiger als ich es von jeder Uniklinik kenne! (Das gilt scheinbar auch für die Schweiz: von Zürich hört man deutlich schlechteres)
Mittag gegessen wird immer, meist im gesamten ärztlichen Team. Es schmeckt außerordentlich gut. Preislich auch angemessen. (zumal man an mindestens 2 Tagen die Wochen auf Fortbildungen essen kann oder könnte)
Lehre:
Die Lehre am KSSG war also wirklich hervorragend. Es finden regelmäßig Fortbildungen statt zu denen man aktiv angehalten ist, hinzugehen. Offizielle Ansage des Lehrbeauftragten ist, dass die Stationsarbeit nicht vorrangig für Unterassistenten ist, sondern dass wir zum Lernen da seien. (Die Assistenzärzte mögen dies naturgemäß anders sehen .. und letztendlich lernt man natürlich auch beim Arbeiten sehr viel.) Aber es ist definitiv eine gute und faire Mischung!
Auch beim Arbeiten wird einem eigentlich ständig versucht etwas zu erklären. Durch einen überall vorhandenen eigenen Arbeitsplatz lernt man auch beim Arbeiten sehr viel.
Unterkunft:
Ich habe in der Personalunterkunft gewohnt. Nach meinem Wissen gibt es mindestens 2 Personalwohnheime, die (für Unterassistenten) in Frage kommen. Beide in absoluter Nähe des Krankenhaus. Ich war in dem Wohnheim in der Greithstraße. Dort erfolgt die Unterbringung in kleinen, eingerichteten Zimmern (Schrank, Kommode, Schreibtisch, Stuhl, Bett (Kopfteil klappbar und somit auch als Sofa nutzbar), Waschbecken und Schrankspiegel, Bank, Regal, Nachttisch, Telefon, Nachttischlampe, ..). Die Küche sowie 2 Duschen und 2 WCs teilt man sich mit max. ~10 Personen. In der Küche hat jeder ein eigenes zugeteiltes Fach im Kühlschrank, 2 Schränke und 1 Tiefkühlfach. Alles immer sehr sauber. Waschküche im Keller mit Trocknern und top Trockenraum... und Luftschutzbunker. Geschirrtücher, Spülzeug, etc. braucht man nicht mitbringen. Und Besteck auch weniger, als im Internet zu lesen. (Also lediglich gut Pfanne, Spezialsachen auf die ihr nicht verzichten wollt, Kaffekocher/Filter/Maschine, ggf. Wasserkocher ( je nach Wohneinheit vorhanden oder nicht) und max ein Set Besteck/Geschirr mitbringen.. sonst ist irgendwie doch alles da.)
Miete: 350Franken (sehr gut) + 20 CHF Kabel-Glotze (weniger gut, da TV nicht einmal vorhanden).
Falls ihr mit Freunden nach St. Gallen gehen solltet, unbedingt beim Logierwesen so kommunizieren, so dass ihr auch in einer Wohneinheit landet.
Freizeit:
Die Gegend bietet wirklich einen hohen Freizeitwert: sei es zum Wandern (viele tolle Wegen bspw. ab Wasserauen; aber auch direkt vom Wohnheim z.B. gen Freudenberg kann man Feierabends nette (Lauf oder Wander-)touren starten. Zum Ski Fahren gibt es auch viele Optionen. In der Vorsaison ist St.Anton am Arlberg im übrigen noch recht erschwinglich. Und ein tolles Skigebiet allemal! (Fahrt über den Pass spart 10€/Fahrt btw)
Kulturell hat mich insbesondere Liechtenstein mit dem überaus sehenswerten (und sehr schwach besuchten) Kunstmuseuem positiv überrascht. Zürich ist ebenfalls nur eine Stunde entfernt. Und rund um den Bodensee gibt es eine Vielzahl lohnender Ausflugsziele. (Bodenseeerlebniskarte lohnt ggf.) Auch St. Gallen bietet einige nette Museen.
„In den Ausgang“ gehen kann man mal machen in St. Gallen; verpassen tut man allerdings wenig. Essen gegangen bin ich nur zweimal in St. Gallen. Meist haben wir zusammen gekocht. Und wie ein echter Schweizer am Wochenende hin und wieder nach Konstanz gepilgert und die Preise auf einmal mit ganz neuen Augen gesehen.
Langweilig wird einem also nicht!
Bewerbung
Erstkontakt per Mail. Dann offizielle Bewerbung über Portal. Vorlaufzeit in meinem Fall ca. 8 Monate. Aber ich würde es einfach probieren.. es gibt sehr viele Stellen.
Obgleich es ein wenige Aufwand ist, ist alles sehr gut organisiert und somit funktioniert letztendlich alles hervorragend.
P.S.: Die deutschen Tertialzeiten werden protestlos bestätigt, solange ihr es dennoch einrichten könnt zur den dortigen monatlichen Rotationszeiten dort zu sein. (Im Zweifel einfach fragen und gemeinsam eine Lösung erarbeiten)