Hier mein Bericht zu den 2 Monaten als Externer auf der Station 117b Nephrologie der Charite am Campus Mitte.
Zunächst einmal erfolgte die Einteilung am 1. Tag im Rahmen eines kurzen Treffens mit allen PJlern. Nach 2 Monaten wechselte man dann auf eine andere Station.
An der Charite haben PJler einen sehr geringen Stellenwert. Es gab eine ganz kurze Einführung durch den Koordinator, der auch wortwörtlich sagte, dass man sich alles aktiv einfordern muss und die Charite einem nichts schenkt. Die Stationen wussten auch nicht, dass man kommt. Tatsächlich gab es keinerlei systematische Fortbildung und anders als ich das bisher kannte, wird auch nicht versucht Studenten anzuwerben bzw. kennenzulernen seitens der leitenden Ärzte.
Erstmal ein paar allgemeine Dinge:
Man bekommt 2 Kittel und Hosen gestellt. Wir haben im Laufe des Tertials (ab dort für alle eingeführt) täglich Essensmarke im Wert von 7 Euro bekommen. Fortbildung gab es theoretisch 1x die Woche, allerdings fanden diese nur sehr spärlich satt und waren sehr schlecht oragnisiert, sowie von schwankender Qualität.
Jeder Student bekommt einen eigenen SAP Zugang.
Zur 117B. Man muss nicht erwarten, dass man Patienten alleine managed. Dies scheint insgesamt an der Charite nicht vorgesehen zu sein. Tatsächlich hab ich an meiner Uni im Blockpraktikum mehr Eigenverwantwortung gehabt.
Meine Aufgaben waren es neben natürlich dem morgendlichen Blutabnehmen (Leider halten die Studenten es für selbstverständlich, dass dies von den Studenten allein gestemmt wird) das Aufnehmen der Patienten (Briefe konnte man schreiben). In der Nachmittagsbesprechung (1530) konnte man die Patienten kurz vorstellen. Danach konnte man stets nach hause gehen. 1x die Woche nen Tag frei. Man hat sich mit den anderen PJlern abgesprochen.
Hier etwas zum Oberarzt: Der Oberarzt der Station ist sehr speziell (zumindest der in meiner Zeit dort war). Er war unglaublich anspruchsvoll und nicht sonderlich nett. Er hat auch die Assistenzärzte ziemlich auseinander genommen. Die Patientenvorstellung musste frei, höchstsystematisch und vollständig sein. Darin war er wirklich sehr anspruchsvoll!!! Es wurde sehr tiefgehendes und wissenschaftliches Wissen vorrausgesetzt. Ich hab gehört, dass er schon öfter Studenten*innen zu Tränen gebracht hat durch seine fordernde und boshafte Art. Allerdings bekomt man dafür, wenn man sich darauf einlässt und eine dicke Haut hat, hervorragendes Teaching und wahnsinnig viel beigebracht. Ein paar Beispiele von so abgefahrenen Fragen, die er gestellt hat als wär es 0815 Wissen: Durch welchen Mechanismus machen Calcineurin Inhibitoren Hypertonie? Wie unterscheidet man RTA von intestinaem Bikarbonatverlust mittels Urinanionenlücke. Genaue Schritte des Respiratorybursts Granulozyten. Wie machen PPI eine Hypomagnesiämie. Warum muss man Hypomagnäsemie korrigieren bei gleichzeitiger Hypokaliämie usw. Der Typ hat unglaubliche Ahnung von innerer Medizin und kann dies auch vermitteln (wenn er will). Außerdem eine internationale Koryphäe im Bereich der Vaskulitiden. Obwohl ich praktisch kaum was gemacht habe und keinen Patienten komplett versorgt, hab ich durch diesen Oberarzt und in Verbindung mit einem tollem Assistenzarztteam extrem viel gelernt. Die Assis waren wirklich sehr nett und haben auf Augenhöhe agiert und waren sich total bewusst, dass man PJler ist. Andere leitende Ärzte innerhalb der Nachmittagsbesprechung haben einen auch so ziemlich ignoriert. Ich glaube nicht, dass dort jemand meinen Namen kannte, obwohl ich regelmäßig dort Patienten kurz vorgestellt habe. Aus anderen Tertialen kannte ich das so, dass man umworben wurde (auch Unikliniken). Hier an der Charite war ich echt ein absoluter Niemand.
Objektiv war das ein schlechtes Tertial: Keine guten, regelmässigen Fortbildungen. PJler bekommen keine eigenen Patienten. Kein Curriculum. Keine Interaktion mit den leitenden Ärzten bzw. kein Interesse derer. Allerdings waren die Krankheit oft sehr komplex und sau interessant. Außerdem richtig breite Medizin und durch den anspruchsvollen Oberarzt und mit der tollen Interaktion mit den Assis und sehr sehr viel Lernen in Eigenregie hab ich echt krass viel über Nephrologie gelernt.
Aber ich fands auch cool transtubuläre Kaliumgradienten und Urinanionenlücken zu berechnen. Ich glaube wer nicht gerade Nephrologe werden will, der hat hier echt keinen Spaß.