Vorweg sei bemerkt, dass ich absolut kein Chirurgie-Fan bin und dadurch möglicherweise nicht alles aus dem Tertial herausgeholt habe, was man als Interessierte/r hätte machen können.
Ich war erst 6 Wochen auf der Unfallchirurgie. Das Team aus Assistenzärzten ist lustig und nett, und je nach Arzt/Ärztin bekommt man auch einiges gezeigt oder erklärt bzw. wird in die Notaufnahme gerufen wenn es etwas spannendes gab bzw. etwas zu nähen. Das hat mir sehr gefallen. Es gab auch Tage an denen man nicht im OP eingeteilt war, an denen man den ganzen Tag in der Rettungsstelle sein konnte. Polytrauma-Alarme waren jedoch meist nichts spannendes und auch sonst hat man wenig selbstständig gemacht, da zu meiner Zeit einer der Fachärzte regulär in der RTS eingeteilt war (dies wird sich aber wohl bald wieder ändern).
Mein größter Minuspunkt waren die OPs: Es war der Klassiker aus Hüft-TEPs und Knie-TEPs. Knie musste ich gottseidank nicht halten, da es eine Vorrichtung dafür gab. Allerdings liefen die TEPs zu 95% unter dem leitenden Oberarzt. Dieser ist ein Paradebeispiel für Macho-Gehabe und Alltagsrassismus. Vielleicht gibt's auch Leute die das sympathisch finden.
Zur Station: Hier gab es meist kaum etwas für mich zu tun. Ggf. ein paar Blutentnahmen, aber die standen sonst auch mal bis zum Mittag herum und wurden von einem Assistenzarzt erledigt wenn ich im OP war. Briefe habe ich keinen einzigen schreiben müssen, und habe insgesamt vielleicht 2 Aufnahmen gemacht.
Alles in allem denke ich dass wenn man unfallchirurgisch interessiert ist und gern im OP arbeitet, auch eine Menge rausholen kann. Man darf relativ "viel" machen, selbst ich als OP-faule PJlerin habe regelhaft die Drainagen angenäht (Knoten üben!) und durfte hier und da mal etwas machen.
Tagesablauf: Frühbesprechung um 6:45 Uhr, 7:00 Visite, 7:40 Frühstück in der Kantine (sehr günstig), 8:00 OPs. Mittag habe ich vor allem allein gegessen.
Mein 2. Abschnitt des Tertials war in der Allgemeinchirurgie. Darauf hatte ich mich eigentlich schon gefreut, wurde jedoch auch enttäuscht. Die Assistenzärzte sind im Grunde genommen nett, jedoch fand ich das Team-Gefühl relativ kühl und unangenehm. Als PJler war man der klassische Blut-Bimbo. Hier war ich zu meiner Freude nicht viel im OP eingeteilt, und habe stattdessen Aufnahmen, Briefe und Sprechstunde gemacht, wobei man viel untersuchen konnte. Die Ärzte haben einem bei Fragen eigentlich immer gern erklärt. Im OP selbst haben die Oberärzte öfter mal (Anatomie-)Fragen gestellt und die Stimmung war recht angenehm. Häufige OPs für PJler waren 2. Assistenz bei Schilddrüsen, Kamera halten bei Laparoskopien und 2. Assistenz bei größeren Eingriffen. In der Gefäßchirurgie wurde man eigentlich nie eingeteilt. Ansonsten gibt es seit kurzem auch eine (noch) kleine Abteilung für Thoraxchirurgie. Hier durfte ich auch ein paar Mal assistieren und fand diese OPs auch am besten von allen. Ist aber denke ich Geschmackssache.
Generell durfte man aber auch zu jeder OP dazu, wenn man es sich gewünscht hat. Ich denke auch hier kommt man mit entsprechender Motivation ziemlich weit. Die meisten Assistenzärzte sind auch ehemalige PJler.
Der Kontakt zur Pflege war mittelmäßig, und zumindest nicht wirklich freundschaftlich, meist eher hierarchisch.
Tagesablauf: Visite um 7:00 Uhr, danach kurze Frühbesprechung, dann OPs ab 8:00. Mittagessen eigentlich immer mit dem Team. Ich bin regelmäßig um 14:30 gegangen (für den Zug um 14:50). Ich denke ich hatte hier aber auch den Bonus der Chirurgie-uninteressierten Studentin, oft gab es aber auch einfach wirklich nichts mehr zu tun.