PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Charles S. Curtis Memorial Hospital (12/2018 bis 2/2019)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Nachdem ich viele positive Erfahrungsberichte über das Charles S.Curtis Memorial Hospital gelesen hatte, entschloss ich mich selber für zwei Monate nach St.Anthony zu gehen. Die Organisation war bereits unglaublich chaotisch. Zu dem Zeitpunkt, als ich mich beworben hatte, gab es das AFMC Portal noch nicht. Ich hatte bereits eine Zusage für September/Oktober 2018 erhalten und alle Flüge gebucht etc. 3 Wochen vor Tertialbeginn schrieb mir Denise Pilgrim, dass ich mich jetzt nun doch über das AFMC-Portal anmelden müsse, da sich die Bedingungen geändert hatten. Die Kosten für die Anmeldung betrugen ca. 800€ und die Bearbeitungszeit 3 Monate. Obwohl ich bereits ein halb Jahres vorher eine schriftliche Zusage erhalten hatte, ließ sich da nichts machen. Ich entschied mich, meinen Aufenthalt auf Januar/Februar zu verschieben und die zusätzlichen Gebühren zu bezahlen. Zusätzlich musste ich alle Flüge umbuchen. Der Kontakt mit Denise war sehr chaotisch, sie antwortete mir nie auf alle Fragen und änderte ständig ihre Aussagen (als ich sie beispielsweise fragte, ob noch andere Studenten kommen würden, sagte sie nein, obwohl am Ende doch noch drei andere Studenten kamen). Alles in allem war mein Gefühl, als ich den Flieger nach Kanada betrat, mulmig. Als ich ankam, war kein Schlüssel für mich im Krankenhaus hinterlegt (das hatte Denise wohl vergessen, obwohl ich ihr mehrere Male meine genaue Ankunftszeit mitgeteilt hatte. Schließlich konnte die Frau an der Pforte des Krankenhauses nach etwas Warterei jemanden organisieren, der einen Schlüssel hatte und mich zu dem Studentenhaus bringen konnte. Das Haus, in dem die Studenten untergebracht sind, ist sehr schön und groß. Die Küche ist riesig, und die Sofas im Wohnzimmer sehr gemütlich. Der Weg zum Krankenhaus dauerte ca, 2 min, was ebenfalls sehr angenehm war. Die Zimmer waren sehr groß, aber leider viel zu kalt. In meiner ersten Nacht bin ich halb erfroren- es gab auch keine richtigen Bettdecken sondern nur Bettlaken- und das bei minus 20 Grad und einer nicht funktionierenden Heizung. Ich musste immer mit offener Zimmertüre schlafen, damit die etwas wärmere Luft vom Wohnzimmer in mein Zimmer kommen konnte, damit ich nicht vor Kälte zitterte. Die ersten zwei Januarwochen war ich die einzige Studentin in dem Haus. Das war furchtbar, vor allem weil im Krankenhaus Weihnachtsferien waren und daher keine einzige OP geplant war!! Ich langweilte mich den ganzen Tag. Eine Ärztin nahm mich mit zum Snowshoing, das machte großen Spaß, allerdings war es so kalt draußen, dass einem die Augen und die Nase eingefroren sind. Ansonsten bin ich viel mit dem Auto vom Krankenhaus herum gefahren, was die Studenten kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Die Landschaft und das Meer sind wunderschön. Leider sind im Winter alle (ohnehin spärlich vorhandenen) Touristenattraktionen geschlossen, sodass man wirklich NICHTS unternehmen konnte. Weder L´anse aux Meadows war geöffnet, noch das Lightkeeping Seafood Restaurant noch die Dark Tickle in St.Lunaire. Das einzige was man unternehmen konnte, waren Skilanglauf, Winterwanderungen und Snowshoing Trips.
Als nach zwei Wochen der Krankenhausbetrieb wieder los ging und auch ein anderer Student kam, war es teilweise besser, teilweise schlechter. Mit dem Studenten war ich zumindest nicht mehr alleine in dem großen Haus und konnte mehr unternehmen.
Die Arbeit im Krankenhaus hat zum Teil Spaß gemacht, zum Teil war es der Horror.

Positiv war:
-man musste nicht den ganzen Tag im OP stehen, sondern war auch viel in der Ambulanz und der Notaufnahme, wo man selbstständig Patienten untersucht und vorgestellt hat
-man war im OP immer erste Assistenz, das heißt, man durfte sehr viel machen und viel gelernt
-die Nurses waren super nett und haben einem ganz toll geholfen, wo immer sie konnten
-man musste kein Blut abnehmen und keine Viggos legen
-die Ops haben immer erst um 8:30 angefangen, und obwohl man davor als Student noch selbstständig Visite gehen durfte, konnte man verhältnismäßig sehr lange schlafen
-man hatte sehr viel Freizeit, teilweise durfte ich um 11 Uhr morgens nach hause gehen (was aber auch nicht immer toll war, da es wie gesagt nichts zu unternehmen gab)

Negativ war:
-eine de Ärztinnen war sehr streng und teilweise auch sehr unverschämt. Sie hat einen den ganzen Tag kritisiert und absolut nie gelobt, und man konnte es ihr nie recht machen. Ständig wurde man nur angemeckert und teilweise auch angeschrien. Und das hat sie nicht nur mit den Studenten gemacht, sondern mit dem ganzen OP Team. Dementsprechend war die Stimmung im OP mit ihr immer sehr angespannt und schlecht...Ständig wurde von den Studenten mehr Eigeninitiative gefordert, wenn man aber etwas von selbst gemacht hat, was ihr nicht recht war, wurde man so schlimm angemeckert, dass ich teilweise in Tränen ausgebrochen bin. Laut Denise Pilgrim erging es vielen anderen Studenten vor mir genauso, und trotz vielerlei Gespräche und Ermahnungen benimmt sich die Ärztin weiterhin so. Da sie erst seit einem Jahr in dem Krankenhaus arbeitet, kann man über sie noch nichts beim PJ Ranking lesen...
-teilweise gab es zu wenig zu tun. Wegen dem Wetter wurden ständig OPs abgesagt, sodass wir teilweise nur eine oder sogar gar keine OP am Tag hatten. Da es in dem Ort nicht viel zu erleben gab, habe ich mich wirklich oft gelangweilt...
-von den Studenten wurde sehr viel Engagement und Eigeninitiative gefordert. Zum Teil finde ich das auch gut, aber teilweise war man ziemlich überfordert. Insbesondere am Anfang, wenn man Sprachschwierigkeiten hat und auch nicht weiß, wie alles strukturiert ist oder was von einem erwartet wird. Und wenn man dann trotz sehr viel Engagement nur auf die Fehler, die man gemacht hat, hingewiesen wird...
-die Fälle im OP waren meistens sehr langweilig. Oft bestand ein OP Tag aus einer Basaliom und einer Lipom Entfernung. Oder einer Cholecystektomie. Oder einer Leistenhernien-OP.
-in St. Anthony sind die Chirurgen für die Koloskopien und Gastroskopien zuständig. Das heißt, als Student konnte es auch mal passieren, dass man den ganzen Tag bei Koloskopien zuschauen musste. Das war sehr langweilig und wirklich gelernt hat man dabei auch nichts


Alles in allem kann ich also sagen, dass mein Aufenthalt sehr durchwachsen war. Die Natur ist wunderschön und die Menschen (abgesehen von einer Chirurgin) sehr nett, und das Haus für die Studenten ist sehr schön und außerdem kostenlos. Allerdings würde ich auf jeden Fall empfehlen, im Sommer herzukommen, da es da einfach viel mehr zu unternehmen gibt und auch eher mehr Studenten da sind, mit denen man etwas unternehmen kann.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
800

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
3
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
4

Durchschnitt 2.8