PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital Universitario de La Princesa (5/2018 bis 9/2018)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Während meines klinischen Studiums war ich mit meiner Doktorarbeit beschäftigt und deshalb nicht zu einem Erasmus Semester im Ausland gekommen. Ich habe aber schon seit dem 5. Semester Spanischkurse an der Universität besucht und eine Famulatur in Malaga gemacht. Deshalb wollte ich für ein PJ-Tertial meinen Traum wahr machen für einen längeren Zeitraum in einem spanischen Krankenhaus zu arbeiten und zu lernen. Wie ihr sicher schon gelesen habt, ist es gar nicht so einfach einen Platz dafür zu bekommen. Ich habe mich an allen möglichen spanischen Städten ein Jahr vor dem Beginn des Praktikums beworben und von allen entweder einen anderen Zeitraum angeboten oder eine Absage bekommen. Die Universidad Autonoma in Madrid hat ein sehr formelles Bewerbungsverfahren und bietet PJ Plätze vom 1.5. bis 7.9. an, da die spanischen Studenten dann in der Sommerpause sind. Man muss sich mindestens drei Monate vorher bewerben. Am besten man fragt per Mail, welche Unterlagen für die Bewerbung benötigt werden: https://www.uam.es/Medicina/ORI/1242674556266.htm?language=es&nodepath=Oficina%20de%20Relaciones%20Internacionales. Außerdem ist es wichtig, vorher nochmal beim LPA nachzufragen, was nötig ist, damit das Tertial anerkannt wird. Meines Wissens nach muss man durch Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie rotieren. Je besser ihr vorher schon Spanisch sprecht, desto einfacher werdet ihr intergriert werden. Wenn ihr an euren Sprachkenntnissen zweifelt, sollte euch das dennoch nicht davon abhalten. Learning by doing. Ich war während meiner Zeit in Madrid zweimal wöchentlich abends beim Sprachkurs der AIL. Da lernt man nette, internationale Leute kennen, die meist in Madrid arbeiten oder studieren und es war für mich die ideale Ergänzung zum Spanisch im Alltag.
Vor eurem Aufenthalt denkt daran, euch darüber zu informieren, ob ihr im Ausland krankenversichert seid und besorgt euch eine Haftpflichtversicherung (diese ist auch bei der Bewerbung in Madrid verpflichtend)- Wenn ihr Mitglied im Marburger Bund oder im Hartmannbund seid, ist diese kostenlos. Außerdem besorgt ihr euch am besten ein Konto, von dem ihr im europäischen Ausland kostenlos Geld abheben könnt. Ich habe meine deutsche SIM Karte behalten, aber es gibt sonst gute Angebote von Jazztel.
Da ich nur wenig Zeit vor dem Beginn des Tertials in Madrid hatte, habe ich mir vorher über Facebook ein Zimmer in einer Erasmus-WG gesucht. Wo ihr am besten lebt hängt von euren persönlichen Vorlieben ab. Ich habe sehr zentral in La Latina gewohnt, würde heute aber lieber in die Nähe des Krankenhauses ziehen. Das ist eine ruhige Anwohnergegend mit guten Einkaufsmöglichkeiten und man kann morgens fußläufig zur Arbeit gehen. Das Metrosystem in Madrid ist zwar sehr gut, unterliegt im Sommer aber regelmäßig großen Bauarbeiten, die zum Ausfall ganzer Linien für Wochen führen. Ich habe vorher immer über die Notwendigkeit einer Heizung gelesen, aber im Sommer ist man für eine Klimaanlage und ein Fenster sehr dankbar!
Während dieses Chirurgietertials war ich für knappe zwei Monate in der Unfallchirurgie/Orthopädie (Traumatología) und dann für weitere zwei in der Allgemeinchirurgie (Cirurgía General y Digestivo).
Das unfallchirurgische Team im Princesa sind überwiegend Männer, alle sind nett und meist wird schon bei der Morgenbesprechung viel gelacht. Sexismus spielte dort – gegen meine Erwartungen – gar keine Rolle. In der Weiterbildung für die chirurgischen Disziplinen muss man in Spanien keinen OP Katalog abarbeiten, sondern die Zeit ist auf fünf Jahre festgelegt. Entsprechend gliedert sich auch die Hierachie nach Residente Uno (Assistenzarzt im ersten Jahr) bis „R 5“ (Abkürzung). Der Chef hat mich wie alle seine Studenten eingeteilt in einmal pro Woche „Ambulata“ (Sprechstunde mit Oberarzt), zwei mal OP und dreimal unfallchirurgische Notaufnahme. Meist war ich allerdings in Absprache mit den R5s eher 3-4 mal im OP, je nachdem wo ich gerade gebraucht wurde. Arbeitszeit ist immer von 8 bis 15 Uhr und außer in der Sommerpause gibt es auch einen Nachmittagsdienst von 15 bis 22 Uhr. Der Tag beginnt um 8 Uhr mit der Morgenbesprechung, bei dem Fälle besprochen, die in den letzten 24h in die unfallchirurgische Notaufnahme gekommen sind, die Röntgenbilder werden gezeigt und abgestimmt, ob die Indikation zur OP gegeben ist. Es gibt zwei bis drei OP Säle, in denen an verschiedenen Tagen der Woche verschiedene Gelenke von denen darauf spezialisierten Oberärzten operiert werden. Die Assistenzärzte rotieren durch die verschiedenen Einheiten. Ich wurde hier schnell mit einbezogen und durfte mich, abhängig vom OP Team, meist einwaschen und manchmal auch nähen, Drainagen festmachen etc. In der Notaufnahme darf man auch viel praktisch machen, vor allem Gipsen und Reponieren. Die Sprechstunde ist vor allem fachlich interessant, weil man ja 1:1 mit einem Oberarzt arbeitet. Ab und zu wird zwischen Fällen und OPs zwar Kaffee getrunken, eine richtige Pause haben wir allerdings nicht gemacht, und ich bin um 15 Uhr meist mit Riesenhunger raus gekommen.
Im Gegensatz um unfallchirurgischen Team ist die Allgemeinchirurgie bis hoch zur Chefin sehr weiblich besetzt. Die Oberärzte sind in drei Teams gegliedert: Hepatobili, Colon und Endocrino/Mamma, die Assistenten rotieren. Auch hier wird man je nach Oberarzt und Fall am Tisch integriert. Die OPs dauern natürlich auch mal deutlich länger, aber wenn man bereit ist auch mal nach der offiziellen Arbeitszeit am Tisch zu stehen, darf man dafür auch mehr machen und bekommt mehr erklärt. In meiner Zeit in dieser Abteilung war ich meist in den verschiedenen OPs der Einheiten und nur selten in Notaufnahme und Sprechstunde, aber auch das ist möglich. Freitags ist immer Tumor board, zu dem man auch herzlich eingeladen ist.
Nehmt euch auf jeden Fall zwischendurch mal ein paar Tage frei und reist durch Spanien. Ich bin meist an den Wochenenden in die verschiedenen Ecken des Landes gereist. Besonders ans Herz lege ich allen Naturfreuden Asturien im Norden!
Insgesamt war meine Zeit in Spanien nicht nur in medizinischer, sprachlicher und vor allem menschlicher Sicht sehr lehrreich. Obwohl man ja annehmen könnte in Europa seien sich die Gesundheitssysteme, Patientenversorgung und Medizin sehr ähnlich, so kann man hier doch erleben, dass es große Unterschiede gibt. Und ich glaube, dass das Wissen um diese sehr wertvolle für unsere spätere Arbeit als Ärzte ist. Viel Glück!
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Poliklinik
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Gipsanlage
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
über ErasmusPlus Programm

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27