Vor Tertialbeginn gibt man Präferenzen bezüglich der Einleitung bei der PJ-Sekretärin ab. Man macht 2 große Rotationen á 2 Monate, eine davon muss Kardio oder Gastro sein, die andere eines der anderen Fachbereiche (Nephro, Hämato, NCT, Endokrinologie, Psychsom). Es wird geschaut, dass man mindestens eine der Präferenzen bekommt. Essen ist umsonst und recht gut, an Kleidung werden nur personalisierte Kittel gestellt. Abgesehen von Notaufnahme/Funktionsbereichen tragen die Ärzte üblicherweise Straßenkleidung unter dem Kittel. Wer das (wie ich) nicht so mag, kommt über andere Quellen leicht an Bereichskleidung ;) aber Vorsicht: Manche Stationen (Erb!) tolerieren das überhaupt nicht und man wird entsprechend angemault, bis man nachgibt. Es gibt 400 Euro monatlich, jedoch wird pro Fehltag 20 Euro vom Lohn abgezogen. Du kriegst deinen eigenen Zugang zum Kliniksystem, hast also bei freiem Rechner jederzeit die Möglichkeit, Dinge im Internet nachzulesen, Dinge über Patienten nachzulesen oder Briefe zu schreiben. Man hat 4-mal die Woche PJ-Unterricht um 15:30, der 40-mal im Tertial besucht werden muss. Montag/Dienstag sind wechselnde Themen, Mittwoch ein EKG-Kurs und Donnerstag Pharma. Man kann immer zum Unterricht gehen, der Unterricht selber ist -abgesehen vom echt guten EKG-Kurs- von wechselnder Qualität. Es wird nicht erwartet, dass man danach auf Station zurückkehrt, sodass man meist pünktlich um 16:30 aus der Klinik kommt. Zusätzlich gibt es im Tertial einmal die Möglichkeit, eine supervidierte körperliche Untersuchung/Patientenvorstellung und ein Probeexamen zu bekommen. Insbesondere das Probeexamen war echt nützlich. Im Tertial musst du zusätzlich 6 Dienste ableisten, hiervon vier unter der Woche und zwei am Wochenende. Im Dienst legst du Nadeln und nimmst Blut ab für die gesamte Klinik, die dich bei Bedarf anruft. In der Zwischenzeit soll man offiziell in der CPU/Notaufnahme aushelfen, meistens rufen die aber an, wenn sie wirklich Hilfe brauchen, falls man gerne mal eine ruhige Minute haben will. Es empfiehlt sich, die Dienste zu zweit zu machen, da man sonst gut unterwegs ist ;). Für jeden Dienst gibt es einen Tag ausgleichsfrei. Studientage gibt es keine.
Kardio:
Die Kardiorotation besteht üblicherweise aus 5 Wochen Stationsrotation, bei der man auf einer der Stationen verweilt (Erb, Matthes, Wunderlich) und 3 Wochen "Spaßrotation", bei der man sich Rotationen auf die Intensivstation, Ambulanz, Chest Pain Unit oder eine Mischung daraus aussuchen kann. Ich habe auf der Kardio-Wach (vergleichbar mit einer IMC) begonnen. Dort sieht man v.a Patienten nach PCI und TAVI, die vor der stationären Übernahme überwacht werden. Dementsprechend hoch ist der Patientendurchsatz. Man hat v.a Patienten untersucht, Blut abgenommen, EKGs geschrieben und ist auf Visite mitgegangen, das Übliche also. Erklärt wurde hier nicht so viel, man konnte allerdings immer fragen und bekam eine adäquate Antwort. Die Rotation an sich war okay, vielleicht nicht ganz geeignet für die allererste Zeit im PJ, aber definitiv empfehlenswert, v.a wenn man in die Kardio später will.
Meine zweite Rotation war eine Woche in der CPU. Absolut empfehlenswert, man nimmt Patienten komplett auf, kümmert sich um den weiteren Verlauf, schreibt den Brief und übergibt diesen dann an den Dienstarzt und bespricht mit diesem das weitere Procedere, inklusive Feedback.
Meine Stationsrotation habe ich auf Erb, der Privatstation, verbracht. Erb hat 2 Seiten: A, mit 20 Betten und B mit 10 Betten. Beide werden täglich vom Chefarzt visitiert, der auf der A-Seite typischerweise um 7:15 Uhr anfängt, daher sollte man schon um 7 auf Station sein, auf der B-Seite kann man auch später erscheinen. Empfehlenswerter im Bezug auf den Lerneffekt ist die A-Seite, da dort ein weit fortgeschrittener Assistent oder ein Facharzt Stationsarzt ist, während auf der B-Seite die Stationsärzte eher recht frisch im Job sind.
Typischerweise beginnt also dein Stationstag um 7 dank Needle Nurses mit erstaunlich wenigen Blutentnahmen, maximal 3-4. Danach geht es zur Chefvisite, bei der der Chef manchmal was erklärt und abfragt. Nach der Visite schreibst du EKGs, nimmst Patienten auf, legst Nadeln oder nimmst Blut ab, falls notwendig. Ist aber im Großen und Ganzen ziemlich chillig, sodass man oft vormittags Freiraum hat, den man z.B in der Funktion verbringen kann. Besonders cool ist die Tatsache, dass du jedes (!) EKG mit deinem Stationsarzt besprechen kannst, ebenso wie Aufnahmen. Spätestens hier lernst du also eine solide EKG-Befundung und die wichtigsten kardiologischen Krankheitsbilder. Zum Essen kommt man hier in 95% der Fälle. Nachmittags machst du dann mehr oder weniger das Gleiche, es bietet sich zusätzlich an, in Katheterkonferenzen oder M&M-Konferenzen zu gehen, je nach Interesse.
Alles in Allem hat es mir in der Kardio sehr gut gefallen, insbesondere auf Station waren die Ärzte extrem nett und immer bereit, dir was zu erklären oder zu zeigen. Die Pflege war zum Großteil ebenfalls sehr nett, Ausnahmen gibt es natürlich immer. Möglichkeiten, sich in Fälle oder Krankheitsbilder einzulesen, waren immer da.
Hämatologie:
Man wird auf eine der zwei Normalstationen (Ackermann oder Thannhauser) eingeteilt. Abläufe sind auf beiden Stationen mehr oder weniger identisch. Beginn ist um 7:30 mit Blutentnahmen. Wir waren meist 3 PJler + Famulant, daher war man meist nach einer Stunde spätestens fertig. Danach ging es meist auf Visite. Zwischendurch übernimmt man anstehende Aufgaben (Ports anstechen/Nadel wechseln, Chemo anhängen, EKs/Thrombozytenkonzentrate anhängen unter Aufsicht, BEs, Viggos, Assistenz bei ZVK-Anlage oder KMP/LP). Visite wird von den PJlern dokumentiert, danach geht man essen (ging immer!). Nach dem Essen kamen meist die Aufnahmen, die man entsprechend aufnimmt (Viggo/Portanstich, EKG, KU, Anamnese) und sie dann dem Stationsarzt vorstellt. Durch sehr gute Arzt- und PJlerbesetzung (3 Ärzte + 3-4 PJlern) trotz mehr Aufgaben gefühlt ein noch lockerer Stationalltag als z.B in meiner Kardiorotation. Deswegen konnte man in Absprache mit den Stationsärzten mal einen Tag für Doktorarbeit etc. freimachen oder in die Ambulanz/auf die hämatologische IMC gehen. Chefvisite ist üblicherweise montags. Der Chef ist für Univerhältnisse extrem nett und erklärt gerne was zu Patienten bzw. fragt einen aus. Weiß man nicht die Antwort, ist das allerdings auch kein Beinbruch.
Auch hier hat es mir (als nicht zwingend Hämatointeressiertem) sehr gut gefallen, Grund hierfür waren die extrem netten und lehrwilligen Ärzte, mit denen auch die Stimmung im Arztzimmer immer lustig war. Besonders gut war z.B auch die Tatsache, dass unsere Stationsärzte bei Unsicherheit jederzeit bereit waren, bei praktischen Tätigkeiten über die Schulter zu gucken und konstant Feedback zu geben. Die Pflege war ebenfalls sehr freundlich.
Fazit:
Würde ich das PJ hier weiterempfehlen? Definitiv. Sehr positiv überrascht von der Bereitschaft der Ärzte, selbst unter Stress dir was beibringen zu wollen. Das ging sogar so weit, dass sich Stationsärzte vehement geweigert haben, dich als Bettenschieber oder Botenjunge zu missbrauchen, denn "du bist zum Lernen da". Allerdings steht und fällt vieles mit den Rotationen: So sollen Nephro und mit Abstrichen Gastro z.B nicht so gut gewesen sein. Außerdem richtig coole MitPJler, sowohl auf Station wie auch in der Kohorte. Heidelberg als Stadt ist natürlich sowieso nett anzusehen ;)
Negativ ist der Lohnabzug bei Fehltagen zu nennen. Absolute Frechheit. Außerdem bist du in den Diensten der ziemliche Knecht vom Dienst, der sehr leicht von Pflegekräften und Ärzten in einem derart frechen Ton dumm angemacht wird, wenn die Entnahme nicht innerhalb von 10 Minuten erfolgt. Dass du gerade woanders dringend Blutkulturen abnehmen musst oder bei V.a ACS EKG schreiben und Troponin abnehmen musst, ist denen oft egal. Deshalb unbedingt niemals einen Dienst alleine machen.
Alles in allem aber ein sehr guter und lehrreicher Einstieg ins PJ!
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