Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Da das Chirurgietertial am UKE häufig schlechte Bewertungen bekommen hat, möchte ich hier gerne meine positiven Erfahrungen teilen.
Grundsätzlich möchte ich sagen, dass man mit viel Eigeninitiative und Engagement eine wahnsinnig spannende und lehrreiche Zeit in der Allgemeinchirurgie haben kann. Wer richtig Lust auf Chirurgie hat, der kann hier sehr viel sehen und sehr viel lernen und sehr viel machen. Wer jedoch keine Lust auf Chirurgie hat und lieber "unter dem Radar verschwinden möchte" der sollte vielleicht lieber in ein anderes Krankenhaus gehen, in dem nicht für die vielen großen OPs jemand für den Leberhaken gebraucht wird.
Es gibt fünf verschiedene Teams mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, blau= laparaskopische/bariatrische Eingriffe, weiß= Leberchirurgie, rot= kolorektale Chirurgie, grün= endokrine Chirurgie, gold= das Privatpatiententeam.
Außerdem sollte jedem, der hier sein Chirurgietertial macht klar sein, wer hier Chef ist und dass diese Person nicht der einfachste Charakter ist ;-)
Pro
- Viele spannende Fälle, viele Patienten mit seltenen Erkrankungen
- Man sieht viele spannende große OPs die nicht überall gemacht werden. Grundsätzlich ist man als PJler immer im OP willkommen und darf auch mit an den Tisch. Die meisten Ärzte erklären einem gerne sehr viel zu der OP, fragen einen jedoch auch aus, es lohnt sich also am Abend vorher die OPs anzuschauen und sich vorzubereiten.
- Neben der Arbeit auf Station kann man die Ärzte auch in der Poliklinik und ZNA begleiten. Je nach Team in dem man eingeteilt ist, gibt es noch zusätzlich die Adipositassprechstunde (blau), Proksprechstunde (rot), Lebersprechstunde (weiß) oder Schilddrüsensprechstunde (grün)
- Man hat die Möglichkeit eigene Patienten zu betreuen, sowohl auf Station als auch in der Poliklinik oder in der ZNA. In der Poliklinik/ZNA lassen die Ärzte einen auch gerne die Patienten von Anfang bis zum Ende betreuen, Untersuchen, Sonografieren, mit dem Patienten die Befunde besprechen, dafür muss man auch den Notfallbogen schreiben, Konsile anmelden, etc.
- Grundsätzlich sind die allermeisten Ärzte gerne bereit viel zu erklären und einen auch viel machen zu lassen. Jedoch ist dafür Eigeninitiative gefragt.
- Ich persönlich habe mich sehr gut in das Team integriert gefühlt, von Assistenzarzt bis Oberarzt hat sich jeder um mich gekümmert und mich als Teammitglied behandelt. Es wurde jeden Tag zusammen Mittag gegessen.
Contra
- Teilweise gibt es morgens sehr viele Blutentnahmen, grade wenn die Pflege sieht, dass viele PJler da sind, lassen sie die auch gerne ganz stehen. Es kann auch passieren, dass man dann die Visite verpasst.
- Bei vielen Ärzten sind Braunülen legen, Arztbriefe schreiben, Rehaanträge ausfüllen, oder anderer Papierkram ausschließlich PJler Aufgabe mit der sie nichts zu tun haben wollen und dies in einem sehr unfreundlichem Tonfall so kommunizieren. Dies korreliert auch häufig damit, dass diese Ärzte sprachliche Defizite aufweisen und dann die PJler dafür "missbrauchen". In diesen Fällen gilt es aber klar zu kommunizieren, dass man damit nicht einverstanden ist und ggf. kann man auch mit anderen Assistenzärzten oder den Oberärzten darüber reden, die dafür immer ein offenes Ohr haben und mit einem an der Lösung des Problems arbeiten.
- Die Stimmung in den Morgenrunden ist freundlich gesagt "gewöhnungsbedürftig". Es wird dort häufig mal lauter und unfreundlich.
- Häufig ist die Zufriedenheit mit dem Tertial davon abhängig in welchem Team man landet, bzw. an welche Ärzte man gerät. Es gibt jedoch die Möglichkeit zwischen den Teams zu tauschen, oder man hängt sich an einen der anderen Ärzte.
- Am UKE landen sehr viele PJler, was bedeutet, dass man auch mit 4 PJlern in einem Team landet und es dann dort leider sehr schnell langweilig wird.
Ich persönlich habe in meinen 8 Wochen Allgemeinchirurgie sehr viel gelernt und gesehen. Man muss dafür aber häufig den Ärzten hinterherlaufen und fragen, ob man heute mit in den OP gehen kann, oder in die Poliklinik/ZNA. Und auch dort muss man fragen, ob man sich den Patienten erstmal alleine anschauen darf, bevor dann der Arzt dazu kommt. Auch im OP lohnt es sich immer zu fragen, ob man jetzt nähen darf. Wer viel einfordert, darf auch viel tun. Und die allermeisten Ärzte freuen sich sehr über PJler die Lust auf Chirurgie haben und Eigeninitiative zeigen.