Ich habe mein PJ mit dem Neurologie-Wahltertial im AK Wandsbek begonnen und kann es nur wärmstens weiterempfehlen.
Zugegeben, die Organisation an meinem ersten Tag war etwas chaotisch, irgendwie wirkten alle etwas überrascht, dass sie jetzt einen PJler haben, und einen genauen Plan gab es daher nicht, aber das bietet halt für einen persönlich viel Entfaltungsspielraum, unter anderem kann man sich seine Rotation frei einteilen, einfach sagen, wenn man mal Dienste mitmachen will oder sich was besonderes Angucken möchte etc.
Ich habe erstmal 2 Monate auf Normalstation verbracht, wo man sehr schnell als vollwertiges Teammitglied betrachtet wird. Eigentlich gibt es eine Blutentnahmekraft für das Krankenhaus, die aber oft nicht alles schafft, d.h. da war oft noch was übrig. Aber keiner verlangt, dass man für alle neurologischen Stationen im Haus die Blutentnahmen macht, wenn zumindest die auf der Station, auf der man ist, immer erledigt werden. Gleiches gilt für Braunülen. Ansonsten hatte ich schnell meine eigenen Patienten, konnte viele LPs machen, Briefe schreiben und auch mal in die Elektrophysiologie reinschnuppern.
Noch kurz zu den Patienten: Damit niemand enttäuscht ist, sage ich vorweg, dass das AK Wandsbek eine große Stroke Unit hat, d.h. Schlaganfälle sind das hauptsächlich vertretene Krankheitsbild, ab und zu auch MS-Patienten und typisch neurologisch viel Kopfschmerz und Schwindel. Trotzdem ist auch das deutlich spannender, als man denkt, wer sich aber spezialisiert über Langzeittherapieen bei Parkinson oder seltene Erkrankungen wie ALS weiterbilden will, der sollte vielleicht eher ans UKE gehen. Dazu kommt, dass es fast keine elektiven Aufnahmen gibt, fast alle Patienten kommen über die Notaufnahme, d.h. in meiner Zeit auf Normalstation habe ich kaum strukturierte Erstuntersuchungen oder -anamnesen gemacht. Dieses Problem kann man aber ausgleichen, indem man Zeit in der ZNA verbringt.
Danach habe ich erstmal 3 Wochen auf Stroke Unit/IMC verbracht, hier lernt man Schlaganfälle aller Art kennen und unterscheiden, außerdem sieht man auch mal GBS-Patienten etc. Die täglichen Oberarztvisiten sind auch sehr spannend. Da allerdings für Studenten auf dieser Station meist nicht allzu viel zu tun ist, weil normalerweise noch ein Arzt zusätzlich zum Spätdienst kommt, empfehle ich sehr, sich dem zuständigen Oberarzt beim intra-/extrakraniellen Gefäßultraschall anzuschließen. Hier wird jede Menge erklärt und mit etwas Glück und Zeit kann man auch selbst mal schallen (einfach immer mal wieder bei wechselnden Oberärzten anfragen, irgendwann klappts ;) ).
Meine letzten Wochen habe ich dann in der recht großen ZNA verbracht. Neben Internisten in nicht bestimmbarer Zahl (viele) und ein oder zwei Chirurgen haben die Neurologen dort auch 1-2 feste Plätze. Und hier kann man Defizite von Station in Anamnese und Untersuchung sehr schnell nachholen und ziemlich eigenständig arbeiten, kurzum schon alles bis zur Dokumentation fertig machen und dann dem zuständigen Oberarzt vorstellen, auch hier lernt man viel dazu. Und falls mal eine Notfallthrombektomie kommt, kann man aufgrund der im Haus vorhandenen Neuroradiologie auch da zuschauen, wenn man will, viel elektiv gestentet wird da auch.
Tagesablauf:
Jeder Tag beginnt um 8.05 Uhr mit der Frühbesprechung, wo die Aufnahmen der letzten Nacht kurz vorgestellt und allgemeine Dinge besprochen werden. Dann gehts auf Station oder in die Notaufnahme. Die Zeiten für die Visite variieren. Je nach aktuellem Zeitplan kann man sich die Zeit zum Essen frei einteilen, zwischen 11.30 und 14.30 Uhr hat die Personalkantine geöffnet. Um 15.15 Uhr ist die neurologische Röntgenbesprechung mit den Radiologen, wo man auch einiges lernen kann. Je nachdem, was dann noch so ansteht, erledigt man noch übrige Aufgaben und kann dann nach Hause, da ist einem auch selbst überlassen, wann genau man geht. Eigentlich ist 16.30 Uhr Schluss, wenn man mal nen Termin hat und eher los muss, ist das allerdings gar kein Problem, und wenn noch viel oder was echt Spannendes zu tun war, bin ich auch mal ne Stunde länger geblieben. Wie gesagt, da muss man selbst drauf achten, wenn man sagt, dass man jetzt geht ist auch nie jemand sauer. Falls man mal morgens einen Termin hat und Fehltage sparen will, kann man auch zum Spätdienst in der ZNA (14-22 Uhr) kommen, außerdem habe ich auch mal nen Nachtdienst mitgemacht.
Essen: Gibts in der Kantine, das günstigste Essen ist immer kostenlos, für die teureren muss man den Differenzbetrag zuzahlen, aber die Berechnung davon war manchmal etwas abenteuerlich, ich habs nie verstanden ;) Trotzdem kosten die Essen so fast nie mehr als 2€, es ist reichlich und meistens auch ganz lecker.
Unterricht: Jeden Dienstag ist für alle PJler Röntgenunterricht, der sich sehr lohnt. Theoretisch gibt es auch noch Chirurgie und Innere, wobei Innere in der Qualität sehr variiert und Chirurgie fast nie stattfindet. Neurologie gibts leider auch nicht, aber als neurologischer PJler kriegt man auf Nachfrage eh viel erklärt, daher ist das nicht schlimm.
Team: Größter positiver Punkt des ganzen PJ. Relativ flache Hirarchien, nette Oberärzte/innen, die man mit Fragen löchern kann, wenn man will und ein bisschen Interesse zeigt, sowie (als ich da war) ein junges Team aus klasse Assistenzärzten/innen, die mich super aufgenommen haben, mich viel haben machen lassen und dabei aber auch darauf geachtet haben, dass man als PJler keine unbezahlten unbezahlten Überstunden macht und richtig gute Stimmung untereinander. Auch zwischen Pflege und Ärzten bestand sowohl in der ZNA als auch auf Station ein gutes Verhältnis.
Studientag: Ist eigentlich freitags fest eingeplant (alle vier Wochen muss man auch ins UKE zu Pflichtvorlesungen, die aber zum Teil auch richtig gut waren), kann man sich aber auch umlegen, wenn es einem besser passt.
Negatives: Wie überall in Hamburg gibt es kein Geld, was natürlich bei den Mietpreisen auch nicht gerade hilfreich ist, Unterkunft wird ebenso nicht gestellt. Zugegeben könnte der Unterricht eventuell auch etwas häufiger stattfinden (Radiologie mal ausgenommen) und dass man zum Essen noch was dazuzahlen muss, ist ehrlich gesagt auch eine Farce. Aber für all das kann die neurologische Abteilung recht wenig ;)
Fazit:
Ich würde mein Neurotertial jederzeit wieder in Wandsbek machen, man kann jede Menge lernen, viel eigenständig arbeiten und hat nette Kollegen. Und man kann sich eigentlich alles selbst organisieren, was recht viele Freiheiten bietet, solange man motiviert bei der Sache ist.
Bewerbung
Ãœber das gesonderte Bewerbungsverfahren des UKE via Antrag im Internet, zwecks genauer Termine etwa 7 Monate vorher informieren.