Als externer PJler habe ich denkbar wenig Information oder Hilfestellung bekommen und wäre ohne meine Mit-PJler in vielerelei Hinsicht aufgeschmissen gewesen. Dabei bemängle ich sowohl das Dekanat der Uni Heidelberg als auch das Oberarztsekretariat der HNO. Schade auch, dass man keinen Studentenstatus bekommt für den Unisport, den ÖPNV, die Mensa, die UniBib…
Ich kam allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die Oberarztsekretärin hat gleichzeitig mit mir neu in der Abteilung angefangen und der lehrbeauftragte Oberarzt wechselte gerade.
Wir PJler haben Schlüssel, Chipkarte, Arbeitskleidung, Spind und Telefon bekommen und uns aufgeteilt, wer auf Station mit zur Visite geht und wer eher in den OP. Visite war um 07:30 Uhr, Frühbesprechung um 08:00 Uhr, dort wurden wir am ersten Tag vorgestellt und willkommen geheißen, danach uns selbst überlassen. Letztlich waren wir total frei in unserem Tun, solange die OP-Assistenz abgedeckt war. Da waren täglich meist beide PJler eingeteilt, wenn vorhanden auch mal ein Famulant im dritten Saal. Wir haben uns in der Früh abgesprochen, wer wo rein will und, sobald wir auf unserem PJ-Telefon abgerufen wurden, ggf. gegenseitig Bescheid gesagt. Das klappte wunderbar. Die OPs mit PJ waren fast ausschließlich onkologisch: v.a. laterale Parotidektomien, Neck Dissection, Lymphknoten-Exstirpation, Tumore der Tonsillen/Mundhöhle (dann oft mit Lappendeckung und Spalthaut) oder einige wenige Laryngektomien. Man hat meist Haken gehalten, durfte auch mal selber nähen, es herrschte eine angenehme Stimmung. Nicht immer konnte man das OP-Feld sehen, weil die Mikroskop-Okulare nicht eingestellt wurden, weil der Bildschirm hinter einem stand, o.ä. Es wurde auf jeden Fall erwartet, dass man bis 18:00/19:00 Uhr da war. Andere Eingriffe, z.B. an Nase, Nebenhöhlen sowie Adeno-, Tonsillotomien; mikrolaryngoskopische oder ohrchirurgische Eingriffe konnte man sich auch anschauen, wenn Gelegenheit war (nicht immer) und man den richtigen Zeitpunkt erwischte.
Es fanden täglich meist ein bis zwei Tracheostomien mit PJ-Assistenz auf einer Intensivstation statt. Die hat meist der Dienstarzt erledigt, nachdem er seine Konsile erledigt hatte (also dann zw. 16:00 – 18:00 Uhr). Ach ja, wenn der OP abgedeckt ist, kann man auch mal mit auf Konsile gehen. Die Tracheostomie hat der PJler selbstständig vorbereitet: Material auf Intensivstation schaffen und vorbereiten, Patientendaten kontrollieren (Aufklärung und Betreuung vorhanden, Gerinnungswerte i.O.), Lagerung. Dann hat man dem Arzt direkt assistiert, das war ein hohes Maß an Selbstständigkeit und hat Spaß gemacht.
Falls nicht direkt im OP konnte man nach der Frühbesprechung mit den Ärzten einen Kaffee trinken, bis um 08:30 Uhr die Ambulanz losging, sich in die Studenten-Vorlesung setzen (darauf wurde man verwiesen, wenn man nach PJ-Unterricht fragte) oder mit auf Station gehen.
Auf Station wurden bei den Patienten im Untersuchungszimmer Verbände erneuert, Nasen abgesaugt, Entlassungen vorgenommen, da konnte man gut helfen. Dann wurden die Briefe für den nächsten Tag vorbereitet. Gelegentlich sollte man mal ein EKG schreiben, Blut abnehmen oder eine Nadel legen (keine 10x/Tertial). Es gibt noch eine Privatstation und eine onkologische Station, dort waren aber Ärzte eingesetzt, die gleichzeitig viel im OP standen, also oft nicht da waren.
In der Ambulanz waren die Ärzte dankbar für Hilfe, hatten aber leider nicht viel Gelegenheit, zu zeigen und zu erklären. Zur Vorlesungszeit konkurrieren PJler/Famulanten mit den Studenten um den Platz in den Ambulanzkabinen. Dort gab es auch einen Ambulanz-OP und die Funktionsdiagnostik, in der ich mir einmal alles zeigen und erklären lassen konnte. In welchem Rhythmus die Spezialsprechstunden (z.B. zu M. Menière) stattfanden oder wann ein günstiger Zeitpunkt war, mal in der Pädaudiologie zuzuschauen, habe ich bis zum Ende nicht herausgefunden. Irgendwie passte es immer grad dann nicht, wenn es für mich gut ging, und leider haben die Ärzte nicht dran gedacht, mir Bescheid zu sagen. Dass überhaupt eine Röntgenkonferenz stattfindet, und dazu wann und wo, habe ich erst in meinem dritten Tertialmonat erfahren. Einmal saß ich in nem interdisziplinären Tumor-Board mit drin, von ärztlichen Fortbildungen habe ich nichts mitbekommen. Wir haben bei einem coolen studentischen Wahlfach mitmachen können (…bis der OP anrief) und an einer kleinen Tagung zu Musikermedizin und Hören in Heidelberg kostenlos teilnehmen dürfen. Prinzipiell konnte man immer überall dabei sein, musste aber selber aufmerksam sein und aktiv werden.
Fazit: Während meines Tertials war ich enttäuscht über die nicht vorhandene Lehre und das mangelnde Interesse daran. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der man bis 18:00/19:00 Uhr da zu sein hatte, wurmte mich – noch mehr im Kontrast dazu, wie egal es allen ansonsten war, wo man sich rumtrieb oder ob man etwas lernte. Letztendlich muss ich sagen, dass ich viel gesehen habe, viel praktisch machen konnte und Teil des Teams war. Alle waren außerdem sehr nett. Trotzdem war es wahnsinnig anstrengend, dafür habe ich echt wenig gelernt – nach einem 10h-Tag hatte ich leider nicht mehr die Energie oder Motivation, selber etwas nachzulesen.