Diese Bewertung gilt ausschließlich für die Allgemeinchirurgie! Der eine Monat auf der Unfallchirurgie/Orthopädie (am Ende kurz separat bewertet) fließt nicht in die Notengebung mit ein.
Was kann man mehr sagen als: Ein tolles Tertial, bei dem man viel lernen kann, mit dem besten Team, dass man sich vorstellen kann.
Ich ging mit einem mulmigen Gefühl in mein erstes Tertial. Chirurgie fand ich durchaus interessant, meine Lieblingsfachbereich war es jedoch vor diesem Tertial nicht.
Die Parkklinik Weissensee ist ein kleines sehr familiäres Krankenhaus mit einem doch überraschend breiten chirurgischen Spektrum. Die Station 1a betreut hauptsächlich Tumorpatienten, auf der Station 3c hingegen liegen hauptsächlich Patienten mit Hernien (spannender als es sich anhört) und Patienten mit kleineren chirurgischen Eingriffen. Eine Rotation in die Notaufnahme ist möglich.
Trotz der Größe des Krankenhauses wird hier jedoch auch ziemlich alles andere operiert, was die Allgemeinchirurgie hergibt.
Einmal die Woche findet eine Fortbildung (1,5-2 h) bei Dr. Arlt (Chefarzt der Allgemeinchirurgie) statt, in der alle wichtigen Themen der Allgemeinchirurgie auf wirklich angenehme und doch lehrreiche Art und Weise besprochen wird. Die Fortbildung nimmt einen wichtigen Stellenwert im Wochenablauf ein und es wird auf Themenwünsche eingegangen. Man merkt deutlich, dass Dr. Arlt die Lehre am Herzen liegt. Drei Seminare übernahm in diesem Zusammenhang auch Dr. Hausschild (Chefarzt der Unfallchirurgie). Auch diese Seminare sind positiv hervorzuheben.
Doch die Lehre hört keineswegs mit dem wöchentlichen Seminar auf. Man merkt zu jedem Moment, ob an stressigen oder entspannteren Tagen, dass es allen Mitarbeitern von Pfleger*innen auf Station und im Op, über alle Assistenz-, Fach- und Oberärzt*innnen wichtig ist, dass wir PJler*innen viel Lehrreiches aus diesem Tertial mitnehmen konnten.
Man kann jede, auch noch so abstruse, Frage stellen und bekommt eine vernünftige Antwort. Im Op wird sich die Zeit genommen, uns viel zu erklären, und auch für das Erlernen praktischer Tätigkeiten, wie z.B. Nähen und Sonographie, war größtenteils Zeit (es lohnt sich auch zu fragen, ob man selbst nähen darf!).
Ich habe wirklich viel mehr, als anfangs erwartet, über Krankheitsbilder, eine ethische Behandlung von Patient*innen und die Arbeit im Krankenhaus und im OP lernen dürfen und dies ist 100% der Verdienst aller beteiligten Mitarbeiter*innen.
Besser als die Möglichkeit eine Menge zu lernen, war jedoch das Miteinander und das Arbeitsklima, fern ab von starren Hierarchien. Vom ersten Tag an fühlte man sich als Teil des Teams, war in alles einbezogen und wurde immer ernst genommen. Gerade die Arbeit mit den Ärzte und Ärztinnen, mit denen man täglich auf Station arbeitet, macht auch an den stressigsten Tagen Spaß und es wird auch gerne und viel gemeinsam gelacht. Es wurde immer darauf geachtet, dass Zeit für Mittagessen war und gerne wurde, wenn möglich, ein Kaffee zusammen getrunken. (Dank der tollen Kantine und der noch besseren Espressobar stets ein Highlight)
Sehr angenehm war außerdem,, dass alle Beteiligten wert darauf gelegen haben, dass wir PJler*innen rechtzeitig Feierabend machen konnten und wurden nach 15.30 Uhr, falls gewünscht auch anstandslos aus dem OP ausgelöst. Auch die Studientage konnte man sich relativ frei legen.
Alles in allem kann ich nur von diesem tollen Tertial schwärmen und ich hätte mir mein Chirurgie- Tertial nicht besser vorstellen können! Das beste Kompliment, was man einem PJ- Tertial meiner Meinung nach machen kann, ist, dass mir die Augen für ein Fach, das ich mir im Vorraus für mich persönlich nicht vorstellen konnte, neu geöffnet wurden.
Tagesablauf:
Der Tag beginnt um 7 Uhr auf Station mit Übergabe und falls möglich einigen Blutentnahmen (es sind nie zu viele).
Um 7.30 Uhr finden Röntgen- und Tagesbesprechung statt. Hier teilen sich die PJler*innen selbstständig für die geplanten OPs ein (meistens 2. Assistenz, falls möglich auch manchmal 1. Assistenz); meistens sind es pro PJler*in 1-2 OPs pro Tag.
Von 8-12 Uhr beginnt die Stationsarbeit mit Aufnahme und Untersuchungen von Patienten, Visite und allem was sonst so ansteht, einschließlich Frühstück.
Danach ist eigentlich jeden Tag Zeit für ein gemeinsames Mittagessen und ein Schlückchen Kaffee.
Im Anschluss wird noch die restliche Stationsarbeit erledigt, bevor der Tag nach der Abschlussbesprechung um 15 Uhr endet.
Es ist erwünscht, falls machbar, dass Dienstags eine PJler*in den OP-Spätdienst von 11.30 bis 21 Uhr begleitet.
P.S.: Es ist bisher vorgesehen, dass man vier Wochen auf der Orthopädie/Unfallchirurgie verbringt. Durch geschicktes Legen der Studientage kann man sich hier jedoch einiges ersparen.
Im Vorraus muss gesagt werden, dass es auch hier einige nette Ärzt*innen gibt, die Interesse daran zeigen, dass man etwas lernt. Dies ist allerdings leider eher die Ausnahme als die Regel. Lernen konnte ich in den vier Wochen, mit Ausnahme der drei Seminare durch Dr. Haussschild, relativ wenig. Sowohl im OP als auch auf Station fühlt man sich doch häufig eher wie ein Nutzgegenstand, als wie ein Teil des Teams, und oft scheitert es schon an einem "Guten Morgen". Im OP ist man leider auch lediglich wenig beachtete Hakenhalter*in bei Knie- und HüftTEP.s.
P.P.S. Der Bericht über die Unfallchirurgie sollte einen in keinem Fall davon abhalten sein Chirurgietertial in der Parkklinik Weissensee zu machen.