Das PJ in der Neurologie in Bad Tölz ist wirklich sehr zu empfehlen!
Bereits vor Tertialbeginn kann man sein Wohnheimszimmer (kostenlos, direkt neben dem Krankenhaus, aber ungefähr so rustikal wie in der Stusta) beziehen, am ersten Tag sind dann Kleidung, IT-Zugang, Praktikumsvertrag, Essensmarken usw. schon vorbereitet. Man wird sofort fest ins Team integriert, insbesondere die Assistenzärzte sind wirklich wahnsinnig nett und entspannt. Auch der Kontakt zu den Oberärzten, zum Chefarzt und zur Pflege ist immer freundlich, die Hierarchie ist hier ziemlich flach.
Ich habe zunächst auf der Stroke Unit und Frühreha angefangen, wo es zwar einige interessante Dinge zu sehen gibt, aber doch nicht so viel zu tun. Zum Einleben nicht schlecht, aber so richtig ging es erst los, als ich nach ca. 3 Wochen auf die Akutstation gewechselt bin. Hier zeigt sich der große Vorteil von Bad Tölz gegenüber den Großstadtkliniken, nämlich dass man alle Routinefälle und alle Spezialfälle auf der gleichen Station behandelt. Von Parkinson über MS, Schmerztherapie, Meningitis, periphere Neurologie, Migräne bis hin zu Schizophrenie wird hier wirklich das ganze Spektrum der Neurologie und teilweise auch der benachbarten Fachgebiete (Psychiatrie, Neurochirurgie, HNO, Auge etc. gibt es hier nicht) abgedeckt. So kommt auch in 3 Monaten auf der gleichen Station definitiv keine Langeweile auf.
Der Tagesablauf sieht ungefähr so aus:
7:45 kann man sich Frühstück holen (ist kostenlos)
8:00 fängt man an zu arbeiten. Blutabnehmen und Nadeln legen ist Studentenaufgabe, hält sich aber immer in Grenzen und wenn dann doch mal sehr viel zu tun ist, helfen die Assistenzärzte auch mit.
8:30 ist Frühbesprechung, hier wird viel Wert darauf gelegt, dass man die Neuaufnahmen vom Vortag adäquat vorstellt.
Um ca. 9:30 geht man dann auf Visite, was gut und gerne mal bis zum Mittag dauern kann. Das ist zwar manchmal zäh, aber auf Dauer nimmt man eine Menge mit und man braucht auch nicht still danebenzustehen und zuzuhören, es wird gerne gesehen, wenn man sich aktiv am Gespräch beteiligt. Zweimal die Woche ist Oberarztvisite und einmal die Woche Chefarztvisite, da gibt es auch immer einiges zu lernen.
Nach der Visite beschäftigt man sich dann mit dem üblichen Schreibtischkram wie Anmeldungen und Briefe schreiben etc.
Zwischen 12 und 1 gehen alle zusammen essen, es kommt wirklich nur seltenst vor, dass man keine Zeit dafür hat, bzw. nach dem Essen nicht noch ein bisschen sitzen bleiben kann.
Nach dem Mittagessen hat man dann meistens einen Patienten zur elektiven Aufnahme. Hier nimmt man sich für Anamnese und Untersuchung meistens eine ganze Stunde Zeit, danach schreibt man einen ausführlichen Aufnahmebrief und danach stellt man den Patienten dem Oberarzt vor. Hier lernt man wirklich das Meiste, da insbs. OA Dr. Jochim sich sehr viel Zeit (ca. 1 Stunde täglich!) nimmt, um die Aufnahme inkl. diagnostischem und therapeutischem Vorgehen durchzusprechen und sehr hohe Ansprüche an die Qualität der Anamnese und Untersuchung stellt. Danach wird der neue Patient noch einmal visitiert und oberärztlich nachuntersucht, hier hat man auch nach mehreren Monaten keinesfalls ausgelernt.
Nach der Aufnahme ist es meistens schon 16 Uhr, dann kann man noch beim Briefeschreiben oder anderen Dingen helfen, aber auch ohne schlechtes Gewissen nach Hause gehen.
Weitere Tätigkeiten:
- Notaufnahme: Es gibt keine feste Einteilung für die Notaufnahme, allerdings freuen sich die Ärzte immer, wenn man die Erstanamnese/ -Untersuchung in der Notaufnahme macht, auch hier gibt es immer sehr gutes Teaching von Seiten der Oberärzte. Stroke-Akutversorgung kann man hier auch mitmachen, es gibt ein PJ-Telefon, über das man zu spannenden Dingen dazugerufen werden kann
- Lumbalpunktionen sind klare PJ-Aufgabe, kann man hier wirklich bis zum Umfallen üben
- Lehrvisite mit dem Chefarzt findet ca. 1-mal in zwei Wochen statt, da lernt man auch viel
- PJ-Seminar in der Inneren gibt es, wenn gerade genug internistische PJler im Haus sind, da ist man dann auch immer willkommen
- Dienste: Man kann Spätdienste mitmachen, dafür gibt es den nächsten Tag frei
- Freizeit: Im Sommer kann man draußen sehr viel unternehmen: Baden, Grillen, Radfahren, Wandern uvm. Indoors wird es allerdings schon etwas knapp, ein paar Kneipen und Restaurants gibt es zwar, aber im Wohnheim (kein WLAN, kein Fernsehen) kann einem bei schlechtem Wetter schon mal die Decke auf den Kopf fallen.