Das Tertial habe ich mit gemischten Gefühlen beendet. Durch die teils enorm guten Bewertungen hatte ich mich entschlossen, das Wahltertial in der Radiologie am Virchow-Klinikum zu absolvieren. Letztendlich habe ich täglich etwas Neues gelernt, die Betreuung gerade durch die Fachärzte lies allerdings oft zu Wünschen übrig.
Pros:
+ enorme Bandbreite und Einsicht in die Radiologie
+ selbständiges Befunden
+ teils sehr gute Fortbildung
Contras:
- anonyme Atmosphäre
- wenig Lehre durch die oftmals überlasteten Fachärzte
Es kann in folgende Bereiche rotiert werden: CT (i. d. R. 6 Wochen), Röntgen Thorax (3 Wochen), Sonographie (i. d. R. 2 Wochen), Röntgen Knochen (i. d. R. 1-2 Wochen), Body-MRT (i. d. R. 1-2 Wochen), Neuro-MRT (i. d. R. 6 Wochen), Intervention, Station, Angiographie, Interventions-CT (Magenplatz), Mammographie.
Im CT ist man mit 2-3 Studenten wahlweise im Früh- (7:30 - 16:30), Zwischen- (10:00 - 19:00) oder Spätdienst (14:00 - 23:00). Es wird eine enorme Menge an Untersuchungen gefahren und man klärt sehr viele Patienten über Kontrastmittel-Nebenwirkungen auf, sodass man das Aufklärungsformular später im Schlaf aufsagen kann. Außerdem versorgt man die ambulanten Patienten mit einem venösen Zugang. In der Zwischenzeit kann man selbst Befunde schreiben, wobei die Assistenzärzte (i. d. R. 2-3) selbst so sehr ausgelastet sind, dass wenig Zeit für eine Besprechung bleibt. Jedoch haben es alle Assistenzärzte wirklich gerne getan, auch wenn dies extra Überstunden für sie bedeutete. Die Fachärzte mussten im Dienst oft eine dreistellige Anzahl von Befunde freigeben, sodass diese nur sehr begrenzt Zeit für eine Befundbesprechung hatten. Ein Großteil der Untersuchungen sind Stagings des Hals-, Thorax- und Beckenbereichs. Akute Krankheitsbilder bekam man nur selten zu sehen, wobei auch einige Notfallaufnahmen der verschiedenen Notaufnahmen befundet wurden.
In der Sonographie-Abteilung hat man die Möglichkeit, selbst Ultraschall zu üben. Gerade für in diesem Bereich fortgeschrittene Studenten bietet sich die Möglichkeit, weiter zu üben. Ich selbst hatte noch nicht viel Erfahrung in diesem Bereich und wenn ich selbst mit dem Ultraschall fertig war, wollten die Ärzte die Untersuchung eher schnell zu Ende bringen, statt mir ein paar Tricks und Kniffe zu zeigen. Es bestand natürlich immer die Möglichkeit zuzuschauen und anschließend die Befunde zu schreiben, wobei wenn wenigstens die Theorie hinter dem Ultraschall lernen konnte. Des Weiteren gab es jeden Tag mehrere Stammzellspender, welche meist schlank und gesund waren, sodass man bei ihnen den Normalbefund üben konnte. Darüber hinaus konnte ich in das Schallen von transplantierten Nieren, der Bein- und Halsgefäße hineinschnuppern. Eine dritte Woche in der Sonographie wäre sicher hilfreich gewesen.
Der Einsatz am Knochenplatz war unspektakulär, aber ebenfalls lehrreich. Man befundet einfach nach bestem Wissen drauf los und bespricht die Befunde mit dem eingeteilten Assistenzarzt. Der Lerneffekt war dabei zwar nicht enorm, aber durchaus vorhanden. Zumindest wurde mir die Scheu vor dem Befunden von konventionellen Röntgenaufnahmen genommen.
Die zweiwöchige Rotation im Body-MRT (alle MRTs außer Kopf) hatte für mich leider den geringsten Lernzuwachs, da ich einerseits einige Zeit brauchte, um in die Thematik hineinzukommen, andererseits des Öfteren Assistenzärzte neu in der Abteilung waren und selbst verständlicherweise wenig erklären konnten. Der zu jener Zeit eingeteilte Oberarzt war oft launisch und selten anwesend.
Am besten hat es mir wie einigen Vor-PJlern am Thoraxplatz gefallen. Die dort zuständige Oberärztin hat mit einem morgens zunächst die Aufnahmen der Nacht besprochen, um anschließend die Aufnahmen der vielfältigen Intensivstationen durchzugehen. Dabei hat man meist selbst mündlich befundet und das Niveau wurde allmählich gesteigert. Ab ca. 10 Uhr konnte man die Aufnahmen des Tages selbständig befunden und regelmäßig mit der Fachärztin besprechen.
PJ-Fortbildungen durch Prof. Oestmann fanden freitags um 8:00 Uhr am Campus Virchow statt, man konnte aber auch inoffiziell die Fortbildung am Campus Mitte Mittwoch nachmittags besuchen. Außerdem gab es 1x wöchentlich eine Assistenzarztfortbildung, welche sehr an der alltäglich Arbeit orientiert, also lohnenswert war. In der Mittagsbesprechung 3x wöchentlich gab es auch manchmal Fortbildungen zu spezielleren Themen oder interessante Fallvorstellungen. Darüber hinaus konnte man auch an Röntgenpräsentationen in den verschiedenen Kliniken oder an Tumorboards teilnehmen.
Das Arbeitsklima war insgesamt angenehm, Hierarchien waren wahrzunehmen, aber aushaltbar. Unter der enormen Mengen der Assistenzärzte waren viele angenehme Perösnlichkeiten, nur das Gesamtklima in der Abteilung habe ich nicht als angenehm erfunden. Letztendlich war es sehr leistungs- und karriereorientiert, was aber nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass es eine der größten radiologischen Abteilungen an einer großen Uniklinik ist. Der Kontakt mit den MTRAs war durchaus freundlich und kooperativ. Es gibt auch 2-3x im Jahr eine große Feier, zu welcher die PJler auch herzlich eingeladen waren.
Die Arbeitszeiten waren meist von 8:00 bis 16:00 Uhr und die Studientage konnten entweder wöchentlich genommen oder gesammelt werden. An allen Arbeitsplätzen gab es eine Menge digitaler Literatur, sodass man sich parallel zum Befunden auch in die Theorie einlesen konnte. Positiv fand ich ebenfalls, dass immer eine radiologische Workstation für die PJler frei war und man sich selbständig einloggen konnte.