um es schonmal vorweg zu nehmen: Das PJ Tertial in Dülmen in der Neurologie war wirklich klasse.
Arbeitsalltag:
Der Tag beginnt um 8:00 Uhr mit einer Frühbesprechung. Anschließend ist es Aufgabe der PJler auf der Station 1A Blut abzunehmen - das dauert aber (wenn man sich gegenseitig hilft) nicht länger als 30 Minuten. Auf allen anderen Stationen gibt es zum Glück bereits einen Blutentnahmedienst! Während meines Tertials waren wir zeitweise mit 3 PJlern, zeitweise mit 2 PJlern vertreten. Das ist wirklich eine gute Anzahl, denn so kann jeweils ein PLler auf einer der beiden Stationen sein (1A und 2A) und ein 3. PJler kann auf der Stroke Unit und/oder der Notaufnahme sein. Nach den Blutentnahmen schloss sich die Visite an. Man kann bereits ab der 2. Woche ein Patientenzimmer komplett selbstständig betreuen. Das sind dann 2-3 Patienten (bei mir immer 3). Die Visite macht man dann zusammen mit einem Assistenzarzt, zum Teil alleine und an Oberarzt/Chefarzt-Visitentagen mit dem OA und/oder CA. Um den Patienten kann man sich dann komplett selbstständig kümmern, bekommt dabei aber natürlich immer Hilfe von den Asssitenten oder dem OA, wenn man Fragen hat. Die Betreung eines Patienten bedeutet dann, dass man die Visite leitet, dokumentiert, aufklärt, Lumbalpunktionen macht, Angehörigengespräche führt, Untersuchungen überlegt und anmeldet und Arztbriefe schreibt. Man fühlt sich durch dieses selbstständige Arbeiten und das entgegengebrachte Vertrauen völlig ins Team eingebunden und schon fast wie ein Arzt. Das Gute ist einfach, dass man immer den Rückhalt aller hat, Fragen stellen kann und einem jederzeit von allen Seiten geholfen wird. Nach der Visite hatte man dann Zeit sich um das zu kümmern, was bei der Visite angeordnet wurde, konnte Arztbriefe vervollständigen, Angehörigengespräche führen, Telefonate erledigen und und und. Das Mittagessen war jederzeit möglich. Nach diesem fanden regelmäßig Weiterbildungen statt. Nach dem Mittagessen habe ich dann "meine" neuen Patienten aufgenommen -da ich ja nur 3 Patienten betreut habe, war das so ca. einer am Tag, manchmal keiner. Wenn ich keine Neuaufnahme hatte, weil kein Patient von mir entlassen wurde, hab ich auch oft für andere Assistenten Neuaufnahmen gemacht. Die Neuaufnahmen hat man sich dann später am Tag zusammen mit dem Oberarzt angeschaut. Nach einer Nachmittagsbesprechung um 15:45 Uhr darf man theoretisch gehen - um ehrlich zu sein, habe ich das jedoch selten geschafft, denn wenn man plötzlich selber für seine Patienten zuständig ist, dann fällt doch oft noch einiges an. Aber da das selbstständige Arbeiten total Spaß macht, war das gar kein Problem :). Insgesamt lernt man durch das selbstständige Arbeiten weit mehr - vor allem geholfen hat mir, dass man lernt sich zu organisieren, man lernt wie ein echter Stationsalltag abläuft und wie viel drum rum man bedenken muss. Für das spätere Arbeitsleben ist es ein unglaublicher Zugewinn!
Rotationsplan:
Wir 3 PJler haben uns selbstständig eingeteilt, nachdem wir uns informiert hatten, was alles möglich ist. Ich war insgesamt ca. 8 Wochen auf der Station A1 tätig. Auf der Station A2 war ich gar nicht, dort war jedoch meine MitPJlerin - im Endeffekt unterscheiden sich die Stationen nicht, sodass es völlig egal ist, wo man ist. Außerdem hat man die Möglichkeit auf die Privatstation zu rotieren - das kann ich auch für 1-2 Wochem empfehlen. Dort kann man zwar wenig selbstständig arbeiten, die täglichen Visiten mit dem Chefarzt sind jedoch sehr lehrreich. Außerdem empfehle ich eine einwöchige Rotation in die Funktionsabteilung, um zu schauen, wie EMGs, ENGs, SEPs, MEPs, Kaloriken und vieles mehr ablaufen. Man darf auch hier selbstständig Messungen machen, wenn man möchte. Daneben hat man die Möglichkeit, auf die Stroke und in die Notaufnahme zu rotieren. Ich habe das verbunden. Morgens ist auf der Stroke viel zu tun (Visite, NIHSS um 12:00, Anmeldungen machen, bei Echos dabeisein,...), nach Mittag wird es jedoch eher ruhiger, sodass es sich dann anbietet in die Notaufnahme zu gehen. Dort darf man sich ebenfalls eigenständig Patienten ansehen, zu welchen man dann im Anschluss mit dem AA geht. Insgesamt ist man recht frei in seiner Einteilung und bekommt schnell ein Gefühl dafür, was möglich ist. Neben diesen Tätigkeiten kann man sich auch stundenweise einer Parkinson- und MS-Schwester anschließen.
Was ich außerdem empfehlen kann ist eine Nachtdienstwoche! Da man hier mit dem Assistenten alleine ist und seine rechte Hand ist, darf man echt viel machen! Als Pluspunkt bekommt man im Anschluss eine Woche frei. Insgesamt macht man 5 Nächte, angefangen sonntags. Die Dienste beginnen um 20:00 und enden nach der Frühbesprechung um kurz nach 8 Uhr morgens.
Lehre:
Es gibt einmal die Woche ein Neurologie-Seminar für alle PJler - dieses findet patientenorientiert am Patientenbett statt mit anschließendem theoretischem Teil. Außerdem findet einmal die Woche ein Seminar für und von Assistenten statt. 2x die Woche sind Röntgenbesprechungen und 1x ein EEG Seminar. Daneben findet täglich ein Teaching durch die OA statt - diese haben wirklich Bock etwas zu vermitteln. Ebenso ruft der CA manchmal bei spannenden Fällen an. Neben den neurologischen Seminaren hat man theoretisch die Möglichkeit an fachfremden PJ-Seminaren teilzunehmen. Die Christopherus-Kliniken haben insgesamt ein sehr breites Sprektrum an PJ-Seminaren inkl. wöchentlichem EKG Seminar und vielen mehr. Ich habe es leider nie geschafft, da ich echt immer viel zutun hatte.
Team:
Ich fand das Team absolut super! Angefangen bei der Pflege, zu der ich niemals sonst in meinem PJ einen so guten Kontakt hatte. Alle Assistenten waren super nett, hilfsbereit und offen. Die Oberärzte sind ohne Ausnahme alle daran interessiert, dass man möglichst viel lernt und auch der Chefarzt behandelt die PJler wie junge Kollegen auf Augenhöhe! Man darf sehr viel selbstständig machen und bekommt dafür ein gutes Feedback.
Drumrum
Es gibt leider keine Arbeitskleidung oder Spint (einziger Minuspunkt), dafür jedoch freies Mittagessen und auch Frühstück (wenn man das schafft). Außerdem hat man ein eigenes Telefon, einen eigenen Zugang zum KIS und meistens einen eigenen PC. Ich bin mit einer weiteren PJlerin jeden Tag mit dem Auto aus Münster gefahren - das dauert je nach Wohnort in Münster 40-50 Minuten. Man hat jedoch auch die Möglichkeit mit dem Zug vom Münsteraner HBF zu fahren, das dauert insgesamt nicht viel länger.
Fazit:
Ohne Einschränkungen ABSOLUT zu empfehlen!!