Das Tertial im Rotkreuzkrankenhaus war bei Weitem das ernüchternste Tertial in meinem PJ. Mir war im Voraus bewusst, dass ich dort kein Geld kriegen würde, aber ich dachte, dass die Lehre dort sehr gut sein würde. Ich hatte ja die vielen sehr positiven Berichte bei PJ-Ranking.de gelesen. Mein Gott, wurde ich enttäuscht...
Ich hatte mir schon lange vor dem PJ das PDF "PJ-Portfolio Innere" von der Webseite des Rotkreuzklinikums heruntergeladen. Dieses PDF hat sich auch bis jetzt, nach meinem PJ nicht geändert. Schaut dort einfach mal unter dem Absatz "Lernfreie Tage" nach. Da steht tatsächlich immer noch, dass jeder PJ-Student 10 lernfreie Tage pro Tertial zur Verfügung hätte. Glaubt davon kein Wort! Am allerersten Tag in meinem Innere Tertial kam dann die Ernüchterung: "Lernfeie Tage sind leider in Rücksprache mit der TU München nicht mehr möglich." Das kriegt ihr sogar schriftlich!
Zweite Ernüchterung: Der sogenannte PJ-Beauftragte hat leider keine Zeit für PJ-Studenten. Er kümmert sich kein Bisschen um Studenten und er hat im kompletten Tertial nur einmal zu mir gesprochen, nämlich als Vortragender im Rahmen einer PJ-Fortbildung. Das war die einzige Veranstaltung, um die er sich mal nicht herumdrücken konnte.
Drittens: Man lernt nicht viel. Die Fortbildungen sind zum Teil recht gut, es gibt viele gute Vorträge muss man zugeben. Vor allem das wöchtentliche Quiz macht viel Spaß. Aber das war's auch schon. Auf Station habe ich nicht viel gelernt, weil ich Vormittags meistens mit Blutabnehmen beschäftigt war und nachmittags zu müde/kaputt war, um nochmal das große Lernfass aufzumachen. Ich hatte so gut wie keine eigenen Patienten, obwohl ich mehrfach darum gebeten habe. Irgendwann habe ich aufgegeben danach zu fragen. Die Oberärzte/Chefärzte haben mir im gesamten Tertial vielleicht dreimal etwas zu Patienten erklärt. Nagut, zu denen hat man auch nicht so den direkten Draht... also halte ich mich an die Assistenzärzte. Da sind etwa die Hälfte sehr nett und die andere Hälfte versucht dich nur auszunutzen. Bei der ersten Hälfte versuche ich mitzulaufen, leider findet mich die zweite Hälfte immer wieder und turft irgendwelche unliebsamen Aufgaben auf mich ab. Manchmal musste ich auf eine ganz andere Station laufen und dort Blut abnehmen, oft sollte ich Botengänge erledigen, manchmal sollte ich Betten schieben.
Viertens: Man wird ausgebeutet. Man verdient 0 EUR und soll dafür aber auf der ganzen Station Blut abnehmen und Nadeln legen, vorher darf man nicht Visite mitlaufen. Wenn man dabei langsam ist, dann kriegt man nicht mehr viel von der Visite mit. Wenn man sehr schnell ist, dann wird man "noch schnell" auf andere Stationen geschickt, um dort zu Blut abzunehmen. "Da ist momentan kein PJ-Student, wäre voll cool, wenn du das noch machen könntest, die Assistenzärzte dort sind soooo überarbeitet. Und du hattest ja heute echt nicht viel zu tun." Ihr wisst wie das läuft.
Ich möchte hier nicht alle Assistenzärzte schlecht reden. Mit vielen habe ich mich sehr gut verstanden und diese haben mir auch das ein oder andere beigebracht. Dafür bin ich dankbar. Leider reicht das nicht, für ein gutes Tertial Innere.
Ich möchte, dass Du verstehst, dass das Tertial am Rotkreuzklinikum schlecht ist und nicht gut, wie die ganzen guten Bewertungen suggerieren. Bei uns in der PJ-Clique war der Standardwitz: "Die am Rotkruez schreiben sich Ihre Bewertungen doch selbst." Uns erschien das oft sehr dubios, die ganzen guten Bewertungen.
Mach Dein Innere Tertial woanders. Am besten nicht in München.
