Das Tertial in der Anästhesie und Intensivmedizin gestaltete sich als eine bereichernde Erfahrung in meiner Ausbildung. Am ersten Tag erfolgte eine Begrüssung und die Einteilung der PJler/innen in die entsprechenden Teams. Wir waren zu dritt im Anästhesie-Tertial und mussten uns in den OP und die Intensivstation aufteilen. In der ersten Hälfte des Tertials war ich im OP eingeteilt und in der zweiten Hälfte des Tertial in der Intensivstation/ICU. Uns war es immer freigestellt Fortbildungen zu besuchen. Jede Woche fand eine Fortbildung in der Anästhesie, in der Chirurgie und in der Inneren Medizin statt. Meistens haben die Fortbildungen stattgefunden und waren dann auch recht gut vorbereitet, interaktiv und lehrreich. Es war meist möglich in dem hauseigenen Personalrestaurant essen zu gehen. Das Angebot war unerwartet gut und sehr geschmackvoll präsentiert. Es gab täglich ein veganes/vegetarisches Angebot. Bis zu einem Tellergewicht von ca. 500 bis 650g war das Essen für uns kostenlos, darüber hinaus hätten wir dazuzahlen müssen. Zwischen den Einleitungen und in der gemütlichen Stationsküche auf der Intensiv konnte man zwischendurch immer einen Kaffee oder ein Glas Wasser trinken gehen. Die Planung des Studientages war stets flexibel möglich. Kontakt zur Pflege war durchwachsen aber teilweise überraschend gut.
OP: Jeden Morgen fand um 07:30 der Morgenrapport statt, wo eine kurze Übergabe durch den Nachtdienst erfolgte und die Säle kurz durchgesprochen wurden. Wir waren immer einem der Säle fest zugeteilt. Wir konnten die Säle aber zu jeder Zeit, je nach Interesse oder eigenen Präferenzen, wechseln. Behilflich konnte man sich insbesondere bei Ein- und Ausleitungen machen, wo wir die Patienten aufnahmen, Zugänge legten und präoxygenierten. In den meisten Fällen durften wir die Larynxmasken unter Anleitung selber legen und die Beatmung einstellen. Während der OP waren Dokumentation, die Gabe von Anästhetika, Analgetika und Antiemetika, und Überwachung der Beatmung die Hauptaufgaben.
Pros: Freie Einteilung auf die OP-Säle, Anästhesiologisch breites Spektrum mit einem gut funktionierendem Kreissaal, einem Schilddrüsensaal, einem Kinderurosaal, einem Augensaal, zwei Säälen für Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, einem ambulanten Gyn-Saal und allgemein-viszeralchirurgischen Sälen, viel Regionalanästhesie, oft Möglichkeit früher zu gehen, zum Teil nettes und junges Team, gutes Training im Legen von Larynxmasken
Cons: Keine Möglichkeit selber Regionalanästhesie durchzuführen, keine direkte Betreuung durch Oberärzte/Oberärztinnen, Lehre sehr abhängig von Assistenzärzten/-ärztinnen, kaum Intubationen wegen Bevorzugung von Larynxmasken
ITS/ICU: Täglicher Arbeitsbeginn um 07:00 mit der Visite. Dauer der Visite zwischen 60 und 120 Minuten mit Anschluss der chirurgischen Visite durch den diensthabenen Oberarzt/ die diensthabene Oberärztin und dem Team aus Nacht- und Frühdienst. Die Vistien waren immer problemorientiert und ich habe viel über das Intensiv-Management von Patienten/-innen gelernt. Im Anschluss durften wir uns frei einem Assistenzarzt/ einer Assistenzärztin zuteilen und bei den zugehörigen Patienten/-innen den allgemeinen Status erheben und dokumentieren. Das tägliche Erheben des Status übt sehr gut die fokussierte körperliche Untersuchung. Im Anschluss fand meist ein gemeinsames Frühstück im Aufenthaltsraum statt. Nachmittags wurde unterschiedlichen Aufgaben nachgegangen, wie Patienten/-innen zur Diagnostik im Herzkatheter, CT, MRT, Endoskopie, Resynchronisation begleiten, Entlassungsbriefe schreiben, sich zu der Rötgendemo dazusetzen oder in interventionellen Eingriffen zu assistieren. Die eigenständige Durchführung interventioneller Eingriffe blieb uns grösstenteils verwehrt. Die Durchführung interventioneller Eingriffe wurde zusätzlich dadurch erschwert, dass die meisten Patienten/-innen erst nach den OPs im Spätdienst aufgenommen wurden und wir meistens dem Frühdienst zugeteilt wurden. Ausserdem setzten sich meistens Assistenzärzte und -ärztinnen der Inneren Medizin und Chirurgie in deren Intensivrotation durch. Der Arbeitstag endete meistens mit einer Nachmittagsvisite und Übergabe an den Spätdienst, sodass wir meistens pünklich danach gehen durften. Eine Betreuung eigener Patienten/-innen sowie deren Präsentation in den Visiten wurde meistens nicht unterstützt.
Pros: Guter Überblick über das intensivmedizinische Arbeitsumfeld, eigenständiges Arbeiten und gute Möglichkeiten Statusuntersuchungen und das Schreiben von Entlassungbriefen zu üben, Zum Teil interessante Patienten/-innen und Interventionen, genügend Zeit zum Selbststudium, zumeist freundliches Team
Cons: Meist keine eigenständige Übernahme und Vorstellung von Patienten/-innen, Lehre wurde kurz gehalten, kaum Kontakt zu Oberärzten/-innen, manchmal das Gefühl neben den täglichen Statusuntersuchungen als PJler überflüssig zu sein und nicht richtig wahrgenommen zu werden, kaum Möglichkeiten eigenständiger Durchführung interventioneller Eingriffe
Fazit: Insgesamt ein gutes Tertial, das ich geren weiterempfehlen möchte aufgrund des breiten Spektrums an anästhesiologischer und intensivmedizinischer Arbeitsbereiche. Insbesondere für den Berufsstart als Anästhesist/Anästhesistin ist die Klinik zu empfehlen aufgrund der unterschiedlichen Disziplinen und des breiten Patienten/-Patientinnenspektrums. Ausserdem ist die Klinik besonders geeignet für das Erlernen von reginalanästhesiologischen Verfahren. Als PJler ist man jedoch leider meist in beobachtender Position. Durch mein zweites Tertial in der Schweiz weiss ich, dass PJler mancherorts viel mehr in das Team integriert werden und unter Aufsicht viel mehr Aufgaben selbstständig übernehmen dürfen, wie zum Beispiel Intubieren, Reginalanästhesie und Prämed. durchfühen. Durch das Bevorzugen von Larynxmasken ist diese Klinik nicht der perfekte Ort zum Üben von Intubieren. Da vier Monate sowieso nicht ausreichend sind, um geübt und routiniert im Intubieren zu werden, ist dieser Punkt evtl. zu vernachlässigen. Dafür ist die Übung im Legen von Larynxmasken umso besser. Ausserdem fand ich die tägliche Lehre durch die Oberärzte/-ärztinnen aber auch durch die Assitenzärzte/-und ärztinnen nicht zufriedenstellend. Der Inhalt der Fortbildungen war jedoch gut. Besonders ans Herz legen möchte ich euch, euren eigenen Interessen nachzugehen und zu versuchen, euch einen möglichst breiten Eindruck zu verschaffen. Geht zum Beispiel in den Kreissaal oder auch mal in die Prämed. Ein Gang mit dem Schmerzdienst und einen Tag mit dem/der Notarzt/-ärztin auf dem NEF (Suarezstrasse) mitfahren ist auch zu empfehlen.