B3 (Unfallchirurgie/Orthopädie) und A5 (Viszeral-/Allgemein-/Gefäßchirurgie)
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Jena
Kommentar
Für mein Chirurgie-Tertial hat es mich an die Ostseeküste ins schöne Wismar verschlagen, was ich auch durchaus weiterempfehlen kann.
Zu den Rahmenbedingungen: Von den 16 Wochen eines Tertials verbringt man jeweils die Hälfte auf der Unfallchirurgie/Ortho und der Allgemein-/Viszeral-/Gefäßchirurgie. Arbeitsbeginn ist immer pünktlich um 7 Uhr, Feierabend hat man (überwiegend pünktlich, außer der Unterricht oder eine OP geht etwas länger) von Montag bis Donnerstag um 15.45 Uhr und Freitag sogar um 14.30 Uhr. Mittag kann man in der Krankenhauscafeteria essen, ich persönlich fand das Essen allerdings nicht sonderlich lecker, aber die Bagel sind sehr gut. Man bekommt den normalen Mitarbeiterrabatt, aber kein kostenloses Essen. Insgesamt bekommt man 500 Euro Aufwandsentsschädigung pro Monat, wovon es sich in Wismar tatsächlich ganz gut leben lässt. Eine Unterkunft wird nicht gestellt, aber dafür gibt es in der Stadt einige WGs (meist mit Studenten der hiesigen Fachhochschule) und wer will kann auch einfach eine Mail an das Studierendenwerk Rostock/Wismar zu schreiben, dann bekommt man recht unkompliziert einen Wohnheimplatz.
PJ-Unterricht findet im Schnitt einmal wöchentlich statt und ist überwiegend gut. Meistens sind es Seminare (bei denen es auch Kaffee und Kekse gibt), häufig kombiniert mit einem Gang auf eine Station, die Themenauswahl ist sehr unterschiedlich.
Man hat 8 Studientage pro Tertial, die man beliebig nehmen kann, genauso wie eventuelle Fehlzeiten, die kann man immer ganz entspannt mit den Stationsärzten absprechen bzw. bei der Sekretärin anmelden. Außerdem kann man jederzeit einen Dienst mitmachen (d.h. man bleibt abends bis etwa 23 Uhr) und dadurch noch einen freien Tag verdienen oder eben am nächsten Tag freimachen.
Im Allgemeinen war alles gut organisiert, wir hatten immer einen klaren Ansprechpartner, wenn es Probleme gab und auch unser Feedback am Ende wurde dankend aufgenommen (und ja vielleicht im Verlauf umgesetzt).
Das Krankenhaus an sich ist ein mittelgroßes und dabei sehr familiäres Haus mit recht umfangreichem Leistungsspektrum und freundlichem Umgang miteinander, was mir persönlich sehr gefallen hat. Auch das Personal, egal ob im OP oder der Station und egal ob Pflege, Ärzte, Physios etc. waren super nett.
Mein Urteil über das Tertial fällt sehr zweigeteilt aus, die Grenze verläuft da genau entlang der Rotation von der Unfall- zur Allgemeinchirurgie.
Unfallchirurgie: Meine ersten 8 Wochen auf der Unfallchirurgie waren geprägt von Arztbriefe diktieren, Stationsarbeit (oft nur mit der anderen PJlerin, da ein Assistenzarzt im OP war und einer in der Notaufnahme und irgendjemand ja die Station schmeißen musste) und geplanten OP-Einsätzen nur als 2. Assistenz bei Hüft-OPs, d.h. Bein halten. Klingt nicht so spannend? War es auch nicht. Kann durchaus sein, dass das der zu unserem Zeitpunkt relativ dünnen Personaldecke und einer eh nicht allzu großen Abteilung (im Schnitt ein OP-Saal pro Tag) geschuldet war, denn nach dem Anbringen von etwas Kritik, dass ich gern mal was anderes im OP mitmachen würde als nur Hüft-TEPs (denn klar, zu allem anderen kann man sich in den OP reinstellen, aber ich persönlich finde zuschauen ohne was zu machen einfach nur einschläfernd) gab es auch nochmal zwei Wochen mit deutlich mehr OP-Einsätzen (womit auch mein Zufriedenheitslevel und Lernerfolg deutlich angestiegen sind). Prinzipiell ist das Spektrum der OPs nämlich relativ umfangreich, von Hüft- und Knie-TEPs über das unfallchirurgische Tagewerk bei Frakturen bis zu wirbelsäulen- und selten auch kinderchirurgischen Eingriffen. Das Problem ist nur, dass im Zweifel halt der Assistenzarzt seine OP-Zahlen braucht und nicht der PJler.
Viszeral-/Allgemein-/Gefäßchirurgie: Die zweite Hälfte des Tertials kann man sich nochmal aufteilen in Viszeral-/Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie, und davon abhängig machen, auf welcher Seite der Station man Visite mitmacht und ggf. auch die OPs. Hier waren wir alle (teilweise 3 PJler) regelmäßig zu den verschiedenen OPs eingeplant und eingesetzt, meistens als 1. Assistenz. Darüber hinaus bleibt die Stationsarbeit natürlich nicht aus, und auch hier mussten Briefe diktiert und Flexülen gelegt werden, aber da man auch mal ganze Tage am Stück nur im OP war und damit auch die Patientenverläufe besser kannte, haben auch diese Aufgaben mehr Spaß gemacht. Das OP-Spektrum ist ebenfalls sehr umfangreich, neben eher üblichen OPs der Fachbereiche gibt es auch ab und zu thoraxchirurgische Eingriffe, die ein oder andere Whipple-OP oder Carotis-TEA. Außerdem fühlte man sich ab dem ersten Tag als voll integrierter Bestandteil des Teams und man bekommt Lust auf chirurgisches Arbeiten. Wer Lust hatte, konnte auch in die Sprechstunden oder die Notaufnahme gehen und dort mithelfen.
Freizeit: Wismar ist eine Kleinstadt direkt an der Ostsee, weshalb ich eher Sommertertiale hier empfehlen würde. Der nächste Strand ist etwa 10min mit dem Fahrrad entfernt, und etwa 30min mit dem Fahrrad findet man einige schöne und fast schon einsame kleine Strände an der Steilküste, auch zur Insel Poel ist es nicht weit. Prinzipiell kann man hier alles erlaufen, ein Fahrrad lohnt sich aber trotzdem, vor allem, wenn man in der Stadt wohnt, denn das Krankenhaus ist etwa 30 Gehminuten vom Zentrum entfernt. In der Stadt gibt es ein paar süße kleine Kneipen, einen Studentenclub an der Hochschule und auch sonst begrenzte aber trotzdem gute Angebote, um etwas zu unternehmen. Außerdem sind Lübeck und Rostock nur 60km und Schwerin 30km entfernt und immer lohnenswerte Ziele für Ausflüge.
Fazit: Jederzeit wieder, wenn auch lieber mehr Zeit auf der Viszeralchirurgie. Im Allgemeinen kann ich das Tertial in Wismar definitiv weiterempfehlen.