PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in University Teaching Hospital Lusaka (1/2019 bis 3/2019)

Station(en)
Green Firm
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Während des zweimonatigen Tertialteils war man Teil einer Gruppe von Studenten im 3-6. Studienjahrs. Das war einerseits cool, weil man sehr guten Kontakt zu den einheimischen Studenten bekommen konnte, andererseits war man noch sehr als Student abgestellt und praktische Ausbildung war nicht im Fokus. Möglicherweise hatten wir etwas Pech mit unserer Zuteilung, denn unsere Studentengruppe war erst relativ am Beginn der klinischen Ausbildung. Allerdings berichteten auch andere ausländische Studenten, dass sie nur zuschauen durften und wenig praktisch tun durften. Je nach Tag hatte man unterschiedliches Programm nach einer Art Stundenplan. An einem Tag war man auf Station und visitierte Patienten, wechselte Verbände und nahm Blut ab, dann gab es zwei Tage in der Ambulanz, einen Tag im OP und auch die Begleitung der Sprechstunden war Programm eines Tages. Bei allem stand man dabei und musste Fragen der Ärzte beantworten. Wann immer Zeit war, kam ein Arzt und sprach mit uns die theoretischen Grundlagen zu den Krankheitsbildern durch, die wir gesehen hatten. Dazu muss man sagen, dass die Vorgehensweisen sich besonders im Bereich Diagnostik und Therapie sehr zu deutschen Standards unterscheiden und man daher nicht wirklich was für die Arbeit in Europa lernen kann. Aber dafür geht man ja auch nicht nach Sambia ;) Zudem werden die Theorieeinheiten durch umgebende Lautstärke und Sprachbarriere erschwert und dadurch oft nicht zielführend.
Die Zeit, die man in der Klinik verbringen muss war begrenzt, unterschied sich aber an den unterschiedlichen Tagen durchaus sehr. Einen Tag ist man 3h dort und einen auch mal 8h. Insgesamt ist es kein Problem die Wochenenden auch mal zu verlängern und Tage zuhause zu bleiben. Auch die einheimischen Studenten tun dies des öfteren unentschuldigt und niemand interessiert sich dafür.
Während des Praktikums bestand die Möglichkeit mit den anderen PJ-Studenten in Kontakt zu kommen. Diese hatten durchaus auch Interesse an einem Getränk am Abend und waren wirklich sehr freundlich.

Arbeitssprache war Englisch. Mit Englisch kam man in der Klinik und der Stadt sehr gut zurecht. Je weiter es Richtung Dorf ging, desto schwieriger wurde es dann auch mit den Einheimischen zu kommunizierten. Da das UTH seine Patienten aus Lusaka, aber auch aus dem kompletten Umland bekommt - wenn die kleinen Kliniken dort nicht mehr mit einer Erkrankung zurechtkommen - müssen die Ärzte oder Krankenschwestern oft übersetzen.

Meine Erwartungen an meinen Aufenthalt in Sambia waren sehr anders, als es dann tatsächlich war. Ich hatte erwartet, dass das Wissen der Ärzte sehr viel größer sei, als die Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen. Leider war es genau andersherum: die Ressourcen sind vorhanden, jedoch das Wissen oder die Umsetzung sind mangelhaft. Besonders in Punkto Infektionsprävention ist das Wissen bzw. dessen Umsetzung wirklich schlecht. Zudem ist es schwierig zu sehen, wie wenig Wert einer Weiterentwicklung/Verbesserung der medizinischen Lage beigemessen wird. Die größte Enttäuschung war jedoch, dass ich mir erwartet hatte mehr praktisch zu arbeiten, was leider nicht der Fall war, bis auch ein paar Blutentnahmen und Wundreinigungen durfte ich nichts praktisches tun.
Trotzdem war der Aufenthalt eine unglaublich bereichernde Erfahrung und ich bin wahnsinnig froh um all diese Erfahrungen. Es hat meine Sicht auf das Thema Entwicklungshilfe in politischer Sicht komplett geändert und mir einen wahren Einblick in das Leben in einem Entwicklungsland gegeben.
Ein weiterer wirklich positiver Punkt ist, dass ich mich zu jedem Zeitpunkt sehr sicher in Sambia gefühlt habe. Es ist ein unglaublich freundliches Land mit sehr offenen Menschen. Trotzdem war ich froh nicht alleine gereist zu sein, denn als Weißer ist man schon etwas sehr Besonderes dort, auch wenn regelmäßig ausländische Studenten vor Ort sind.

8 Wochen waren ohne wirklich praktische Tätigkeit zu lang. Anstelle eines PJ-Tertials würde ich in Sambia eher eine Famulatur empfehlen. Alternativ ist ein PJ-Tertial eher an einem kleineren Krankenhaus im Village zu empfehlen. Dort wird die medizinische Hilfe, die man als deutscher Student leisten kann, viel mehr wertgeschätzt und man kann auch praktisch deutlich mehr lernen.

Kurz etwas zu den Kosten für den Aufenthalt:
Studiengebühren in Lusaka für 8 Wochen 3200K = 320$ = 285€
8 Wochen Hostel in Lusaka: 500$ = 444€
Multiple Entry Visa: 80$ = 71€
Malaria Prophylaxe: ca. 250€ für 8 Wochen (vor Ort deutlich günstiger, und in den Städten auch vertrauenswürdig zu bekommen)
Beim Einkaufen ist alles einheimische wie Obst und Gemüse unglaublich günstig, alles was importiert wird, wie Milchprodukte, unglaublich teuer. Insgesamt haben wir aber wohl weniger als in Deutschland für das tägliche Leben bezahlt.
Lokaler Transport ist je nach Komfortanspruch durchaus sehr günstig. Taxis in Lusaka eher teuer, besonders diese, die vor dem Hostel sind. Wenn man einen guten Taxifahrer kennenlernt, der gute Preise macht, sollte man sich immer seine Nummer geben lassen.

Malaria Prophylaxe: in Lusaka ist die Prävention mit Repellents vermutlich ausreichend. Ich persönlich habe die kompletten 10 Wochen, die ich Sambia war, das Malarone Generikum genommen und sehr gut vertragen. Trotz Repellent wurde ich gestochen und es hat mich beruhigt wenigstens gegen Malaria geschützt zu sein, neben Allem, gegen das man sich nicht schützen kann. Malaria ist in Sambia noch immer einer der Haupttodesursachen, also ein reelles Risiko. Da die allermeisten Tropenerkrankungen mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Gastroenteritis beginnen, hatte ich auch ein Malaria-Testkit, welches man für 7€ in jeder Apotheke erwerben kann. Ich habe es genutzt und war froh Malaria relativ zuverlässig ohne einen Arzt oder Krankenhaus-Besuch ausschließen zu können.
Impfungen: Ich habe mich zusätzlich zu den Standartimpfungen für ärztliches Personal gegen Tollwut, Typhus, Meningokokken und Gelbfieber impfen lassen.
Generell ist zur medizinischen Versorgung in Sambia zu sagen: in Lusaka kommt man sicher an alle Produkte mehr oder weniger schnell ran. Ist man etwas auf dem Land gibt es sehr wenige Medikamente. Unabhängig von den hygienischen Umständen und medizinischem Knowhow, war ich sehr beruhigt mich mit allen Impfungen und einer großzügigen Reiseapotheke versorgt zu haben. Außerhalb von Lusaka ist man im Zweifel immer die Person mit dem größeren Knowhow, denn es gibt in vielen Kliniken keine Ärzte und nur advanced-nurses, die dort auch die Operationen vornehmen. Also auch eine gute Auslandsreisekrankenversicherung ist wichtig. Die meisten internationalen Arbeitenden dort, lassen sich ausschließlich in Südafrika oder Namibia ärztliche versorgen, werden also bei Bedarf ausgeflogen.

Für die Zeit am UTH wurde keine Unterkunft zur Verfügung gestellt. Empfohlen wurde uns das Lusaka Backpackers, wo wir auch für die Zeit unterkamen. Die Kommunikation per Email war schwierig, aber letztendlich hatten wir die Möglichkeit für 2 Monate ein Zweierzimmer mit geteiltem Bad für 250€/Person zu bekommen.
Die Lage des Hostels in der Nähe des Busbahnhofes ist seht empfehlenswert, denn so lassen sich Unternehmungen am Wochenende unkompliziert und schnell erledigen. Auch die Nähe zur Mall Levis Junction ist optimal und Einkäufe sind unkompliziert. Sicher gibt es günstigere Alternativen, aber durch die Lage war es für uns optimal. Zudem konnte man super mit anderen Internationals im Hostel kontakten. Zur Klinik benötigt man von dort 45min zu Fuß, wodurch man Stadt und Leute gut kennenlernen kann. Will man jeden Tag mit dem Taxi zur Klinik kann man ein gutes Arrangement mit den Taxifahrern vor dem Hostel treffen, die einen für ca. 3€ pro Tag fahren.
Im Hostel an sich wird schon auch Party gemacht. Die Dorms sind größtenteils zum Pool, dem Party-Place, ausgerichtet. Wir waren froh etwas im hinteren Teil der Anlage in den Privatzimmern zu sein und uns so im Fall des Falles etwas separieren zu können.

Für ein offizielles Praktikum am UTH als Student braucht man in Sambia ein Student-Visum. Der Aufwand es zu beantragen ist wohl relativ groß. Uns wurde vom UTC und auch vom Hostel empfohlen ein Touristen Visum zu beantragen, was natürlich eigentlich nicht erlaubt ist. Wir haben es trotzdem so gemacht, da wir zwecks Ausflügen an den Wochenenden auch in andere Länder reisen wollten und so mit einem Multiple Entry Tourist Visa (80$) flexibler waren. Alle mit Buissines und Study Visa müssen innerhalb des Arbeitseinsatzes im Land bleiben oder mehrfach das Visum kaufen. Das ist also zu bedenken. Die Leute, die wir trafen und eines dieser beiden Visa hatten, hatten keine Probleme es zu bekommen, waren jedoch in ihren Reisen eingeschränkt.
Im Hostel gibt es kostenfreies gutes WLAN. Wir haben unkompliziert bei MTN eine Sambische SIM-Karte gekauft, auf die man für wenig Geld im Prepaid-Prinzip Internet- und Telefonvolumen kaufen konnte.

In Sambia habe ich eine Erfahrung in persönlicher und auch beruflicher Hinsicht gemacht, die ich so hier in Europa nie erlebt hätte. Man bekommt ein sehr anderes Bild auf die High-End-Medizin, die hier in Deutschland betrieben wird und wird sehr dankbar dafür. Trotzdem konnte ich auch erfahren, dass mit weniger Mitteln auch erfolgreich Medizin betrieben werden kann. Praktisch konnte ich leider nicht viel lernen.
Für eine sehr einprägsame einzigartige Erfahrung mal in einem ganz anderen Land für längere Zeit zu sein, kann ich es sehr empfehlen. Sollten Handanlegen und praktische Tätigkeiten im Fokus stehen, empfehle ich in Sambia ein kleineres Krankenhaus, als das UTH.
Bewerbung
1,5 Jahre vorab, unkompliziert und zuverlässig per Email an Assistdean.general.med@unza.zm. Vermutlich ließe sich auch alles deutlich spontaner klären.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Bildgebung
Repetitorien
Tätigkeiten
Poliklinik
Blut abnehmen
Punktionen
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Nach Bedarf
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
300

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.07